Dienstag, 27. Oktober 2020

 Nachschau 2.10.2020: Die Bedeutung der Arbeit für den Menschen               
 
Das Dialog-Paper unseres Referenten Jürgen Staas (s. Vorschau)
ist ein kompakter Überblick der sich verändernden Einstellung zur Abeit im Verlauf der Geschichte. Da gab es reichlich  Stoff zur Reflexion und zum Gespräch.
Unter Arbeit verstehen wir vornehmlich Tätigkeit im Äußeren.
Aber wir kennen auch - und das zeichnet u.a. die Philosophen aus - die die Arbeit am Inneren: die Selbstreflexion. Sie wird meist durch Umweltereignisse ausgelöst. Hierzu einen interessanter Beitrag unseres Kommilitonen Joachim:
 
Wenn ich mich um eine Bewusstseinsveränderung bemühe (ein Bemühen ist da wirklich Voraussetzung) und ich hierin
einen wesentlichen Sinn des Lebens sehe, dann bin ich sehr schnell beim Thema "Arbeit". Denn ich erlebe diese Bewusstseins-
veränderung so, dass sie ohne Impulse von außen nicht oder nur sehr eingeschränkt funktioniert. Die Arbeit "impulsiert" mich,
zwingt mich zu Fragen, die ich mir sonst nicht gestellt hätte. 
    Hat der Kollege, der sich nicht an Absprachen hält, wirklich gegen mich gearbeitet oder hat er vielleicht aus fehlender Unachtsamkeit  heraus mit unreflektierter Impulsivität gegen Abspachen gehandelt? Letztlich weiß ich es nicht, aber was ich ganz genau weiß:
"Mich persönlich hat das gestört und enttäuscht. Ich spüre, wie wichtig mir Verbindlichkeit ist und mein Bewusstsein für dieses Gefühl wäre ohne den Impuls meines Kollegen nicht geschärft worden." Ein einfaches Beispiel, aber es zeigt mir, dass die Arbeit solche und ähnliche Impulse bereithält die mein Bewusstsein betreffen und es weiterentwickeln. Das funktioniert natürlich auch in der Freizeit, aber es gibt einen entscheidenden Unterschied:
Die Arbeit übt einen Zwang aus, ich kann ihr und meinem Kollegen nicht davonlaufen. Ich muss mich stellen, in der Freizeit jedoch kann ich auch bequem ausweichen, mache einfach das , was mir gefällt, meide also auch eher als unangenehm eingestufte Impulse. Der Zwang der Arbeit klingt negativ, ist es oft auch, dennoch ist hier meine Disziplin gefordert, die mich durch Reflexion und Nachspüren in meinem Bewusstsein fordert und eben auch fördert. Ich kann mich glücklich schätzen, wenn ich auf diesem Wege eine Bewusstseinsveränderung erreiche. Das macht mich im Inneren reicher und eben auch glücklich. All das funktioniert aber nur, wenn die Arbeit gewisse Potenziale besitzt. Die Fließbandarbeit, die ich als Student verrichten musste, gehört für mich nicht dazu. Damals fühlte ich mich angeödet und über alle Maßen gestresst. Es war wirklich kaum auszuhalten. Im Nachgang könnte ich vielleicht sagen, dass mein Bewusstsein in jener Weise entwickelt wurde, dass ich jetzt ganz genau wusste, was ich eben nicht wollte.
Eine Bewusstseinsveränderung konnte bei mir nur einsetzen, weil ich nach der Fließbandarbeit wieder in eine studentische Welt eintauchen konnte, in der ich meine Talente und Neigungen entwickeln konnte und die mir den Raum der Reflexion geboten hat. In diesem Sinne bin ich mit meiner Arbeit in der gymnasialen Oberstufe und mit meinem Bewusstsein hierzu zufrieden. "Im Schweiße meines Angesichts" muss ich mein Geld nicht verdienen,
aber Mühen und Anstrengungen sind mir auferlegt. Schweißperlen finden ihren Weg bisweilen bis auf meine Zunge. Salzig schmecken sie, doch wenn ich einmal richtig durchgeschwitzt bin, fühle ich mich gut und besser als vorher. Wen kümmert da der salzige Geschmack?
 

Die Bedeutung der Arbeit für den Menschen?      Klaus Burghardt

Sie hat den Menschen selbst geschaffen.

 Das meint zumindest Friedrich Engels. Wie er dazu kommt?

 Da ist vom aufrechten Gang die Rede. Von der nun freien Hand, von Herrschaft über die Natur, von Kooperation und dem Bedürfnis nach Sprache, der allmählichen Entwicklung des Gehirns und der Sinne, des Bewusstseins, des Abstraktions- und Schlussvermögens, die ihrerseits auf Arbeit und Sprache zurückwirkten, und von der menschlichen Gesellschaft. Werkzeuge, Fleischkost, Feuer, Wanderungsbewegungen sind Thema ... und eine Warnung, dass die Natur sich für jeden unserer Siege über sie rächt.

Wer Lust hat, meine kleine Zusammenfassung und vielleicht gar den per Link verfügbaren (kurzen, unvoll-endeten) Originaltext zu lesen, wer offen ist für einen materialistischen Erklärungsansatz evolutionärer Prozesse und wen außerdem die Ergebnisse "neuroarchäologischer" Experimente interessieren, der klicke bitte jetzt und hier: https://www.diverseverse.de/philosophisches/arbeit/

 

 
 
Vorschau  6.11.2020: Förderung der Solidarität (Harmonie) in unserer Gruppe       Christian Brehmer
 
Unser Kommilitone Klaus Burghardt hat sich eingehend und kritisch mit den Thesen von Seth befasst und sie mit unserem modernen Wirtschaftssystem abgeglichen. Hier nochmal der weiterführende Link zu dem bemerkenswerten Artikel: 
        https://www.diverseverse.de/philosophisches/seth/
Eine zentrale These von Seth besagt: "Ihr schafft eure eigene Realität". Damit will er zum einem zum Ausdruck bringen, dass unsere Gedankenwelt unsere jeweilige subjektive Realität kreiert. Nicht die Dinge selbst, sondern unsere Gedanken, unsere Einstellung zu den Dingen, schafft unsere Realität und wie wir auf sie reagieren. Zum anderen geht von unseren Gedanken auch eine gewisse Realität schaffende Wirkung aus. Das wird durch die Psychosomatik bestätigt. Und die Werbeindustrie scheffelt Millionen mit dieser Gesetzmäßigkeit. Je kraftvoller unsere Gedanken, desto stärker die Wirkung. Ein Gedankenkenimpuls z.B. nach der Meditation zur Heilung eines Kranken kann wesentlich zu seiner Genesung beitragen.
Warum nicht mal ein kleines Experiment machen, um die These von Seth "Ihr schafft eure eigene Relaität" zu testen? Genau das schlägt
Klaus in seinem Artikel unter 2.6. vor. Die Versuchspersonen des Experimentes sind keine anderen als die unserer Philrunde: also wir, präsent in der Runde oder abwesent daheim.
Obwohl unsere letzten Treffen im Freien und im geräumigen Gemeindesaal der Paulus Kirche recht locker und kreativ verliefen,
wurde doch oft bemängelt in der Vergangenheit, dass sich in der Hitze es Gesprächs mitunter Spannungen unter uns aufbauen, die Lockerheit und Kreativität beeinträchtigen. Daran können wir arbeiten:    

2.6 Meller Philosophen verändern die Welt![?]  Klaus Burghardt  

Ihr schafft eure eigene Realität!

 Wenn dem tatsächlich so ist - was hindert uns daran, zunächst nur einige Wenige, zum Beispiel die Meller Philosophenrunde, an einer Realität1 zu arbeiten, die ein klein wenig kollegialer, solidarischer ist? Nicht nur jeder für sich zu Hause, sondern bei unseren Treffen. Der Glaubenssatz heißt:

Unsere Realität soll etwas solidarischer werden!

  Vielleicht könnten wir uns auch darauf einigen, einmal an jedem Tag zu einer bestimmten Zeit jeder für sich (und doch gemeinsam!) mit diesem Glaubenssatz zu arbeiten.

Statt also wie beim Wetter2 unbewusst an einem chaotischen Prozess mitzuwirken, nehmen wir uns in diesem Fall ein gemeinsames Projekt vor: eine geplante und koordinierte Aktion mit klar definiertem Ziel.

Chris lässt seine Kontakte spielen und versucht, weitere Leute ins Boot zu holen. Klemens vielleicht? Der kennt wieder haufenweise andere Leute, die dafür vielleicht offen sind. 

Als mittelfristiges Zwischenziel könnten wir uns etwa auf eine Realität einigen, in der  

die Gesellschaft einen Markt hat, statt ein Markt zu sein.

  Und danach schauen wir dann mal weiter.

Sollte so etwas gelingen, würden wir nachträglich auch Karl Marx ganz sicher eine große Freude bereiten, der seinerzeit also sprach:

  „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt drauf an, sie zu  verändern.“3 

Ja, und bei diesem Vorhaben wäre es ganz gewiss hilfreich, wenn Seth eine solche Perspektive ebenfalls vermitteln würde. Dann könnte alles viel schneller gehen.

 

1 Siehe meine Definition von Realität in Kapitel 1.3 Ist Seths knackiger Slogan irreführend? S. 5:
   Realität ist die Gesamtheit der natürlichen, gesellschaftlichen und persönlichen Sachverhalte, Tatsachen, Umstände, ..."

2 ebd.

3 These 11 in: http://www.mlwerke.de/me/me03/me03_005.htm

Chris: Was meint ihr dazu? Wir sollten uns darauf einlassen ... Hinsichtlich des Zitates von Marx könnte man einwenden, worauf hin soll denn die Welt verändert werden? Da muss man eine klare und gültige Vorstellung haben, sonst gibt es nur Verschlimmbesserungen, wie wir das mit dem Sozialismus in der DDR erlebt haben.