Freitag, 31. Oktober 2014




Vorschau 14.11.22014
 
"Wie wirklich ist die Wirklichkeit ?"     Waltram Maxemilian Landman
Wirklichkeit und Wissenschaft in gegenseitiger Durchdringung, Wandel hin zu einem erweiterten Bewusstsein.

"Die Schönheit" - bzw. allgemeiner gefasst: die Wirklichkeit - "liegt im Auge des Betrachters" oder bei Problemsituationen: "Schlaf erst einmal eine Nacht drüber, dann sieht die Welt schon ganz anders aus." Solcherlei Einsichten und Empfehlungen sind zwar gemeinhin bekannt, doch überblicken wir zumeist nicht deren ganze Tragweite.
Private wie gesellschaftliche Rahmenbedingungen, konkrete wie diffuse Ängste, Befürchtungen oder Prognosen und Hoffnungen und nicht zuletzt Stimmungsschwankungen lassen uns die Welt immer wiederanders sehen und erleben.
Dieser Beliebigkeit in der situationsabhängigen subjektiven Betrachtungsweise zu entkommen, hat der Wissenschaft Flügel verliehen.
Die Wirklichkeit in ihrer unendlichen Vielfalt zu ergründen, hat im Laufe der Geschichte der Wissenschaft den analytischen Geist angetrieben, immer weitergehende Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge aufzudecken. Das in dieser Weise wissenschaftlich geprägte Filtrat der Wirklichkeit (s. H.-P.Dürr: "Das Netz des Physikers") hat inzwischen - auch durch das World Wide Web -  die Wahrnehmungs- und Denkungsart großer Teile der Menschheit, eben auch der wissenschaftlich unbedarften, maßgeblich beeinflusst.
Der objektivierte Blick auf die Welt durch die Wissenschaft versprach und verspricht (für die Unverbesserlichen immer noch) Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden.
Doch weiten Kreisen der Gesellschaft auf allen Kontinenten ist längst mehr oder weniger bewusst, dass die Wissenschaft in ihrer angewandten Form dies längst nicht mehr gewährleistet, sondern ins Gegenteil pervertiert ist: Ausbeutung von Mensch und Natur und eine bzgl. Vielfalt verarmende Welt voranzutreiben.

Rückbesinnung auf die nicht objektivierbaren Anteile unserer Wirklichkeitserfahrung ist längst im Aufwind, wie Trainingsprogramme und Methoden zur Belebung des auf Synthese, Ganzheit und Symbiose ausgerichteten anderen Funktionsmodus unseres Geistes zeigen. 
Der Trend zur Wiederverzauberung der Welt findet sich in großer Vielfalt bereits seit Jahren in Film und Literatur, so z.B. bei Harry Potter.
Es ist absehbar, dass bei immer mehr Menschen sich Auge, Geist und Herz für derartige Erfahrungen öffnen, wodurch Empathie und Verbundenheit mit Mensch und Natur ebenfalls befördert werden.  
Seher und Futurologen haben diese Entwicklung längst vorausgesehen, ob Peter Russell in seiner "Erwachenden Erde" oder Jean Gebser, Sri Aurobindo, Ken Wilber u.a.

Philosophie i.e.S. kann dabei Entwicklungshelfer sein, quasi als Hebamme für ein erweitertes Bewusstsein.


Freitag, 19. September 2014



Nachlese 5.9.                                                Christian Brehmer

Unsere Philrunde war gut besucht. Kim Lühmann, Vorsitzende des „Forums für integrale Spiritualität und Lebensgestaltung“, Osnabrück, hat ein engagiertes und gut verständliches Einführungsreferat über die Integrale Philosophie gehalten. Schautafeln haben den Nachvollzug erleichtert. Die anschließende Diskussion war lebendig, mitunter auch emotional.
Die Integrale Philosophie (Ken Wilber) unterstützt uns auf dem Wege zur Ganzheit, sie unterstützt uns zu werden, der wir im Grunde unserer Natur sind. Anhand eines Orientierungsrasters können  wir z.B. unseren gegenwärtigen Entwicklungsstand  einordnen, uns Defizite bewusst machen, sie aufarbeiten und integrieren:
Entwicklungsstufen, kollektiv (Clare Graves, „GOTT 9.0“) und individuell (etwa im 7-Jahresrhythmus) vermitteln eine Orientierung.
Entwicklungslinien gewähren Einblick in Lebensbereiche, in denen wir uns  evtl. unterschiedlich entwickelt haben.
Quadranten  dienen als Raster,  mit dem wir individuelle Orientierungs-Schwerpunkte abgleichen können.
Zustände vermitteln Überblick über Bewusstseinsmodi und einen Ausblick auf das Ziel der Entwicklung: ein Leben in der „Non-Dualität“, der Nichtzweiheit. Erst dann sind wir „ganz“.

Die integrale Theorie, so die Referentin, dient der Eigen- und Fremdbewertung. So können wir verständnisvoller mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen umgehen. Gemäß unseres Bewusstseins, unserer Wachheit, kommt das Orientierungsraster zum Tragen. Und es ist ein echter Gewinn sich damit auseinander zu setzen!  Kim: „Bewusstseinsschulung beginnt bei mir selbst!“

Was zu kurz kam in Referat und Diskussion, war die Auseinandersetzung mit dem Ziel der Bewusstseinsentwicklung: die Integration des reinen Bewusstseins (in unserem Kontext der SOPHIA) in den Alltag, der eigentliche Kern der Integralen Philosophie: Gelebte Non-Dualität –  ein Leben in Ganzheit, in der Einheit mit mir selbst und meiner Umwelt. Nennen wir es Erwachen oder„Erleuchtung“. -   Spannend!!!   
 


Vorschau: Die Seele in der indischen Philosophie     Peter Bayreuther

Laut der Yogaphilosophie sind wir die Seele.
Aham Brahmasmi: „ich bin ein spirituelles Wesen“ ist die Grundthese.
Im Westen spricht man ja dagegen davon, dass wir eine Seele (Psyche) haben.

Wir haben die gleichen Eigenschaften wie Gott, nämlich
Sat (ewiges Sein),
Chid (ewiges Bewusstsein),
Ananda (ewige Freude).
Gott (Krishna) hat aber eine andere Quantität, nämlich unermesslich groß.
Wir als Seele sind unermesslich klein (Quantität), aber göttliche Wesen (Qualität).
Wir sind zugleich eins mit Gott und ewig individuell: Gott ist die Sonne und wir sind die einzelnen Sonnenstrahlen.

Diese Auffassung ist eigentlich recht ähnlich mit der christlichen, („wir sind Gottes Kinder“) Gott ist ein absolutes Individuum und auch jede Seele ist ein göttliches, absolutes Individuum.

Das besondere in der indischen Auffasssung ist die Reinkarnation. Wir verkörpern uns immer wieder hier auf der Erde, bis wir die Befreiung erlangen und für immer in Gottes Reich leben können.
Dieses ist die Bhakti-Strömung (Liebe zu Gott), besonders vertreten durch Shri Chaitanya um 15OO.

Es gibt auch noch die Jnana-Richtung (philosophisches Forschen), begründet durch Shankara um 800 und aktualisiert durch Shri Aurobindo (1872 – 1950).
C.Brehmer: Der Integrale Yoga von Shri Aurobindo geht weitgehend konform mit  dem Kern der Integralen Philosophie nach Ken Wilber: Ziel der menschlichen Evolution ist die Verwirklichung des non-dualen Bewusstseins, der verwirklichten Seele im Alltag –  ein Leben aus der Einheit als Grundlage zur Erneuerung unserer globalisierten Welt. Auroville, die Stadt des Zukunftsmenschen, versteht sich als ein Modellprojekt. 

Seele in der Sicht der Kunst                               Dieter Pentzek

„Seele“ kommt wohl von „See“, von dem Wasser, auf dem unsere gotischen Vorfahren ihre toten Angehörigen rituell in Flammen aufgehen ließen. Daher scheint auch der religiöse Gedanke eines Auffahrens von Seele gen Himmel zu stammen.
  Nicht nur Religion, auch die Kunst hat manchmal diesen Gedanken – z.B. bei Roswitha und Dieter. Nach einer Pilgerfahrt auf dem Kriegsfluss Düna ließen wir 2006 unsere Malereien vor einem ehemaligen KZ-Gelände bei Riga in Flammen aufgehen. Deren Seele kam aus der Kunst der Renaissance – der Hoffnung auf einen „Neuen Menschen“.                                                     



 


Mittwoch, 20. August 2014



Nachlese 1.8.2014                                           Christian Brehmer

Unsere letzte Philrunde war gut besetzt. Nach dem tradierten Ritual – Sharingrunde („sich outen“) und Entspannungsreise in die Sophia – gab es eine kurze Einführung   zu Teilhard de Chardin.
Philosophen, Freunde der Weisheit, befassen sich mit den großen Fragen    des Lebens.                                                                                                              
 Woher komme ich?  Wohin gehe ich?  Was soll ich hier in meinem Leben?
Diesmal war es der bedeutende französische Naturwissenschaftler, Philosoph und Jesuit Pierre Teilhard de Chardin, der uns zum Nachdenken und zu einem Gespräch inspirierte. Oder besser zu einer Diskussion, denn die Ansichten gingen wie erwartet auseinander. Uns fehlte die Moderation durch das Herzkissen, das jeweils der Sprecher bekommt, der sich gemeldet hat. Denn das Herzkissen soll uns daran erinnern, was am 1.7. mit Angela Thema war: die „Gewaltfreie Kommunikation“.  Schauen wir noch einmal auf  die Nachlese vom letzten Mal. Vielleicht sollten wir uns ein kurzes Innehalten zwischen zwei Aussagen angewöhnen, das bringt Ruhe und Reflektion.
Teilhard entwirft, so wussten wir bereits aus der Vorschau und aus Wikipädia, ein ganzheitliches Weltbild, eine Zusammenschau mit Hilfe der Evolutionstheorie von Wissenschaft und Religion. Man sollte beide auseinanderhalten, so wurde zunächst argumentiert. Wissen forscht im Objektiven, Glauben und Mythos im Subjektiven. Der Einwand kam, dass auch die Naturwissenschaft einer Evolution unterliegt. Tatsächlich konvergieren in der Quantenphysik Objektivität und Subjektivität, wie es die Heisenberg´sche Unschärferelation oder der Wellen/Partikel-Dualismus nahelegt. Große Physiker, wie Einstein und Heisenberg waren offen für Mystik. Und  Teilhard  war beides, Naturwissenschaftler und Mystiker. Es gibt ernsthafte Aussagen, dass im Vereinheitlichten Feld, im Logos, Geist und Materie,  Bewusstseinsvacuum (die STILLE) und Quantenvacuum, konvergieren.
Die Frage, wie es mit der Menschheit weitergeht, brachte uns in die Gegenwart. Tatsächlich befindet sich die Welt momentan in einem Chaos. So erlebte es  auch schon Teilhard  im 1. Weltkrieg, wo er eine Vision Christi hatte. Das war wahrscheinlich die Inspiration für sein großes, befreiendes Werk, das noch immer der gebührenden Rezeption harrt.
Sicherlich wird die Triebkraft der Evolution, von der Teilhard spricht, und die vom Urknall bis zur Gegenwart immer komplexere und höhere Bewusstseinsträger hervorgebracht hat, auch weiter im Menschen wirken (s. Vorschau vom 1.8.).    Gibt es neben der Triebkraft „von unten“, der Evolution, auch ein Zugkraft „von oben“ eine Involution? Diese Frage wurde in der Gesprächsrunde eingebracht, anlehnend an das Buch von Armin Risi „Der radikale Mittelweg“.
Ja, da gibt es Schätze zu heben! Aber der größte Schatz, das höchste Wissen, liegt ins: „Erkenne dein SELBST, dann wirst Du die Welt erkennen“ (Orakel zu Delphi).    



Vorschau 5.9.2014                                               Angela Muselmann-Bruhn 

Die Integrale Philosophie
ist ein Orientierungssystem und kann hilfreich sein, mehr Bewusstheit ins eigene Bewusstsein zu bringen.
Seit Beginn der Menschheit, stellt sich der Mensch die Frage nach dem Sinn der eigenen Existenz und was es ist, was ihn umgibt.
Die Beantwortung dieser Frage hängt von den eigenen Erfahrungen und der erworbenen Sichtweise der Welt ab. Der Blick auf die Geschichte zeigt, dass die Weltsicht Wandlungen unterworfen ist.
Auch die Integrale Philosophie kann nur ein Hilfsmittel sein, um sich der Frage: „Was ist wahr ?“ zu nähern. Sie versucht, der Komplexität dieser Frage mit einem Überblick  des aktuellen Weltwissens gerecht zu werden, indem von einer Wirklichkeit der Non-Dualität, als immer –gegenwärtige So-heit der Wirklichkeit im Hier und Jetzt ausgegangen wird, und wo sich aktuelle Wissenschaft, Quantenforschung und östliche Philosophien, also Wissenschaft und Religion wieder vereinigen und aus diesem Überblick, eine Integration, Verstehen und Annahme aller anderen durchlaufenen Stufen möglich wird.
Individuell geht es nicht nur darum integral zu denken, sondern um eine lebenspraktische Vorbereitung der eigenen Selbstentwicklung, durch Körperarbeit, Meditationspraxis, bewusstes Miteinander und annehmen lernen der eigenen Widerstände.
Ken Wilber, ein amerikanischer Philosoph und interdisziplinärer Denker unserer Zeit, entwickelte die Integrale Theorie.
Er unterscheidet zum Verständnis der Vielzahl der Erscheinungen  in der Welt der Formen,
fünf Hauptkategorien: Quadranten, Ebenen, Linien, Zustände und Typen.
- Die vier Quadranten beschreiben die Sichtweisen des Seins, innerlich individuell, innerlich kollektiv, äußerlich objektiv, äußerlich interobjektiv.
- Die Ebenen sind sogenannte Meilensteine der Entwicklung der Menschheitsgeschichte z.B. prärational-rational-transrational.
- Linien beschreiben individuelle Entwicklungsprofile, diese Kompetenzen können in allen vier Quadranten unterschiedlich sein.
Ebenen und Linien berücksichtigen, dass sich vieles im Universum in Entwicklung befindet.
- Zustände sind wechselnd und vorübergehend und sagen etwas über meinen Wachheitsgrad aus, bei Freude, Angst, Traum- oder Tiefschlaf.
- Es gibt unzählige Typologien, wie z.B. Sternzeichen, Elemente oder das Enneagramm; sie zeigen unterschiedliche Ausprägungsformen unseres Selbst, auf jeder Ebene des Bewusstseins an.

Anmerkung: Dies ist nur der Versuch, einer absolut verkürzten Darstellung, da Kim aus Abwesenheitsgründen nicht selbst eine Einführung übernehmen konnte. Leider gab es auch keine Absprache zwischen mir und ihr, so dass wir alle nur gespannt sein können, wie und was sie uns am 5. September dazu leicht verständlich vortragen wird.