Sonntag, 26. Juli 2020

 
Nachschau 3.7.2020: 
Was macht Corona mit uns?                      Jürgen Staas 
Unsere Diskussionspunkte zum Thema Corona  (Points to ponder) waren:
Alexis de Toqueville: In Krisenzeiten irrt der Verstand durch die 
Dunkelheit.  Oder Thomas Hobbes: Die Todesfurcht ist die mächtigste 
politische Leidenschaft. Da ist der  Mensch immer bereit, seine Freiheit 
der Sicherheit zu opfern. - Spannungsreiche Dichotomien zwingen zu  
Güterabwägungen:
                                               Wissenschaft   -  Politik
                                               Staat  -  Bürger
                                               Freiheit   - Sicherheit
 Gesinnungsethik  - Verantwortungsethik
-  Die Wissenschaft soll Erkenntnisse liefern. Die Politik muss 
entscheiden.  Beide sind fehlbar. Voraussicht ist schwierig.- 

Illiberale Demokratien nutzen die Krise als ihren "Reichstagbrand", 
um bürgerliche Freiheiten einzuschränken.
-   Feindliche Einstellung gegenüber Wissenschaft, Presse, etc. tun ein 
Übriges. - Vertauensverlust.
-   Verschwörungstheorien  aller Art grassieren.
-   Mythologische, anthropomorphe  Vorstellungen  von Natur und "Mutter 
Erde" (Gaia) , die  "sich rächen" oder uns "zur   Vernunft bringen " 
sollen,  sind wenig hilfreich.
 -    Umkehrung der Relevanz,  vom Religiösen zum Säkularen,  von 
Prominenz zu einfachen Dienstleistern!

-   Der Mensch wieder im Zentrum, wirklich? - Neues Bewusstsein? - 
Weltweites Ethos? -  Das Schicksal der UNO ist wenig ermutigend.  -  Wie 
lernfähig ist der Mensch wirklich?  -  Gefragt bleibt rationale Verantwortung!                                              
 

 Was macht Corona mit uns?              Klaus Burghardt
    
Wir gewöhnen uns daran, auf demokratische Rechte zu verzichten. Nutzen nur „illiberale Demokratien“ so etwas zur dauerhaften (!) Einschränkung bürgerlicher Freiheiten? Nach 9/11 wurden auch in Deutschland neue Sicherheitsgesetze zur Bekämpfung und Verhinderung von Terrorismus eingeführt. Zurückgenommen wurden sie nicht, eher noch erweitert und ausgebaut ... 

Wir gewöhnen uns an den Einsatz der Bundeswehr im Innern, an eine Militarisierung der Gesellschaft. Die Bundeswehr könne nun als „Zusatzpolizei“ eingesetzt werden, heißt es, mit allen landesrechtlichen Befugnissen einschließlich Schusswaffeneinsatz.  

Wir akzeptieren, dass die „Helden des Alltags“ gefeiert werden, ihre niedrige Bezahlung allerdings unverändert bleibt, wie auch ihre miserablen Arbeitsbedingungen, ja, dass - für wie lange noch? - ihre Arbeitszeiten auf 12 Stunden verlängert und die Ruhezeiten auf bis zu 9 Stunden verkürzt werden können - im medizinischen Bereich ein hochgefährliches Unterfangen. 

Wir akzeptieren, dass der Staat mehr als das Doppelte des Werts der Lufthansa in das Unternehmen steckt, ohne auf die Geschäftspolitik Einfluss zu nehmen, weder in Bezug auf das Klima noch auf die Sicherung von Arbeitsplätzen. Dass Konzerne Staatshilfen erhalten, gleichzeitig aber großzüggige Ausschüttungen an Aktionäre vornehmen und Aktienrückkäufe in Milliardenhöhe tätigen. 

Wir lesen und akzeptieren, dass Arbeitgeber und Politiker den Sozialstaat einschränken, den Mindestlohn kürzen, Kündigungs-, Arbeits- und Gesundheitsschutz einschränken, dass auch private Unternehmen Tracking-Apps zur internen „Kontaktverfolgung“ der Mitarbeiter nutzen, dass Autokonzerne die ab 2020 gültigen CO2-Grenzwerte außer Kraft gesetzt wollen, dass trotz Corona Krankenhäuser geschlossen werden ...... und auch, dass arme Familien für „Homeschooling“ benötigte PCs, Drucker, Internetzugänge aus ihrem Regelsatz ansparen müssen - was die soziale Kluft an der Schule weiter verstärkt.

Wir stellen uns schon einmal darauf ein, den Gürtel zukünftig einger zu schnallen und eine weiter zunehmende soziale Ungleichheit - wie bisher - hinzunehmen ... und haben es damit ja immer noch besser als die wirklich armen Menschen im globalen Süden, bei denen Armut und Hunger massiv anwachsen werden. Das alles, und noch viel mehr - während wir ängstlich und isoliert zu Hause sitzen und gebannt auf die neuesten Zahlen schauen, die uns - je höher sie ausfallen - um so leichter beherrschbar machen ...



Vorschau 7.8.´20: Der Begriff der Freiheit 
                                                                                                 Jürgen Staas
Der Begriff der Freiheit betrifft mehrere ganz verschiedene Bereiche.
So wird zwischen der äußeren, politischen, sozialen und der inneren, 
individuellen, persönlichen Freiheit zu unterscheiden sein.  Die 
gesellschaftliche  Freiheit ist  leicht zu beschreiben, weil sie konkret und 
anschaulich  erlebbar ist.  Das Leben in einer christlich geprägten,  
freiheitlichen,  aufgeklärten, demokratisch verfassten Gesellschaft  
unterscheidet sich ganz handfest vom Leben in einem autoritären, 
diktatorischen  oder theokratischen System.  -  Schwieriger, 
kontroverser stellt sich das psychologische Problem der inneren 
Freiheit, das  der "Willensfreiheit" dar.  Es ist so alt wie Religion 
oder Philosophie. Theologen und Juristen sehen es anders als Biologen 
und speziell die Hirnforscher, weil es hier um Fragen der Schuld und 
Verantwortlichkeitgeht, also auch um Moral und Ethik.