Dienstag, 17. Dezember 2019

Nachschau 6.12.2019: Ethik ist wichtiger als Religion    Klaus Burghardt

Zu den Quellenangaben siehe die Nachschau vom 4.10.19. Grundlage des aktuellen Gesprächs war der siebt- oder achtletzte Abschnitt des Appells:   
     „Durch Meditation und Nachdenken können wir zum Beispiel lernen, dass Geduld das wichtigste Gegenmittel gegen die Wut ist, Zufriedenheit gegen Gier wirkt, Mut gegen Angst, Verständnis gegen Zweifel. Zorn über andere hilft wenig, stattdessen sollten wir dafür sorgen, dass wir uns selbst ändern.“
     Geht es, so wurde gefragt, hierbei in erster Linie um Gefühle? Ziel sei eine neue „Ethik des 21. Jahrhunderts“. Der Dalai Lama schlage hier Methoden vor, um diese Ethik zu entwickeln. Es gehe nicht darum, recht zu haben, sondern darum, die Position des Anderen zu verstehen. Dann könne man eine gegensätzliche Meinung eher stehen lassen, was das Zusammenleben erleichtere.
     Aber - hieß es auch - die Superethik laute: Sex und Geld!
Weiter ohne Konjunktiv:
     Religion hat viel mit formalen Vorschriften zu tun. Der Dalai Lama legt mehr Wert auf die Inhalte. Kann man Wut durch Geduld auflösen? Man muss sich zurücknehmen, sich fragen: Was passiert mit mir? Vielleicht hat der Andere doch recht?
     Funktioniert der Mensch so? Wenn ich wütend bin, braucht es dann nur etwas guten Willen, damit ich sanftmütig werde? Wenn ich Angst habe, wie kann ich mutig werden? Das Hirn ist ein autonomer Organismus. Eine übergeordnete Stelle gibt es nicht. Willensanstrengung hilft da nicht weiter. 2000 Jahre Christentum haben den Menschen nicht verändert. „Tut Buße“ (Johannes) - d.h.: Ändert euch! Wer oder was bewirkt denn die Veränderung? „Fürchtet euch nicht!“ Habt keine Angst. Wo kommt der Mut her? Wenn das so einfach wäre, sähe die Welt besser aus.
     Um eine Ethik ausüben zu könne, braucht es eine humane Erziehung. Die 10 Gebote bieten sich als Inhalt an. Wer die Gebote als moralisches  Recht ansieht und sich daran hält, wird von Gott geliebt. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine Ausbildung. Diese gab es bisher nur in Klöstern oder ähnlichen Einrichtungen. Die 10 Gebote sind „das Ausgießen der Religion über den Menschen.“ Ethik und Religion sind vereint.
     Entscheidend beim Überwinden negativer Emotionen ist die Bewusstwerdung. Im Zustand der Wut bin ich außerstande, den erforderlichen Abstand einzunehmen und die Geduld als Gegenpol wachzurufen. Das Bewusstwerden, die Achtsamkeit müssen eingeübt werden. „Ich bin achtsam bei mir selbst.“ Das ist eine übergeordnete Instanz. Sie ist transzendental, nicht anatomisch, nicht an Gehirnfunktionen festzumachen. „Die Korrelate allerdings sind messbar!“
     Sich die Geduld als Gegenmittel vorstellen zu können, das ist nicht leicht. Erfahrung ist wichtig. Früher haben die Menschen geglaubt, die Erde sei eine Scheibe. Kolumbus hat die Erfahrung gemacht, das dem nicht so ist. Man muss etwas tun, die Erfahrung machen. Angst oder Skepsis können solche Erfahrungen verhindern.
     Erziehung, Bildung, Aufklärung, ... Der Fortschritt der Menschheit ist ein langer, mühsamer Prozess. Wir wissen, dass die Erde um die Sonne kreist, aber in der Sprache geht die Sonne auf oder unter. Der Mensch galt als Krone der Schöpfung, als Gottes Ebenbild. Dann hieß es, er stamme vom Affen ab, er gehört also ins Tierreich. „Und dann erwarten wir, dass er vernünftig ist. Das ist er aber nicht.“ Die Vernünft lässt sich vom Herzen immer wieder düpieren. „Blind vor Wut“ heißt es. Dann kommt niemand auf die Idee, geduldig zu sein.
     Wut verdrängt die Vernunft. Man kann aber die Fähigkeit einüben, sich zurückzunehmen, damit diese Fähigkeit im Moment des Affekts auftaucht. Ein solches Achtsamkeitstraining sollte in den Schulunterricht integriert werden.
     Wir kommen aus dem Tierreich, aber wir haben das Potential, uns weiter zu entwickeln. Jeder entscheidet, welchen Weg er geht. Viel Anstrengung und Zeit sind nötig.
     Eine Teilnehmerin beobachtet, dass ihr kleiner Sohn wütend wird, wenn er sich nicht verstanden fühlt. Demnach wäre auch Verständnis ein Mittel gegen die Wut.
     Welche Folgen könnte es haben, wenn sich die Bedingungen auf der Erde ändern, wenn z.B. Hungersnöte als Folge der Klimaänderungen auftreten? Wenn Zorn, Hass, Wut überhand nehmen - wie soll da eine Ethik funktionieren?
     Rücken die Menschen in Notzeiten enger zusammen, entwickeln Mitgefühl? Oder geht es dann zurück ins Tierreich?
     Eine säkulare Ethik ist weltlich, nicht geistlich. Sie muss weltumspannend sein. Voraussetzung ist Verständnis. Blicken wir nach Gaza: Wo kann da das Verständnis anfangen?
     Die Probleme entzerren sich, wenn wir geduldiger werden und verständnisvoller miteinander umgehen, die Position des anderen verstehen, ohne die eigene aufzugeben. Das ist der erste Schritt zu einer säkulären Ethik.

Politischer Exkurs:
Die Rationalität der französischen Streikbewegung gegen die Renten“reform“ wurde in Zweifel gezogen. Die Reform sei nötig, es handele sich um eine Frage der Arithmetik. Wenn dem so sei, hieß es: Reiche es dann, alleine den demografischen Faktor einzubeziehen, oder spielten auch Aspekte wie Produktivität und Zinsen eine Rolle?
     Weitere Fragen:
Geht es um die Verteidigung von Privilegien (Rente ab 52 für Lokführer), deren Abschaffung mehr Gerechtigkeit schaffen würde, oder ist die Reform Bestandteil einer bereits seit Jahren praktizierten Strategie der Umverteilung von unten nach oben? Leben wir angesichts einer Staatsquote von 50% bereits im Kommunismus, oder ist in Anbetracht weitgehender und fortschreitender Privatisierungen eher das Gegenteil der Fall?
     Da diese Thematik nur sehr vermittelt mit dem Text des Dalai Lama zusammenhängt und für ein ergiebiges Gespräch detaillierte Kenntnisse des g e s a m t e n Reformvorhabens wie auch der politischen und sozialen Verhältnisse in Frankreich erforderlich scheinen, gehe ich auf diesen Teil des Treffens nicht weiter ein.

Kommentar zum „politischen Exkurs“ (Klaus Burghardt)
Produktivität schlägt Demografie
Um 1900 kamen auf eine Person über 65 Jahren rund 12 Erwerbsfähige, in 2000 waren es gerade noch 4 (Quelle:ver.di). Ein dramatischer Rückgang, einschneidender als der, der für die nächsten 50 Jahre prognostiziert wird.
Der Lebensstandard aber ist in dieser Zeit deutlich gestiegen. Es gibt keinen Automatismus, dem zufolge steigende Lebenserwartung weniger Wohlstand bedeutet. Entscheidend ist die Verteilung des
Produktivitätsfortschritts. Findet diese „gerecht“ statt, kann auch der Sozialstaat finanziert werden.
(Einflussfaktoren wie Beschäftigungsgrad, Bildung, Lohnhöhe etc. lasse ich hier beiseite.)
Derlei Zusammenhänge werden von interessierter Seite gerne ignoriert. Gerd Bosbach, Professor für Statistik und Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung an der Hochschule Koblenz, weist darauf hin, dass Institutionen extra dafür geschaffen wurden, um „den demografischen Wandel in der Öffentlichkeit verständlich [sic!] zu machen1.“
Dahinter stehende Interessen? Bosbach nennt als größte Interessengruppe die
Versicherungswirtschaft. Diese wolle an den gesetzlichen Rentenanteil, der 10% des Bruttoinlandsprodukts ausmache - ein Batzen von über 300 Md. €2. Dafür lohnt es sich ohne Frage, das eine oder andere Institut zu gründen, um mit wissenschaftlichem Renommee im Rücken die Privatisierung der Rente bewerben zu können. Und: Alle Arbeitgeber profitieren von
einer Senkung der Lohnnebenkosten, deren größten Teil eben die Rentenbeiträge ausmachen.
In Frankreich sieht es ähnlich aus. Ex-Investmentbanker Macron und andere Regierungsvertreter treffen sich mehrmals mit dem Boss der weltweit größten Fondsgesellschaft Blackrock (Verwaltetes Vermögen: Fast 7 Bio. $).
Thema u.a.: Privatisierung der Staatsunternehmen. Der Präsident von Blackrock France, Cirelli, dient Macron in der Kommission für den Rückbau des französischen Staates. „Wichtiger Punkt auf der Agenda: die Neuorganisation der privaten Altersvorsorge“ (Tagesspiegel). Der Hochkommissar für Pensionen, Delevoye, ist seit 2016 Direktor des Ausbildungsinstituts der Versicherungswirtschaft (Libération), ...  

1 Keine Ahnung, welche Insitutionen Prof. Bosbach konkret im Auge hat. Einrichtungen, die sich für eine Privatisierung der Altersvorsorge einsetzen, sind z.B.: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Forschungszentrum Generationenverträge-Institut, Deutsches Institut für Altersvorsorge, ... Weitere Infos:https://www.diverseverse.de/politisches/rentenprivatisierung/
Achtung: Der Link wurde geändert!

2 Das deutsche BIP betrug 2018 = 3.344,37 Md. €. Davon 10% machen ca. 334 Md. aus. Quelle: statista.com

Vorschau 3.1.2020                                         Christian Brehmer

Der "Appell des Dalai Lama an die Welt" bewegt uns immer noch. Gemäß einer Emnid- Umfrage wird der tibetische Mönch als der weiseste Mensch der Welt eingestuft . Selten hat sich ein Text als so fruchtbar für einen Gedankenaustausch erwiesen. Handelt es sich doch um den Ausweg aus der  Gegenwartskrise der Menschheit. Jeder bewusste Staatsbürger, gleich welcher Nation, jede/r Oberstufenschüler/in sollte sich damit auseinandersetzen. Am 3.1. geht es um die letzten Abschnitte des Appells.
       "Ich schlage vor: Mehr zuhören, mehr nachdenken, mehr meditieren. Mit Mahatma Gandhi meine ich: > Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt zu sehen wünschen.< ". (S.11) Sich selbst verändern kann unangenehm sein. Wer will schon geduldig an sich selbst arbeiten und seinem inneren Chaos ins Auge sehen?  Längst ist die ganzheitlich-heilsame Wirkung von Meditation wissenschaftlich nachgewiesen. Und dennoch scheuen sich noch viele davor, wie  Kleinkinder, die sich vor der Medizin scheuen.
Dalai Lama (um es zu wiederholen): "Wenn alle 8-Klässler die Meditation erlernen würden, hätten wir Weltfrieden in einer Generation".

 

Mittwoch, 27. November 2019

Nachschau 8.11.2019: Ethik ist wichtiger als Religion Klaus Burghardt

Wir lasen den Appell des Dalai Lama (Quelle siehe vorige Nachschau) erneut abschnittsweise, dieses Mal vom 4. Abschnitt an: „Wir müssen jetzt lernen, ...“ bis „ ...und unserem Mitgefühl zu wenig.“

Die Hauptgesprächspunkte:

1. Religion vs. Ethik
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Ein Teilnehmer (die weibliche Form ist immer mit gemeint) sprach sich unter Bezugnahme auf die Aussagen des Dalai Lama* dafür aus, den schulischen Religionsunterricht durch einen Ethikunterricht zu ersetzen. „Was ist den Menschen gemeinsam?“ fragte er. Ihre Vernunftfähigkeit. Philosophie / Ethik befasst sich mit rationalen Begründungen und mit kritischem Hinterfragen. Beides Dinge, die der Religion gerade nicht wesenseigen sind, mit denen sich aber Kinder und Jugendliche gleich welcher Religionszugehörigkeit in einem gemeinsamen Diskurs beschäftigen und dabei das Gemeinsame herausarbeiten können - auf der Grundlage dessen was sie verbindet, nämlich ihre Vernunftfähigkeit, und nicht auf der Grundlage dessen was sie trennt, nämlich ihre
unterschiedlichen religiösen Bekenntnisse. Das wäre auch gut für die Integration ausländischer Schüler.
     Die meisten „Diskutanten“ sprachen sich gegen diesen Vorschlag aus.
„Wer ist kompetent, Ethik zu lehren?“ wurde gefragt. Und: „Wer arbeitet die Richtlinien aus?“
Ethik könne Religion nicht ersetzen. Es gehe um die Verbindung mit dem Gottesbewusstsein. Im
Religionsunterricht bekomme das Bewusstsein die Möglichkeit, in die göttlichen Sphären zurückzukehren. Für Kinder sei ein solcher Unterricht unerlässlich. Einige Zitate:
  • „Kinder brauchen Anleitung und Vorbilder.“
  • „Die Kinder brauchen Geschichten und praktische Beispiele. Jesus hat Krankheiten geheilt, er hat die Liebe gelehrt.“
  • „Kinder müssen Geschichten lesen und hören. Das ist konkreter.“
  • „Kinder fagen sich: Warum ist die Welt so, wie sie ist? Dann braucht es Geschichten.“
  • „Das können biblische oder weltliche Geschichten sein.“
  • „Jeder Mensch hat eine andere Vorstellung von Gott. Das soll unterrichtet und besprochen werden.“
  • „Jedes Kind sucht sich gute Vorbilder. Unsere Welt hat nicht viel zu bieten. Kraft, Macht, Intelligenz, ... In der religionsangelehnten Welt gibt es noch gute Vorbilder: Engel z.B.“ Von nur e i n e m Vorbild müsse man wegkommen. Gut wäre es, positive Göttervorbilder zu schaffen.
„Religion besteht aus Narrativen, aus Mythen. Das soll man nicht ändern. Man kann das deuten und auf den Sinngehalt abklopfen. Man kann auch ethische Prinzipien daraus ableiten. Egal, ob es biblische oder literarische Geschichten sind.“
     „Der Religionsunterricht kann doktrinär sein oder offen.“ Es gehe darum, die Kinder zum Nachdenken zu bringen. Wobei religiöse Texte, vermittelt von religiös geschulten und mehr oder weniger überzeugten / fanatisierten Lehrern, die Gefahr der Überbetonung des die jeweilige Religion spezifisch Ausmachenden, eben des Trennenden bieten.
     Das Fach Ethik müsste fachübergreifend gelehrt werden. Früher gab es Sozialethik in allen Fächern. „Herr der Fliegen“ z.B. wurde im Deutschunterricht behandelt. Macht so etwas einen speziellen Ethikunterricht überflüssig?
     Der Film „Cahier Africain“ wurde angesprochen. „Christen gegen Muslime. Da geht es nur um Flucht. ... Wo fängt man da an?“ Hier stellen sich, so ein Teilnehmer, Fragen nach der Ethik von Gruppen und Fragen von übergeordneter Religion oder Ethik.
     Ein anderer: Der Dalai Lama gehe von der Grundannahme aus: Alle Menschen wollen glücklich sein. Es biete sich ein Bottom-Up-Verfahren an. „Jeder schaue bei sich. Jeder will das. Deshalb sitzen wir in einem Boot. Wer das verstanden hat, hat mehr Verständnis für den Anderen.“
     „Wer bin ich? Wer sind wir?“ fragte jemand. „Gott ist das Allbewusstsein. Jeder von uns ist ein Teil davon. Je mehr wir uns entwickeln, um so mehr werden wir uns dessen gewahr. Man fühlt Einheit. Alles, was ich sehe, gehört zu uns allen. Durch Meditation werden wir uns dessen gewahr. Die Kinder haben nur verschiedene Zugangswege.“
„Die Liebe, die in unseren Herzen blüht, hoffen wir, dass sie auch in der ganzen Welt blühe.“

2. Der Mensch
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Man sollte sich mehr mit der Frage beschäftigen, wie der Mensch gestrickt sei, riet ein Teilnehmer. Da gebe es verschiedene Fachgebiete: Geschichte, Hirnforschung ... Aber: Man wolle manches gar nicht wissen. „Man hat Vorstellungen, man glaubt etwas. Der Mensch hat Gefühle, Interessen, Machtgelüste ... Es braucht nicht nur etwas guten Willen, damit das funktioniert. So einfach ist das nicht.“
     „Es gibt keine großen Politiker, die denken wie der Dalai Lama. Menschen wählen die falschen Politiker. Auch Dummheit spielt eine Rolle. Auch in der Schule gelingt nicht alles. Es reicht nicht, Idealvorstellungen zu präsentieren. Es gibt nicht nur ideale Schüler.“
     „Mensch, erkenne dich selbst, dann wirst du die Welt erkennen“ betonte ein Teilnehmer unter ausdrücklicher Bezugnahme auf den Tempel von Delphi. Wenn es die Selbsterkenntnis gäbe, würde ein Konsens schnell gefunden werden, meinte er. Selbsterkenntnis wäre eine gemeinsame Grundlage für Menschen verschiedener Religionen. Man müsse Prinzipien und Dynamiken entdecken, die wir alle gemeinsam haben. Wer meditiert, werde im Laufe der Zeit auch die Liebe entdecken. Dies gelte auch für „Böse“, auch für Konzernbosse. „Die werden dann ausgetauscht :-)“ warf jemand ein.
„Mensch, erkenne dich selbst, dann wirst du deine Mitmenschen und die Welt erkennen.“
     Jeder Mensch bestehe aus Körper, Geist und Seele. „Diese kommen bei der Entspannung in Übereinstimmung. Dann bin ich bei der Liebe. Dann kann ich die Probleme lösen, die aus einem Mangel an Liebe resultieren.“

3. Diverses
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Die Aussage des Dalai Lama „Die Hauptursachen für Kriege und Gewalt sind unsere negativen Emotionen.“ wurde in Zweifel gezogen. Die Gründe seien vielmehr in letzter Instanz ökonomischer Art, wobei politische, strategische, oder Erwägungen hinsichtlich der Sicherheit von Transportwegen oder der Energiesicherheit sich allesamt auf ökonomische Grundlagen zurückführen ließen. Die Gegenposition: „Was steckt hinter den Interessen der Großkonzerne? Macht und Gier - das aber sind negative Emotionen.“
_____
* „(...) Wir alle sind physisch, mental und emotional Brüder und Schwestern. Aber wir legen den Fokus noch viel zu sehr auf unsere Differenzen anstatt auf das, was uns verbindet. (...) Kinder sollten Moral und Ethik lernen. Das ist hilfreicher als alle Religion.“ (4. und 5. Abschnitt)


Kommentar                        Klaus Burghardt
Negative Emotionen - Ursachen für Kriege?
Gegenthese: Die Gründe sind letztlich ökonomischer Art.

Im Kapitalismus müssen Unternehmen möglichst kostengünstig produzieren, um gegenüber der Konkurrenz bestehen zu können. Niedrige Löhne, Rohstoff- und Energiepreise, insbesondere aber Rationalisierung erweisen sich hier als hilfreich. Letztere erfordert allerdings Investitionen, welche wiederum Gewinne voraussetzen. Je größer der Gewinn, umso mehr kann investiert, rationalisiert, desto kostengünstiger kann produziert, desto eher die Konkurrenz unterboten oder gar aufgekauft (ggf. auch eine Übernahme des eigenen Unternehmens verhindert) werden.
     Hierzu braucht es allein eines rational handelnden Subjekts, das die Funktionsweise der freien Wirtschaft durchschaut und sich an die betriebswirtschaftlichen Regeln hält. Emotionen wie Gier sind nicht erforderlich, können evtl. sogar schaden.
     Die kapitalistische Produktionsweise und die ihr entsprechende Ideologie fördern allerdings Egoismus und Gier. Von daher sollten Menschen, die auf Kooperation und Liebe setzen, dieses System kritisch beäugen.
     Der Konzernchef, der sich meditierend in Widerspruch zum Prinzip der Gewinnmaximierung setzt, wird gefeuert, oder das Unternehmen verschwindet vom Markt (Nischen ausgenommen).
     Zum Krieg: Kein Öl, keine seltenen Erden, ein Umweg über Kap Hoorn erforderlich? Das reibungslose Funktionieren der freien Wirtschaft, ihre Profite (s.o.) sind in Gefahr? Konzerne, Banken und Staat werden alles - notfalls auch „legitime“ Gewalt - daransetzen, derlei Widrigkeiten abzuhelfen.

PS:
„Profitmaximierendes Verhalten folgt dem Diktat der Zweckmäßigkeit und ignoriert die Forderungen der Moral. Finanzmärkte sind nicht unmoralisch, sondern amoralisch“ so der US-amerikanische Investor George Soros. Menschen mit Skrupeln hätten in diesem knallharten Umfeld keine Chance, meint er.

Kommentar                                        Christian Brehmer 
Negative Emotionen - Ursachen für Kriege?
Unterstützende These

Unser oben geschildertes neoliberales Wirtschaftssystem bewikt Stress und Frust für die Mehrheit der  Bevölkerung.  Unsere Gesellschaft ist voller Spannungen. Letztere verursachen häufig negative Emotionen. Sie begünstign nicht nur psychosomatische Krankheiten, sondern auch eine Aggressionspotenzial, das sich abreagieren will bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen.
Kollektive negative Emotionen kumulieren zu einem morphogentischen Feld, das negatives Verhalten begünstigt. (Vergl.  Sheldrake Hypothese)
Ergo: Das Praktizieren einer Entspannungstechnik ist von hoher gesellschaftspolitischer Bedeutung.
Dalai Lama: "Wenn alle 8-Klässler die Meditation erlernen würden, hätten wir Weltfrieden in einer Generation."

Vorschau 6.12.2019
Wir haben uns geeinigt, den Dialog über den hochaktuellen Text des Dalai Lama "Ethik ist wichtiger als Religion" fortzusetzen. Wir werden weiterlesen zur Grundlage unseres Gespräches ab S. 11 "Ich schlage vor...."   Einen Link zum Text finden wir in der Nachschau vom 4.10.                                         





Samstag, 26. Oktober 2019


Nachschau 4.10.2019: Ethik ist wichtiger als Religion
 Klaus Burghardt

Grundlage für unser Gespräch war der „Appell des Dalai Lama für eine säkulare Ethik und Frieden“. Man findet den Text im Internet unter dem Link
  
https://www.google.com/url?sa=tHYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"&HYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"rct=jHYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"&HYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"q=HYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"&HYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"esrc=sHYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"&HYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"source=webHYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"&HYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"cd=5HYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"&HYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhACHYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"&HYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"url=http%3A%2F%2Fwww.dharma-university-press.org%2Fimages%2Fpdf_download%2FAppell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdfHYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"&HYPERLINK "https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=2ahUKEwiK4aq_i4_lAhXSPOwKHZNsDm4QFjAEegQIAhAC&url=http://www.dharma-university-press.org/images/pdf_download/Appell_des_Dalai_Lama_an_die_Welt.pdf&usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-"usg=AOvVaw3ATdy8SAcHjOTeF24L5th-

Der zweiseitige Appell-Text befindet sich hinter dem Vorwort von Franz Alt.

Wer mit seinem PC keine PDF-Dokumente lesen kann: Eine abweichende (besser strukturierte, besser lesbare) Version / Übersetzung des Appells findet sich hier:


Wir haben im Rahmen unseres Treffens die ersten drei Abschnitte des Appells gemeinsam gelesen und beprochen.

Es ging dabei um zwei große Themenbereiche:

1. Religion und Ethik

2. Der freie Wille.

„Seit Jahrtausenden wird Gewalt im Namen von Religionen eingesetzt und gerechtfertigt.“ lautet der erste Satz des Appells.

Mehrere Redner (die weibliche Form ist immer mit gemeint) betonten, dass „nicht die Religionen per se“ gewalttätig seien, sondern dass es auf „die Menschen“, auf „das Umfeld“ ankomme. „Die Religionsstifter haben das Einssein der Menschen erfahren und daraus gelernt.“ „Nicht die Religionen machen den Menschen aggressiv oder liebevoll. Es gibt liebevolle Kinder - einfach so, ohne Religion.“

„Das Christentum ist gegen Gewalt.“ „Jesus: 'Liebe deinen Nächsten'“. Es gebe aber Religionen, wo das nicht so eindeutig sei. Wem im Paradies 100 Jungfrauen versprochen werden, der habe möglicherweise ein anderes Verhältnis zu der Frage.

„Religion hat schon was mit der Gewalt zu tun.“ meinte auch ein anderer Teilnehmer. Wer aus religiösen Gründen tötet, mit dem muss doch die Religion etwas gemacht haben. „Wenn man glaubt, dass die eigene Religion das einzig Wahre ist“ dann falle es leichter, andere umzubringen.

Gegenthese: Ursache für Attentate ist eine „schräge Psyche, aber nicht die Religion“.

Damit waren wir bei dem vom Dalai Lama angesprochenen Missbrauch der Religion. Solch Missbrauch habe immer auch mit Gefühlen zu tun. Die Emotionen können einen übermannen. Dann muss die Vernunft korrigierend zum Einsatz kommen. Und so, wie die Religion „oft missbraucht oder instrumentalisiert“ wird (Dalai Lama), „um politische oder wirtschaftliche Interessen durchzusetzen“, geschieht Ähnliches mit politischen Idealen: „Demokratie wird anderen beigebracht mit Bomben im Namen der Demokratie“.

Hätten wir uns, wie ein Teilnehmer meinte, ohne Religion schon alle gegenseitig umgebracht? „Auch früher hat nicht jeder jeden totgeschlagen.“ hielt ein anderer dagegen.

Und damit haben wir auch den Übergang zur Ethik. Dabei handle es sich um einen jahrhunderte-, gar um einen jahrtausendelangen ethischen Reifungsprozess. Der aber auch Schübe erfahren kann - so z.B. das Erleuchtungserlebnis Thomas von Aquins. Das sei ein ethischer Quantensprung gewesen gewesen, geboren aus der tranzendentalen Stille [als Ergebnis der Meditiation (Klaus)].

Die vom Dalai Lama geforderte „säkulare Ethik“ - wo soll sie herkommen? Wie soll man sich darauf einigen, wie die Menschen überzeugen? „Toleranz und Nächstenliebe sind dem Menschen nicht angeboren, die Empathie ist auf wenige Personen beschränkt“ hieß es. Der Verweis auf Hans Küngs „Projekt Weltethos“ wurde verbunden mit der Information, dass man sich schon einmal mit dieser Problematik befasst habe.*

„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.“ wurden Plautus und Hobbes zitiert. „Ein gewisses Maß an Aggression steckt drin - und Empathie auch.“

Ist der Mensch von Natur aus gut oder schlecht? Vermutlich sowohl als auch. Es komme darauf an, gesellschaftliche Verhältnisse zu schaffen, in denen die positiven Anlagen gefördert und die negativen möglichst unterbunden oder abgebaut würden.

Hier kommt nun der freie Wille ins Spiel.

Einige Aussagen:

„Wenn im Gehirn materielle Prozesse ablaufen - woher soll dann der freie Wille kommen?“
„Über das Unterbewusstsein hat man keine Kontrolle.“
„Wir haben keine Kontrolle, was bei den Arbeiten des Gehirns rauskommt.“
„Zu einem gewissen Punkt kann ich frei entscheiden, welche Musik ich höre.“
„Man kann den Körper zwingen, auch wenn er keine Lust hat. Der Körper ist nicht vollends bestimmt.“ 
„Systemzwänge und Körpervorgänge bedeuten Unfreiheit. Aber: Reflexion ist ein Element der Freiheit. Wir durchschauen die Zwänge.“
„Wir sind konditioniert durch Genetik und Sozialisiation und die jeweilige Situation („le moment“).
„Die Gefühle sind ausschlaggebend.“
„Freier Wille wäre Wirkung ohne Ursache.“
„In freier Meditation bin ich die Ursache. Das ist ein freier Wille.“
„Was ist daran frei? Kann das Einbildung sein?“
„Kreativität: Man kann ohne Ursache etwas aus sich selbst heraus schaffen, ohne Ursache.“
„Gibt es Kreativität überhaupt? Existiert nicht schon etwas, bevor wir es entdecken oder benennen?„Wenn wir alle so frei wären, das Gute zu tun, warum tun wir es nicht?“
„Spielen hier wieder gesellschaftliche Strukturen und Interessen eine Rolle?“ (...)

Da das Hauptthema „Religion und Ethik“ lautete, wollen wir an diesem Punkt auf den freien Willen nicht ausführlicher eingehen.

Bei unserem nächsten Treffen wollen wir uns weiter mit dem Appell des Dalai Lama auseinandersetzen.
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* Siehe Vorschau und Nachschau zum 5.2. 2016: Ein Abend mit Professor  R. Mokrosch  über Fragen zum „Weltethos“   
      

Ethik ist wichtiger als Religion.     Kommentar                 Christian Brehmer

Gemäß der Tiefenphilosophie, wie sie zum Beispiel von Platon und Aristoteles vertreten wird,  gibt zwei Realitäten: eine relative Realität – das Universum mit unserer Welt und eine absolute Realität, den Urgrund, den Logos – quantenphysikalisch: das Vereinheitlichte Feld, aus dem alles hervorgegangen ist. (Vergl. www.bewusstseins-evolution.de)
Und das was hervorgegangen ist, die Schöpfung, ist schön, ist geordnet und ist gut  (solange sich nicht der Mensch einmischt).  Mithin müssen u.a. Schönheit, Ordnung = Wahrheit und das Gute  dem Vereinheitlichten Feld innewohnen.  
Der Mensch hat nun die Fähigkeit, sich von allem Relativen zu lösen, z.B. in der Meditation  und vermag in der transzendentalen Stille das  Absolute oder das Vereinheitlichte Feld, den Logos zu berühren    einen Urgrund, der zugleich die Quelle aller Ethik und Religionen ist.
Erhebungen belegen, dass Menschen, die regelmäßig meditieren und transzendieren,  z.B. in Kohlbergs Stufenmodell moralischer Entwicklung, überdurchschnittlich gut abschneiden.  Der Kontakt mit dem Vereinheitlichten Feld ist zugleich  der Kontakt mit einer naturgegebenen Ethik. „Wir leben in einem liebenden Universum“, resümiert Albert Einstein.  Menschen  in unterschiedlichen Regionen der Erde machen zwar die gleiche Erfahrung,  aber interpretieren  und formulieren sie unterschiedlich. So entstehen die Religionen.


Mittwoch, 25. September 2019


 Vorschau 4.10.2019: Ethik ist wichtiger als Religion
                                                                 Christian Brehmer

Zum Kongress "GanzMenschSein" an der Landesturnschule in Melle Anfang September d.J. hielt Dr. Franz Alt, Fernsehjournalist und Bestseller-Autor, den Eröffnungsvortrag "Ethik ist wichtiger als Religion". Er berief sich dabei auf den gleichnamigen Appell des Dalai Lama an die Welt im Jahre 2015. Einige aus unserer Runde waren wohl dabei. Wir wollen das Thema am kommenden Freitag noch einmal aufgreifen, zumal unsere anvisierte Referentin, Frau Marlies Meyer, verreist ist. Die Schrift des Dalai Lama "Ethik ist wichtiger als Religion" mit einem Vorwort von Franz Alt können wir bei Google als PDF herunterladen (1. Seite, 3. Eintrag).  Das brisante Thema soll erneut Grundlage unseres Gesprächs am 4.10. sein. 

Dalai Lama: Ethik ist wichtiger als Religion                          Klaus Burghardt

  »Ich denke an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religionen mehr hätten.“
Wie kommt ein Religionsführer zu einer solchen Aussage? Was kritisiert er an Religionen? Was soll sie ersetzen?
„ Alle Religionen (...) bergen ein Gewaltpotential in sich. Deshalb brauchen wir eine säkulare Ethik jenseits aller Religionen.“ Und: »Ethik ist wichtiger als Religion. Wir kommen nicht als Mitglied einer bestimmten Religion auf die Welt. Aber Ethik ist uns angeboren.«

WAS MACHT DIESE ETHIK AUS? 
* „Achtsamkeit, Bildung, Respekt, Toleranz, Fürsorge und Gewaltlosigkeit.“ 
* „eine in uns Menschen angelegte Neigung zur Liebe, Güte und Zuneigung“
*„Mehr Achtsamkeit gegenüber allem Leben, auch gegenüber Tieren und Pflanzen.“
* Die säkulare Ethik soll auch für Atheisten und Agnostiker „hilfreich und brauchbar“ sein.
             „Dabei möchte ich keine moralischen Werte diktieren – das würde niemandem nutzen.“ „Deshalb halte ich Ethik nicht für die Summe von Geboten und Verboten, die es zu befolgen gilt, sondern für ein natürliches, inneres Angebot, das uns zu Glück und Zufriedenheit mit uns selbst und mit anderen führen kann.“ 

Der Mensch soll sich einmischen, Verantwortung übernehmen. Es geht um globale und grundlegende Probleme:
Umweltzerstörung, Klimawandel, das Risiko eines selbstmörderischen Atomkriegs, Überwindung von Egoismus, Nationalismus, Gewalt. Gewaltfreiheit ist „intelligente Feindesliebe“, Dialog ist die einzig sinnvolle Methode zur Lösung von Konflikten. „Außer in seltenen Ausnahmefällen führt Gewalt immer zu neuer Gewalt. Krieg ist in unserer vernetzten Welt nicht mehr zeitgemäß und widerspricht der Vernunft und der Ethik.“ „Die Hauptursachen für Kriege und Gewalt sind unsere negativen Emotionen.“ „Waffenexporte sind ein großes Hindernis für mehr Frieden.“
        „Abrüstung ist praktiziertes Mitgefühl. Voraussetzung einer äußeren Abrüstung ist allerdings eine innere Abrüstung von Hass, Vorurteilen und Intoleranz.“

WAS IST ZU TUN?
„Für eine weltweite säkulare Ethik bedarf es freilich noch weltweiter Forschung. Darüber bin ich mir mit vielen Wissenschaftlern einig, vor allem mit Hirnforschern, Neuropsychologen und Pädagogen. Die moderne neurobiologische Forschung legt nahe, dass sich altruistisches und weniger egoistisches Verhalten für a l l e lohnt.“
„Sicher ist jedoch, dass eine säkulare Ethik eine Schulung des Herzens, viel Geduld und ausdauerndes Bemühen erfordert. Und klar ist auch, dass eine wirklich hilfreiche säkulare Ethik nicht nur eine Frage des Wissens ist, sondern noch mehr eines Frage des Handelns. Wir wissen ja oft, was wir tun, aber wir tun nicht, was wir wissen.“
„Ich schlage vor: mehr zuhören, mehr nachdenken, mehr meditieren.“ „Wir müssen also nachdenken, nachdenken, nachdenken. Und forschen, forschen, forschen.“
„Ich blicke mit Freude dem Tag entgegen, an dem Kinder in der Schule die Grundsätze der Gewaltlosigkeit und der friedlichen Konfliktlösung, also der säkularen Ethik, lernen.“ „Es gibt viele Möglichkeiten, die Welt zu verbessern, ein Umdenken zu bewirken: (...) Ich denke, dass wir dies hauptsächlich durch Bildung erreichen können.“
    
           „Durch intensives Meditieren werden wir feststellen, dass Feinde unsere besten
 Freunde werden können.“
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säkular: „weltlich, der Welt der (kirchlichen) Laien angehörend“ (duden.de)

Agnostiker = „Weltanschauung, nach der die Möglichkeit einer Existenz des Göttlichen bzw. Übersinnlichen rational nicht zu klären ist, also weder bejaht noch verneint wird“ (duden.de)


Nachschau 6.9.2019: Tiefenphilosophie und Aspekte  indischer Philosophie                       Christian Brehmer
  
Ausgehend von dem Reisebericht durch Südindien von Horst Schürmann (s. Vorschau 6.9.), kam es  u.a.  zu einem Gespräch  über die tiefenphilosophische Methode des indischen Meisters Ramana Maharshi. Abendländische Philosophen ziehen  auf dem Weg zur Erkenntnis meist – akribisch – den Verstand heran. Hingegen gilt es in der klassischen indischen Philosophie den Verstand zu transzendieren, einen höheren Erkenntnismodus freizulegen, um dann über  Erkenntnisse zu reflektieren.
      Jegliche Erkenntnis aber wird vom Subjekt geleistet. Also gilt es erst einmal den Erkennenden als Subjekt und seine Strukturen der Erkenntnis zu erforschen. In der griechischen Antike bezeichnete man diesen Ansatz treffend als „Erste Philosophie“. In dem  gleichen Bestreben postulierte im 18. Jahrhundert  Immanuel Kant  in seiner „Kritik der reinen Vernunft“  ein „transzendentales Subjekt“ als Grundlage jeglicher Erkenntnis.  Man kann es aber nicht erkennen, eben  weil es alle Erkenntnis überschreitet, so Kant.    Wer sagt aber, dass alles Erkennen in der Subjekt – Objekt Spaltung erfolgen muss? Gibt es nicht auch unmittelbare Erkenntnis? Spontane „Aha – Einsichten“  zum Beispiel?
      Ramana Mahrshi empfiehlt allen Suchern nach letzter Wahrheit, sich die Frage zu stellen „Wer bin ich?“. In der aufrichtigen Suche nach (transzendentaler) Selbsterkenntnis muss der Sucher erkennen, dass er nicht der Körper ist, denn dieser ist vergänglich. Er muss erkennen, dass er nicht seine Gedanken, Gefühle oder sonstiger geistigen Vorgänge ist, denn diese sind ständigem Wandel unterworfen. Wenn man alles ausschließt , bleibt nur noch das reine Bewusstsein, das zwar die Leere an Inhalten ist, aber die Fülle an Dasein. Letzteres ist eine Erfahrung, die durch nichts anderes vermittelt werden kann als durch sich selbst. Sie lässt sich aber neurowissenschaftlich definieren durch das sie begleitende spezifische EEG Muster der Gehirnaktionsströme. Sie lässt sich aber auch bestätigen – bei regelmäßiger Erfahrung – durch die wohltuenden Auswirkungen auf die geistige und körperliche Gesundheit.
     Zu Beginn unserer Philrunde versuchen wir in unserer Entspannungsreise / Meditation, dem gleichen Vorgang vereinfacht  nachzugehen. Nach einer Körper- und Atemerfahrung z.B. können wir  mühelos in eine angenehme mentale Stille gleiten. Sie ist die Erfahrung der Sophia, der transzendentalen  Weisheit, auf die u.a. die Tiefenphilosophie (integrale Philosophie) abzielt.