Nachschau 2.10.2020: Die Bedeutung der Arbeit für den Menschen
Das Dialog-Paper unseres Referenten Jürgen Staas (s. Vorschau)
ist ein kompakter Überblick der sich verändernden Einstellung zur Abeit im Verlauf der Geschichte. Da gab es reichlich Stoff zur Reflexion und zum Gespräch.
Unter Arbeit verstehen wir vornehmlich Tätigkeit im Äußeren.
Aber wir kennen auch - und das zeichnet u.a. die Philosophen aus - die die Arbeit am Inneren: die Selbstreflexion. Sie wird meist durch Umweltereignisse ausgelöst. Hierzu einen interessanter Beitrag unseres Kommilitonen Joachim:
Wenn ich mich um eine Bewusstseinsveränderung bemühe (ein Bemühen ist da wirklich Voraussetzung) und ich hierin
einen wesentlichen Sinn des Lebens sehe, dann bin ich sehr schnell beim Thema "Arbeit". Denn ich erlebe diese Bewusstseins-
veränderung so, dass sie ohne Impulse von außen nicht oder nur sehr eingeschränkt funktioniert. Die Arbeit "impulsiert" mich,
zwingt mich zu Fragen, die ich mir sonst nicht gestellt hätte.
Hat
der Kollege, der sich nicht an Absprachen hält, wirklich gegen mich
gearbeitet oder hat er vielleicht aus fehlender Unachtsamkeit heraus mit
unreflektierter Impulsivität gegen Abspachen gehandelt? Letztlich weiß
ich es nicht, aber was ich ganz genau weiß:
"Mich persönlich hat das gestört und enttäuscht. Ich spüre, wie
wichtig mir Verbindlichkeit ist und mein Bewusstsein für dieses Gefühl
wäre ohne den Impuls meines Kollegen nicht geschärft worden." Ein einfaches
Beispiel, aber es zeigt mir, dass die Arbeit solche und ähnliche Impulse
bereithält die mein Bewusstsein betreffen und es weiterentwickeln. Das
funktioniert natürlich auch in der Freizeit, aber es gibt einen
entscheidenden Unterschied:
Die Arbeit übt einen Zwang aus, ich kann ihr und meinem Kollegen
nicht davonlaufen. Ich muss mich stellen, in der Freizeit jedoch kann
ich auch bequem ausweichen, mache einfach das , was mir gefällt, meide also
auch eher als unangenehm eingestufte Impulse. Der Zwang der Arbeit
klingt negativ, ist es oft auch, dennoch ist hier meine Disziplin
gefordert, die mich durch Reflexion und Nachspüren in meinem Bewusstsein
fordert und eben auch fördert. Ich kann mich glücklich schätzen, wenn
ich auf diesem Wege eine Bewusstseinsveränderung erreiche. Das macht
mich im Inneren reicher und eben auch glücklich. All das funktioniert
aber nur, wenn die Arbeit gewisse Potenziale besitzt. Die
Fließbandarbeit, die ich als Student verrichten musste, gehört für mich
nicht dazu. Damals fühlte ich mich angeödet und über alle Maßen
gestresst. Es war wirklich kaum auszuhalten. Im Nachgang könnte ich
vielleicht sagen, dass mein Bewusstsein in jener Weise entwickelt wurde,
dass ich jetzt ganz genau wusste, was ich eben nicht wollte.
Eine Bewusstseinsveränderung konnte bei mir nur einsetzen, weil ich
nach der Fließbandarbeit wieder in eine studentische Welt eintauchen
konnte, in der ich meine Talente und Neigungen entwickeln konnte und die
mir den Raum der Reflexion geboten hat. In diesem Sinne bin ich mit
meiner Arbeit in der gymnasialen Oberstufe und mit meinem Bewusstsein
hierzu zufrieden. "Im Schweiße meines Angesichts" muss ich mein Geld
nicht verdienen,
aber Mühen und Anstrengungen sind mir auferlegt. Schweißperlen
finden ihren Weg bisweilen bis auf meine Zunge. Salzig schmecken sie,
doch wenn ich einmal richtig durchgeschwitzt bin, fühle ich mich gut und
besser als vorher. Wen kümmert da der salzige Geschmack?
Die Bedeutung der Arbeit für den Menschen? Klaus Burghardt
Sie hat den Menschen
selbst geschaffen.
Das meint zumindest
Friedrich Engels. Wie er dazu kommt?
Da ist vom aufrechten Gang
die Rede. Von der nun freien Hand, von Herrschaft über die Natur,
von Kooperation und dem Bedürfnis nach Sprache, der allmählichen
Entwicklung des Gehirns
und der Sinne, des Bewusstseins, des Abstraktions- und
Schlussvermögens, die ihrerseits auf Arbeit und Sprache zurückwirkten,
und von der menschlichen Gesellschaft. Werkzeuge, Fleischkost, Feuer,
Wanderungsbewegungen sind Thema ... und eine Warnung, dass die Natur
sich für jeden unserer Siege über sie rächt.
Wer
Lust hat, meine kleine
Zusammenfassung und vielleicht gar den per Link verfügbaren (kurzen,
unvoll-endeten) Originaltext zu lesen, wer offen ist für einen
materialistischen Erklärungsansatz evolutionärer Prozesse und
wen außerdem die Ergebnisse "neuroarchäologischer" Experimente
interessieren, der klicke bitte jetzt und hier: https://www.diverseverse.de/philosophisches/arbeit/
Vorschau 6.11.2020: Förderung der Solidarität (Harmonie) in unserer Gruppe Christian Brehmer
Unser Kommilitone Klaus Burghardt hat sich eingehend und kritisch mit den Thesen von Seth befasst und sie mit unserem modernen Wirtschaftssystem abgeglichen. Hier nochmal der weiterführende Link zu dem bemerkenswerten Artikel: https://www.diverseverse.de/philosophisches/seth/ Eine zentrale These von Seth besagt: "Ihr schafft eure eigene Realität". Damit will er zum einem zum Ausdruck bringen, dass unsere Gedankenwelt unsere jeweilige subjektive Realität kreiert. Nicht die Dinge selbst, sondern unsere Gedanken, unsere Einstellung zu den Dingen, schafft unsere Realität und wie wir auf sie reagieren. Zum anderen geht von unseren Gedanken auch eine gewisse Realität schaffende Wirkung aus. Das wird durch die Psychosomatik bestätigt. Und die Werbeindustrie scheffelt Millionen mit dieser Gesetzmäßigkeit. Je kraftvoller unsere Gedanken, desto stärker die Wirkung. Ein Gedankenkenimpuls z.B. nach der Meditation zur Heilung eines Kranken kann wesentlich zu seiner Genesung beitragen.
Warum nicht mal ein kleines Experiment machen, um die These von Seth "Ihr schafft eure eigene Relaität" zu testen? Genau das schlägt
Klaus in seinem Artikel unter 2.6. vor. Die Versuchspersonen des Experimentes sind keine anderen als die unserer Philrunde: also wir, präsent in der Runde oder abwesent daheim.
Obwohl unsere letzten Treffen im Freien und im geräumigen Gemeindesaal der Paulus Kirche recht locker und kreativ verliefen,
wurde doch oft bemängelt in der Vergangenheit, dass sich in der Hitze es Gesprächs mitunter Spannungen unter uns aufbauen, die Lockerheit und Kreativität beeinträchtigen. Daran können wir arbeiten:
2.6 Meller Philosophen verändern die
Welt![?] Klaus Burghardt
Ihr schafft eure eigene Realität!
Wenn
dem tatsächlich so ist - was hindert uns daran, zunächst nur einige
Wenige, zum Beispiel die Meller Philosophenrunde, an einer Realität1
zu arbeiten, die
ein klein wenig kollegialer, solidarischer ist? Nicht nur jeder für
sich zu Hause, sondern bei unseren Treffen. Der Glaubenssatz heißt:
Unsere Realität soll etwas solidarischer werden!
Vielleicht
könnten wir uns auch darauf einigen, einmal an jedem Tag zu einer
bestimmten Zeit jeder für sich (und doch gemeinsam!) mit diesem
Glaubenssatz zu
arbeiten.
Statt also wie beim Wetter2 unbewusst an einem chaotischen Prozess mitzuwirken, nehmen wir uns in diesem Fall ein gemeinsames Projekt vor: eine geplante
und koordinierte Aktion mit klar definiertem Ziel.
Chris
lässt seine Kontakte spielen und versucht, weitere Leute ins Boot zu
holen. Klemens vielleicht? Der kennt wieder haufenweise andere Leute,
die dafür vielleicht offen
sind.
Als mittelfristiges Zwischenziel könnten wir uns etwa auf eine Realität einigen, in der
die Gesellschaft einen Markt hat, statt ein Markt zu sein.
Und danach schauen wir dann mal weiter.
Sollte
so etwas gelingen, würden wir nachträglich auch Karl Marx ganz sicher
eine große Freude bereiten, der seinerzeit also sprach:
„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es
kömmt drauf an, sie zu verändern.“3
Ja,
und bei diesem Vorhaben wäre es ganz gewiss hilfreich, wenn Seth eine
solche Perspektive ebenfalls vermitteln würde. Dann könnte alles viel
schneller
gehen.
1 Siehe meine Definition
von Realität in Kapitel 1.3 Ist Seths knackiger Slogan irreführend? S. 5:
Realität ist die Gesamtheit der natürlichen, gesellschaftlichen und persönlichen Sachverhalte, Tatsachen, Umstände,
..."
2 ebd.
3 These 11
in: http://www.mlwerke.de/me/me03/me03_005.htm
Chris: Was meint ihr dazu? Wir sollten uns darauf einlassen ... Hinsichtlich des Zitates von Marx könnte man einwenden, worauf hin soll denn die Welt verändert werden? Da muss man eine klare und gültige Vorstellung haben, sonst gibt es nur Verschlimmbesserungen, wie wir das mit dem Sozialismus in der DDR erlebt haben.