Samstag, 30. Dezember 2023

 Philrunde 5.1. 2024

Was wir von der Meditation lernen können        Ethik Heute, G. Blomeyer   

Energiekrise und Inflation erzeugen Furcht vor Wohlstandsverlusten. Doch wie kann man innerlich frei bleiben und mit Ängsten und dem Verlangen, dass alles bleibt, wie es ist, gut umgehen? Meditationlehrer Gerald Blomeyer gibt Anregungen aus der Achtsamkeitspraxis: Gefühle, auch unangenehme, wahrnehmen, und sie abklingen lassen – wie Wellen.

Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das Verlangen richten und diese Haltung negativ bewerten, verlängern wir ungewollt ihre Dauer und verstärken die Intensität, mit der es erlebt wird.“ Jennifer Talley

Seit Generationen setzen die reichen Industrienationen auf Wirtschaftswachstum, um ihren Wohlstand zu sichern und zu vermehren. Gleichzeitig rücken die negativen Folgen für die Erde immer mehr in den Fokus.

Heute überlagern sich Krieg, Klima- und Energiekrise. Mittlerweile wissen alle, dass wir neu denken und anders handeln müssen. Die Menschen im Westen fürchten sich vor Wohlstandsverlusten, aber eine Anpassung des Lebensstils ist unausweichlich.

Wer Achtsamkeit oder andere Formen der Meditation übt, kann hier Anregungen finden, um mit Ängsten und Projektionen, aber auch mit Verlusten, Erwartungen und Sehnsüchten anders umzugehen.

Was sagt uns die Achtsamkeit? Das Leben entfaltet sich von Augenblick zu Augenblick. Wer achtsam innehält, kann die Gedanken und Gefühle anschauen, die jetzt da sind, anstatt sich über die Zukunft zu sorgen oder Vergangenes zu bedauern. Alle Erfahrungen sind flüchtig.

Ein Verlangen, zum Beispiel nach einer komfortablen Lebenssituation, entsteht impulsiv und drängt uns, gewohnheitsmäßig zu handeln. Es wird durch ein Ereignis, einen Gedanken, ein Gefühl, eine Erinnerung oder ein Bild ausgelöst.

Hilfe bei der Entwöhnung

Wer kennt das nicht? Ich spüre einen emotionalen Schmerz und glaube, dass Schokolade ihn lindert und mich glücklich macht. Doch das Glück ist nur vorübergehend. Je mehr ich mich nach etwas sehne, desto stärker wird mein Wunsch, es zu haben.

Der Drang, mich bei Facebook einzuloggen oder jemanden zu kontaktieren, sobald ich mich einsam oder gelangweilt fühlte, lenkt vom unangenehmen Gefühl nur vorübergehend ab. Der Psychologe Dr. Alan Marlatt, der sich viel mit Sucht beschäftigt und das Addictive Behaviors Research Center an der University of Washington leitet, entwickelte das Programm Surfing the Urge (vielleicht zu übersetzen mit „Auf dem Verlangen surfen“), um bei der Entwöhnung zu helfen.

Marlatt vergleicht das Verlangen mit einer Welle im Ozean. Auch die stärkste Welle vergeht relativ schnell. In ähnlicher Weise kann ein Verlangen intensiv sein, es dauert nach aber meist nur etwa 15 Minuten und ebbt von allein ab, wenn es nicht mit Gedanken weiter genährt wird.

Das Surfen auf dem Verlangen hilft, die Gefühle zu erkennen, ohne sich von ihnen beherrschen zu lassen. Studien zeigen, dass diese Technik doppelt so effektiv ist wie der Versuch, dem Verlangen durch Willenskraft zu widerstehen. Vermeidung oder Unterdrückung ist also keine gute Idee, denn dadurch verstärkt sich das Verlangen noch.

In jedem Augenblick kann man neu entscheiden

Der Geist und wie er verfasst ist, entscheidet darüber, wie ein Mensch die Wirklichkeit wahrnimmt. Starke Gefühle von Ablehnung oder Verlangen drängen ihn in eine jeweilige Richtung. Doch in jedem Augenblick kann man entscheiden innezuhalten, sich zurückzuhalten und etwas nicht zu tun.

Man kann, wenn man ungeschickt gehandelt hat, erst einmal neutral reagieren. Man kann sich darin üben, alles so substanzlos wie in einem Traum anzusehen oder wie bei einer Welle, die hochsteigt und bricht. Das schafft den Raum, andere Qualitäten wie Achtsamkeit, Weisheit, Mitgefühl und Liebe zu manifestieren.

Wer direkt erfährt und sieht, wie alles entsteht und vergeht, braucht dies weder als gut noch als schlecht zu bewerten. Das heißt nicht, dass man nicht zwischen ethisch heilsamen und unheilsamen Gedanken unterscheidet.

Entspannt Nein sagen

Wir können ein Verlangen wahrnehmen, ohne es ausleben zu müssen. Wir können liebvoll nein sagen, das heißt, unsere Wahrnehmungen, Handlungen und Gedanken zurückzuhalten.

Wer immer wieder einem Drang nachgibt, kommt nicht zur Ruhe. Wer den Impulsen folgt, versteht ihre Macht nicht und unterwirft sich. Erst wenn man einen Fluss staut, sieht man die Kraft der Strömung. Prioritäten zu setzen ist deshalb wichtig. Dies ermöglicht es, entspannt nein zu sagen.

Doch meistens wollen wir alles gleichzeitig haben, die Schokolade und die Freiheit. Meditation bedeutet, etwas loszulassen bzw. sich auf etwas einzulassen, um das, was da ist, wirklich und mit Freude zu erleben.

Willkommen heißen hilft Leiden zu überwinden

Kann der Mensch wirklich ohne die Dinge, nach denen er sich sehnt, gut leben? Und wie kann man innerlich frei leben, ohne dem Verlangen und all den Impulsen unterworfen zu sein?

Wer weise und großzügig ist, kann leichten Herzens auf Dinge verzichten. Er erkennt die Vorteile, nein zu dem Verlangen zu sagen, Dinge wegzugeben und loszulassen. Er kann anderen erlauben, das zu genießen, was er verschenkt.

Wer meditiert, lernt die vagabundierenden Ideen oder Sehnsüchte einfach anzunehmen als das, was sie sind: flüchtige Erscheinungen. Dann kann sich der Geist konzentrieren und befriedet werden. Denn hinter den Bewegungen liegt eine tiefe Ruhe.

Folgt man hingegen den Ablenkungen, greift der Geist danach und man verfestigt mit den Gedanken einen Zustand, der eigentlich schon wieder vorbei ist.

In einem Zustand der Stille wird der Geist freier. Man versteht, woher die Impulse kommen, die ihn aus dem Gleichgewicht und der Stille reißen.

Dann kann man den Geist dorthin bringen, wohin man ihn haben möchte. Dieser Gleichmut hilft uns zu sehen, dass wir genug haben und in jedem Moment zufrieden sein können.

Wie der amerikanische Meditationslehrer Joseph Goldstein ausdrück: „Durch die Kraft der Zurückhaltung beginnen wir, unser Wollen, Verlangen und unseren Ärger loszulassen. Das schafft den Raum für eine andere Art von Beziehung, von einer mit Mitgefühl und Liebe.“

Gerald Blomeyer hat auch eine Meditation zum Thema verfasst. Zur Meditationsanleitung “Verlangen in der Meditation anschauen”

Foto: Heidi Scherm

Nach acht Jahren in Indien und Nepal unterrichtet Gerald Blomeyer seit 2015 Kurse zur Meditation, achtsamen Kommunikation und Buddhismus in Berlin und Hamburg. Beruflich lehrte er zehn Jahre an Universitäten und leitete 17 Jahre seine eigene PR-Agentur. Auf seiner Website finden Sie auch geführte Audio-Meditationen: www.blomeyer.berlin Eine Auswahl auch auf Insight Timer

Mittwoch, 22. November 2023

Philrunde 1.12. 2023 

Das Erbe des Zauberlehrlings

Aus: Ausgabe vom 14.11.2023, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Mensch und Tier 
 
Der Natur entfremdet, krank und schlecht beleumundet. Die Stadttaube ist ein wild gewordener Nachkomme menschlicher Kultivierung
Von Hagen Bonn
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Standorttreu und mit gutem Gedächtnis: Die Taube

Ohne die Taube, weiß die Bibel, gäbe es keine Hoffnung. Der Text ist ungefähr 3.000 Jahre alt und berichtet von Noah, der über die geflutete Erde segelt. Als das Wasser abgeflossen war, ließ er eine Taube fliegen: »Gegen Abend kam die Taube zu ihm zurück, und siehe da: In ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Olivenzweig. Jetzt wusste Noah, dass nur noch wenig Wasser auf der Erde stand.« (Genesis 8,11) Homer (ca. 800 v. u. Z.) sang über eine Frau, die sich männlicher Zudringlichkeit erwehren musste: »Und weinend floh unter ihr weg die Göttin, wie eine Taube, die unter dem Habicht hineinfliegt in einen hohlen Felsen, in einen Spalt, und nicht war ihr bestimmt, ergriffen zu werden.« (Ilias 21,493–495) Auch das frühe Christentum benutzte die Symbolkraft der Taube: »Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf. Und siehe, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.« (Matthäus 3,13–16)

Die bürgerliche Ordnung nun endlich stand von Anbeginn in Abhängigkeit von kompakten Nachrichten über das Marktgeschehen. Das war hochgradig unübersichtlich; Bescheid zu wissen, ein Wettbewerbsvorteil also. Im 19. Jahrhundert konnte es Tage dauern, ehe aktuelle Informationen bei den Börsen von London, Paris oder Berlin ankamen. Das Nachrichtennetz hatte eher die Form eines Archipels, erste Telegraphenlinien breiteten sich zögerlich aus.

Ein Pfiffikus in Aachen hatte die irre Idee, einen Taubenkurierdienst einzurichten. Mit anfänglich 45 Vögeln überbrückte er Lücken im Telegraphennetz. Zwischen Paris und Berlin etwa. Natürlich mussten die Nachrichten kurz sein und die Zettel leicht. Telegrammstil bot sich an. Als Bonus verbürgte er sich persönlich für die Richtigkeit »seiner« Nachrichten. Und wie hieß der Mann? Reuter. Klingelt da was?

Die Ahnen unserer Stadttauben kommen aus dem Mittelmeerraum, dort wurden lebende Felsentauben in Nutztiere umgezüchtet. Es ging nicht um Briefe, sondern um Eier und Fleisch. Später dann neben Briefen auch um Wettflüge und Hochzeiten. Die heutigen Stadttauben sind sämtlich Nachfahren der Zucht- und Brieftauben. Es handelt sich also um Tiere, deren Vorfahren vom Menschen genutzt und dann ausgesetzt wurden. Allein in Deutschland werden jährlich Tausende Tauben (aus-)genutzt beziehungsweise ausgesetzt. Sie sterben entweder sofort oder schaffen es in die »rettende« Stadt.

Ihre Lebensweise ist meist geprägt von Hunger, Krankheit und den Folgen ihrer Naturentfremdung. Die armen Wesen müssten eigentlich Körner und Samen fressen, die sie in der Stadt aber kaum finden. Der flüssige Taubenkot, auch Hungerkot genannt, ist ein deutliches Zeichen dieser Fehlernäherung aus Pausenbrot, Pizzaresten oder Dönerfallgut. Dazu gesellt sich ein skandalöser Umstand: Den Tieren wurde ein »permanenter Brutzwang« angezüchtet. Deswegen brüten sie mehrfach im Jahr, im Gegensatz zu ihren Naturkollegen. Und freilich, das führt zur Überpopulation, und die wiederum zu Hunger und Krankheit. Aber wie reagieren wir, also die Verursacher dieses Elends, darauf? Wie immer in solchen Lagen arbeitet man am Symptom, nicht an der Ursache. Abwehrnetze und Metallstacheln schmücken Bahnhöfe und Mauerwerke. Eine kriegerische Art der Abschiebung.

Stadttauben sind hochbegabte Tiere. Sie verfügen über ein gutes Gedächtnis, können sich 100 verschiedene Fotos merken und sogar Menschen wiedererkennen. Selbst bei wechselnder Kleidung erkennen Tauben verschiedene Menschen wieder. Auch gut zu wissen: Stadttauben haben einen Aktionsradius von nur wenigen hundert Metern. Sie sind standorttreu wie kaum ein anderes Tier. Eine Taube, die sich auf dem Schulhof niedergelassen hat, wird in den Sommerferien also nicht auf den Bahnhof umziehen, um ihre Versorgungslage zu verbessern. Nein, sie verhungert.

Ich hoffe, dass wir nun ein wenig anders auf Tauben schauen. Verständnisvoller. Solidarischer! Und sagte nicht einst der große Lenin: »Was tun?« Da Stadttauben das von uns angezüchtete Verhalten nicht ändern können, sollten wir endlich Wiedergutmachung leisten und ihnen alternative und vor allem sichere Lebensräume anbieten. Gute Erfahrungen macht man derzeit mit »betreuten Taubenschlägen«. So zu sehen am Brandenburger S-Bahnhof Bernau. Teile der Stadttauben des Bahnhofsareals bekommen dort anständiges Futter, sauberes Wasser und artgerechte Brutplätze. Dem Brutzwang tritt man entgegen, weil man die Eier mit Gipseiern austauscht, was die Population sinnvoll verkleinert. Auch der Taubenkot hat so einen Platz gefunden und muss nicht mehr aus unserem Haar oder von der Schulter gewischt werden. Allerdings sieht man auch in Bernau überall Sperrnetze und Metallstachel. Und zwischen den Stacheln eingezwängt leider auch Tauben, die keinen Platz im Taubenschlag gefunden haben.

Am Ende bleibt für uns die Hoffnung, so wie Noah sie einst suchte und Picasso sie zum Friedenssymbol erhob. Die Hoffnung auf Frieden für uns als Spezies und die Hoffnung für all die Tiere, die wir als Zauberlehrling schufen. Die Taube als geknechtetes Wesen, als entfremdetes Subjekt, zeigt auf, was wir als Mensch der Natur antun, geschichtlich antun mussten, obgleich dieselbe Natur in uns steckt, uns zum wesensartigen Widerspruch macht. Und damit auffordert, diesen Widerspruch zu lösen. Wir sind also verdammt, eine neue Einheit mit der Natur zu begründen, oder wir werden in Sperrnetzen und Metallstacheln verenden.

Montag, 23. Oktober 2023

Pro

Philosophenrunde 3.11.2023 

Pro Israel oder pro Palästina?
Warum nicht pro Menschlichkeit?                    
www.be-the-change.de
von Vivian Dittmar
Vieles ist gerade schwer auszuhalten: Was in Israel geschehen ist, was in Gaza geschieht,
wie der Klimawandel verschleppt wird, der Ukrainekrieg längst traurige Normalität
geworden ist, die Zahl der Geflüchteten steigt und die Gesellschaft unaufhaltsam nach
rechts zu rutschen scheint, von der Inflation ganz zu schweigen. Unerträglich wird es für
mich, wenn ich beobachte, wie wir reflexartig in den immer gleichen Schemen landen. Es
hat sich eine neue Begrenztheit in die mediale Berichterstattung, die Rhetorik der Politiker
und offenbar auch in unser Denken eingeschlichen.
Es setzt sich damit in Europa ein Trend fort, den ich schon vor Jahrzehnten, als ich noch in den
USA lebte, beobachtete. Es ist das „Entweder-Oder-Denken”, das überall künstliche Gegensätze
konstruiert, wodurch Feindbilder geschürt und Lager gebildet werden. Im Moment ist es der
Automatismus, dass man entweder pro Israel oder pro Palästina ist, wobei pro Israel natürlich die
politisch korrekte Haltung ist. Alles andere verbietet sich vor dem Hintergrund der deutschen
Geschichte. Aber was ist, wenn pro Israel oder pro Palästina die falsche Frage ist?
Der Staat Israel ist entstanden, um unschuldig verfolgte und ermordete Menschen zu schützen.
Die Grundidee ist die der Menschlichkeit. Ein Appell, sich mit Israel zu solidarisieren ist daher im
Grundgedanken ein Appell, sich zu den Werten der Menschlichkeit zu bekennen. Doch wenn ich
diese Werte ernst nehme, dann muss ich auch pro Selbstbestimmung der Menschen in Palästina
sein. Und es bedeutet auch, die Taten der Hamas als die schrecklichen, menschenverachtenden
Gräueltaten zu benennen, die sie sind.
Gebetsmühlenartig wird beteuert, dass nichts solche Taten rechtfertige und wir alle wissen, was
diese Worte zu verbergen suchen. Sie versuchen jeden Verweis auf die Unrechtmässigkeit
israelischer Siedlungspolitik im Keim zu ersticken. Aber warum können wir nicht ehrlich über
beides sprechen?
In Israel und in Palästina leben Menschen. Die allermeisten wollen keinen Krieg. Sie wollen ihre
Familien versorgen, einer Arbeit nachgehen, ein schönes Leben haben. Und es leben in beiden
Gebieten Menschen, die der jeweils anderen Bevölkerungsgruppe ihre Menschlichkeit absprechen
und diese dann mit Füßen treten.
Wenn ich sage, dass nichts Taten wie die Massaker der Hamas rechtfertigt, bin ich dann auch
bereit zu sagen, dass nichts die Ermordung unschuldiger Zivilisten in Gaza rechtfertigt?
Entweder-oder-Denken führt zu falschen Rückschlüssen mit fatalen Konsequenzen. Sowohl-als-
auch-Denken ist oft viel klüger, näher an der Wahrheit und konstruktiver. Sowohl Menschen in
Israel als auch Menschen in Gaza wollen Frieden. Sowohl die Hamas als auch die israelische
Armee verstößt gegen Menschenrechtskonventionen.
Dies anzuerkennen bedeutet nicht, wie oft behauptet wird, falsche Gleichnisse zu ziehen. Ich kann
ein Massaker an über tausend Frauen, Männern und Kindern, das mit unvorstellbarer Brutalität
verübt wurde, mit nichts vergleichen. Und ich kann die unablässige Bombardierung eines dicht
besiedelten Gebiets mit nichts vergleichen. Jedes dieser Grauen steht für sich in seiner
Schrecklichkeit. Und ich muss es nicht vergleichen oder gar gleich setzen, um anzuerkennen,
dass beides gegen genau jene Werte verstösst, die uns heilig sind: Den Schutz von Menschen,
die Werte der Menschlichkeit.
Wenn ich diese Werte ernst nehme, dann muss ich den Mut haben, überall
Menschenrechtsverletzungen zu benennen und zu verurteilen. Wenn wir diese Werte ernst
nehmen, dann dürfen wir nicht mehr zulassen, dass einzelne Nationen den Status der absolut
Guten für sich reklamieren, ohne an ihren Taten gemessen zu werden – eine Haltung, die sich bei
den USA genauso beobachten lässt wie bei Israel oder der Ukraine. Im Umkehrschluss bedeutet
es auch, dass wir uns nicht darauf ausruhen dürfen, bestimmte Bevölkerungsgruppen oder
Nationen zu dämonisieren und ihnen ihre Menschlichkeit abzusprechen, wie es in Kriegszeiten
immer wieder passiert.
Viel wichtiger ist es, anzuerkennen, dass wir als Menschen eine riesige Bandbreite haben. Wir
sind zu tiefer Liebe genauso fähig wie zu abgrundtiefer Grausamkeit. Statt die jeweils anderen zu
dämonisieren braucht es die Bereitschaft, immer neue Strategien zu entwickeln, mit unseren
dunklen Seiten umzugehen. Das gilt sowohl auf einer ganz persönlichen Ebene, wo jeder von uns
Momente kennt, in denen wir Dinge denken und zuweilen auch tun, die nicht unseren Werten
entsprechen. Und es gilt auf kollektiver Ebene, wo wir Rahmenbedingungen schaffen müssen, die
den Missbrauch von Gewalt, zu dem wir fähig sind, unterbinden. Genau wie ich weiß, dass die
Polizei kommt, wenn ich meinem Nachbarn gegenüber handgreiflich werde, brauchen wir auf
internationaler Ebene eine Instanz, die im Fall von Gewaltmissbrauch, schnell, effektiv und neutral
eingreift.
Auf emotionaler Ebene brauchen Menschen Unterstützung, um Gewalterfahrungen zu verarbeiten,
statt sie einfach an die nächste Generation oder „die Anderen” weiterzugeben. Aus diesem Grund
habe ich mit israelischen Partnerinnen den Emotional Safe Space gestartet: Um betroffene
Menschen darin zu unterstützen, die schrecklichen Ereignisse so zu verarbeiten, dass sie mit ihrer
Menschlichkeit in Kontakt bleiben können. Von außen ist es sehr leicht, das zu fordern. Doch
wenn wir selbst ein Kind oder einen geliebten Menschen auf schrecklichste Art verloren haben,
braucht es Räume, in denen das verarbeitet werden kann und der reflexartige Ruf nach Rache
überwunden werden kann.
Indem wir selbst als Außenstehende in die Falle tappen, uns vorschnell mit der einen oder
anderen Nation zu solidarisieren, statt uns zu bestimmten Werten zu bekennen, die nichts mit
nationalen Grenzen zu tun haben und die keine Nation für sich gepachtet hat, werden wir Teil des
Problems, das wir aus der Welt schaffen wollen. Deshalb mein Appell: Solidarisieren wir uns mit
den Menschen überall, die sich Frieden wünschen und die in ihren Herzen darum kämpfen, nicht
Opfer des eigenen Schmerzes zu werden, der dann in Hass und Gewalt umschlägt. Und reichen
wir immer wieder jenen die Hand, die diesen inneren Kampf offenbar verloren haben, während wir
ihnen zugleich klare Grenzen aufzeigen.
 

Vivian Dittmar ist Autorin, Gründerin der Be the Change-Stiftung
und Impulsgeberin für kulturellen Wandel. Ihre Kindheit und
Jugend auf drei Kontinenten sensibilisierte sie früh für die globalen
Herausforderungen unserer Zeit und sind bis heute ihr Antrieb,
ganzheitliche Lösungen zu finden. Durch ihre Bücher, Vorträge,
Seminare, Onlineangebote und umsetzungsorientierte Projekte
engagiert sie sich seit zwei Jahrzehnten für eine holistische
Entwicklung von Mensch, Gesellschaft, Wirtschaft und
Bewusstsein. Zu ihren Bucherfolgen zählen „Gefühle &
Emotionen“, „beziehungsweise“, „Der emotionale Rucksack“,
„Das innere Navi“ und „Echter Wohlstand“.
www.viviandittmar.net www.be-the-change.de

Montag, 26. Juni 2023

 Philrunde 7. Juli 2023:

Eine Meditationsanleitung                                    Ethik Heute                   

Wie kann man gut umgehen mit der Furcht vor Wohlstandsverlusten und dem Verlangen, dass alles so bleiben soll, wie es ist? Meditationslehrer Gerald Blomeyer gibt Anregungen, um mit Verlangen, Sehnsucht und Erwartungen achtsam umzugehen.

Lesen Sie auch den Beitrag „Auf dem Verlangen surfen“ von Gerald Blomeyer.

Wann immer man sich zur Meditation hinsetzt, dauert es nicht lange, bis irgendein Verlangen aufkommt, sei es nach Ablenkung, Essen, Trinken. Wenn man geschickt damit umgeht, kann man innerlich freier werden.

Eine Meditationsanleitung, um Verlangen willkommen zu heißen, ohne sich zu verurteilen oder zu schämen. Es geht darum, nicht sofort auf das Verlangen, sondern innezuhalten. Dann entscheiden wir uns, ob wir handeln wollen oder nicht.

Kurze Anleitung

Nimm eine bequeme Position ein.

Wie atmet der Körper jetzt?

Folge dem Atem.

Wie fühlt sich die Luft in der Nase und der Lunge an?

Spüre, wie der Bauch sich beim Ein- und Ausatmen hebt und senkt.

Wie fühlt sich der Körper an?

Wie fließt der Atem?

Wir beobachten die Gedanken und Empfindungen neugierig.

Wir beobachten sie, ohne zu bewerten.

Welche Gedanken erscheinen?

Wenn die Gedanken abschweifen, ist das ganz normal.

Richte die Aufmerksamkeit wieder auf den Atem.

Wer eine Zeit meditiert, wird ein Verlangen nach etwas verspüren.

Vielleicht Durst, es juckt etwas oder es erscheint ein anderer Wunsch.

Beginnt ein Teil des Körpers zu jucken, vermeiden wir es, sofort zu kratzen.

Wir beobachten den Juckreiz.

Wie fühlt sich die körperlichen Empfindungen, die es auslöst, an: Heiß oder kalt, kitzelig oder prickelnd? Hat die juckende Stelle eine Form oder Grenzen?

Der Juckreiz kann sich verstärken, wenn wir ihm viel Aufmerksamkeit schenken.

Wir heißen das, was wir fühlen, willkommen und sind neugierig.

Wie eine Welle im Ozean erreicht ein Verlangen einen Höhepunkt und verliert dann seine Kraft.

Die Stärke eines Drangs bleibt nicht lange gleich.

Nach einiger Zeit wird er schwächer.

Wir erlauben uns, ein weiteres Verlangen zu spüren.

Es sind Gefühle, die kommen und gehen.

Wie steigt ein Verlangen auf?

Wie fühlt sich der Höhepunkt des Verlangens an?

Wenn der Drang zu handeln an Intensität zunimmt, beobachten wir weiterhin den Atem.

Wie fühlt sich das Verlangen im Körper an?

Ändert sich die Intensität des Verlangens mit der Zeit?

Kann man die Empfindungen benennen?

Ist das Verlangen in einen bestimmten Bereich des Körpers zu spüren?

Wie fühlt es sich an?

Wie stark ist die jeweilige Empfindung?

Nehmen die Gefühle und der Drang zu handeln mit der Zeit ab?

Sei neugierig.

Gibt es ein Auf und Ab, wenn das Verlangen den Höhepunkt überschreitet?

Wie fühlt sich der Körper dabei an?

Erlaube dir – ohne Vorwürfe – Verlangen oder Heißhunger zu spüren.

Welche Gewohnheiten und Süchte stehen dahinter?

Akzeptiere dein Verlangen und beobachte, ohne es zu bewerten.

Foto: Heidi Scherm

Nach acht Jahren in Indien und Nepal unterrichtet Gerald Blomeyer seit 2015 Kurse zur Meditation, achtsamen Kommunikation und Buddhismus in Berlin und Hamburg. Beruflich lehrte er zehn Jahre an Universitäten und leitete 17 Jahre seine eigene PR-Agentur. Auf seiner Website finden Sie auch geführte Audio-Meditationen: www.blomeyer.berlin Eine Auswahl auch auf Insight Timer


Freitag, 26. Mai 2023

 Philrunde 2. Juni 2023

Was wir von der Meditation lernen können                    Ethik Heute         

Energiekrise und Inflation erzeugen Furcht vor Wohlstandsverlusten. Doch wie kann man innerlich frei bleiben und mit Ängsten und dem Verlangen, dass alles bleibt, wie es ist, gut umgehen? Meditationlehrer Gerald Blomeyer gibt Anregungen aus der Achtsamkeitspraxis: Gefühle, auch unangenehme, wahrnehmen, und sie abklingen lassen – wie Wellen.

Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das Verlangen richten und diese Haltung negativ bewerten, verlängern wir ungewollt ihre Dauer und verstärken die Intensität, mit der es erlebt wird.“ Jennifer Talley

Seit Generationen setzen die reichen Industrienationen auf Wirtschaftswachstum, um ihren Wohlstand zu sichern und zu vermehren. Gleichzeitig rücken die negativen Folgen für die Erde immer mehr in den Fokus.

Heute überlagern sich Krieg, Klima- und Energiekrise. Mittlerweile wissen alle, dass wir neu denken und anders handeln müssen. Die Menschen im Westen fürchten sich vor Wohlstandsverlusten, aber eine Anpassung des Lebensstils ist unausweichlich.

Wer Achtsamkeit oder andere Formen der Meditation übt, kann hier Anregungen finden, um mit Ängsten und Projektionen, aber auch mit Verlusten, Erwartungen und Sehnsüchten anders umzugehen.

Was sagt uns die Achtsamkeit? Das Leben entfaltet sich von Augenblick zu Augenblick. Wer achtsam innehält, kann die Gedanken und Gefühle anschauen, die jetzt da sind, anstatt sich über die Zukunft zu sorgen oder Vergangenes zu bedauern. Alle Erfahrungen sind flüchtig.

Ein Verlangen, zum Beispiel nach einer komfortablen Lebenssituation, entsteht impulsiv und drängt uns, gewohnheitsmäßig zu handeln. Es wird durch ein Ereignis, einen Gedanken, ein Gefühl, eine Erinnerung oder ein Bild ausgelöst.

Hilfe bei der Entwöhnung

Wer kennt das nicht? Ich spüre einen emotionalen Schmerz und glaube, dass Schokolade ihn lindert und mich glücklich macht. Doch das Glück ist nur vorübergehend. Je mehr ich mich nach etwas sehne, desto stärker wird mein Wunsch, es zu haben.

Der Drang, mich bei Facebook einzuloggen oder jemanden zu kontaktieren, sobald ich mich einsam oder gelangweilt fühlte, lenkt vom unangenehmen Gefühl nur vorübergehend ab. Der Psychologe Dr. Alan Marlatt, der sich viel mit Sucht beschäftigt und das Addictive Behaviors Research Center an der University of Washington leitet, entwickelte das Programm Surfing the Urge (vielleicht zu übersetzen mit „Auf dem Verlangen surfen“), um bei der Entwöhnung zu helfen.

Marlatt vergleicht das Verlangen mit einer Welle im Ozean. Auch die stärkste Welle vergeht relativ schnell. In ähnlicher Weise kann ein Verlangen intensiv sein, es dauert nach aber meist nur etwa 15 Minuten und ebbt von allein ab, wenn es nicht mit Gedanken weiter genährt wird.

Das Surfen auf dem Verlangen hilft, die Gefühle zu erkennen, ohne sich von ihnen beherrschen zu lassen. Studien zeigen, dass diese Technik doppelt so effektiv ist wie der Versuch, dem Verlangen durch Willenskraft zu widerstehen. Vermeidung oder Unterdrückung ist also keine gute Idee, denn dadurch verstärkt sich das Verlangen noch.

In jedem Augenblick kann man neu entscheiden

Der Geist und wie er verfasst ist, entscheidet darüber, wie ein Mensch die Wirklichkeit wahrnimmt. Starke Gefühle von Ablehnung oder Verlangen drängen ihn in eine jeweilige Richtung. Doch in jedem Augenblick kann man entscheiden innezuhalten, sich zurückzuhalten und etwas nicht zu tun.

Man kann, wenn man ungeschickt gehandelt hat, erst einmal neutral reagieren. Man kann sich darin üben, alles so substanzlos wie in einem Traum anzusehen oder wie bei einer Welle, die hochsteigt und bricht. Das schafft den Raum, andere Qualitäten wie Achtsamkeit, Weisheit, Mitgefühl und Liebe zu manifestieren.

Wer direkt erfährt und sieht, wie alles entsteht und vergeht, braucht dies weder als gut noch als schlecht zu bewerten. Das heißt nicht, dass man nicht zwischen ethisch heilsamen und unheilsamen Gedanken unterscheidet.

Entspannt Nein sagen

Wir können ein Verlangen wahrnehmen, ohne es ausleben zu müssen. Wir können liebvoll nein sagen, das heißt, unsere Wahrnehmungen, Handlungen und Gedanken zurückzuhalten.

Wer immer wieder einem Drang nachgibt, kommt nicht zur Ruhe. Wer den Impulsen folgt, versteht ihre Macht nicht und unterwirft sich. Erst wenn man einen Fluss staut, sieht man die Kraft der Strömung. Prioritäten zu setzen ist deshalb wichtig. Dies ermöglicht es, entspannt nein zu sagen.

Doch meistens wollen wir alles gleichzeitig haben, die Schokolade und die Freiheit. Meditation bedeutet, etwas loszulassen bzw. sich auf etwas einzulassen, um das, was da ist, wirklich und mit Freude zu erleben.

Willkommen heißen hilft Leiden zu überwinden

Kann der Mensch wirklich ohne die Dinge, nach denen er sich sehnt, gut leben? Und wie kann man innerlich frei leben, ohne dem Verlangen und all den Impulsen unterworfen zu sein?

Wer weise und großzügig ist, kann leichten Herzens auf Dinge verzichten. Er erkennt die Vorteile, nein zu dem Verlangen zu sagen, Dinge wegzugeben und loszulassen. Er kann anderen erlauben, das zu genießen, was er verschenkt.

Wer meditiert, lernt die vagabundierenden Ideen oder Sehnsüchte einfach anzunehmen als das, was sie sind: flüchtige Erscheinungen. Dann kann sich der Geist konzentrieren und befriedet werden. Denn hinter den Bewegungen liegt eine tiefe Ruhe.

Folgt man hingegen den Ablenkungen, greift der Geist danach und man verfestigt mit den Gedanken einen Zustand, der eigentlich schon wieder vorbei ist.

In einem Zustand der Stille wird der Geist freier. Man versteht, woher die Impulse kommen, die ihn aus dem Gleichgewicht und der Stille reißen.

Dann kann man den Geist dorthin bringen, wohin man ihn haben möchte. Dieser Gleichmut hilft uns zu sehen, dass wir genug haben und in jedem Moment zufrieden sein können.

Wie der amerikanische Meditationslehrer Joseph Goldstein ausdrück: „Durch die Kraft der Zurückhaltung beginnen wir, unser Wollen, Verlangen und unseren Ärger loszulassen. Das schafft den Raum für eine andere Art von Beziehung, von einer mit Mitgefühl und Liebe.“

Gerald Blomeyer hat auch eine Meditation zum Thema verfasst. Zur Meditationsanleitung “Verlangen in der Meditation anschauen”

Foto: Heidi Scherm

Nach acht Jahren in Indien und Nepal unterrichtet Gerald Blomeyer seit 2015 Kurse zur Meditation, achtsamen Kommunikation und Buddhismus in Berlin und Hamburg. Beruflich lehrte er zehn Jahre an Universitäten und leitete 17 Jahre seine eigene PR-Agentur. Auf seiner Website finden Sie auch geführte Audio-Meditationen: www.blomeyer.berlin Eine Auswahl auch auf Insight Timer

Mittwoch, 26. April 2023

Philosophenrunde-Melle  5. Mai 2023 

Planetare Krise: Liegt die Antwort im Geist?     Aus:  Ethik heute

Cover Metzinger

Ein Buch von Thomas Metzinger

Was können wir den großen Krisen entgegensetzen? „Uns fehlt eine neue Kombination von Herzensgegenwart und Geistesgegenwart“, schreibt der bekannte Philosoph Thomas Metzinger. In seinem Buch schlägt er vor, westliche Philosophie und Wissenschaft mit östlichen Meditationswegen zu verbinden. Ein wichtiges Buch für unsere Zeit.

Thomas Metzinger spricht Klartext: „Wir müssen uns ehrlich machen. Die Menschheit befindet sich mitten in einer planetaren Krise.” So beginnt sein Buch, in dem er den Krisen um Klima und Umweltzerstörung einen inneren Weg entgegensetzt, der Philosophie und Meditation zu einer säkularen Spiritualität verbindet.

Dabei betont er, dass Optimismus fehl am Platz sei. Wenn wir ehrlich sind, so seine Überzeugung, dann wüssten wir, dass die Klimakrise, die die Menschen in Gang gesetzt haben, nicht mehr verschwindet. Im Gegenteil: Auch wenn wir jetzt die CO2-Emissionen senken, wird sich der Klimawandel aufgrund der Trägheit des Klimasystems weiter fortsetzen.

Psychologische Kipppunkte

Nicht nur das: Im Zuge der fortschreitenden Erderwärmung ziehen auch innere Krisen auf. Metzinger nennt diese „psychologische Kipppunkte“. Sind diese erreicht, so seine Analyse, erkennen wir, dass wir uns selbst etwas vorgemacht haben, dass wir wider besseren Wissens nicht gehandelt haben, dass wir als ganze Menschheit gescheitet sind.

Dann werden wir unsere Selbstachtung und den Boden unter den Füßen verlieren. Wir sollten also nicht die drohende äußere Katastrophe abmildern, sondern auch innerlich gerüstet sein.

Ein Ausweg ist für Metzinger die Entwicklung einer neuen Bewusstseinskultur. Dem äußeren, materiellen Wachstum möchte er ein inneres Wachstum entgegensetzen. Wir sollten unsere Aufmerksamkeit auf das lenken, was das menschliche Leben von innen heraus bereichert, etwa Werte wie Selbstmitgefühl, Fürsorge und Mitgefühl, aber auch innere Balance und Ruhe durch Achtsamkeit und Meditation. Er fasst dies unter dem unscharfen Begriff „säkulare Spiritualität” zusammen.

Metzinger hat, wie er berichtet, seit 46 Jahren tiefe Erfahrungen in Meditation gemacht. Immer wieder verweist er auf die “Bewusstheits-Bewusstsein”, ein für ihn erstrebenswerter, nicht-begrifflicher meditativer Zustand tiefen Friedens, in dem auch das Hängen am Ego zur Ruhe kommt.

Intellektuelle Redlichkeit

Gleichzeigt fordert er, dass die neue Bewusstseinskultur auf „intellektueller Redlichkeit” beruhen müsse. Das bedeutet „die Weigerung, sich selbst in die Tasche zu lügen”. Intellektuelle Redlichkeit erkennt Vernunftgründe und wissenschaftliche Erkenntnisse an und lehnt alles ab, was diesen zuwiderläuft. Wenn sie auf Meditation beruht, kommt sie aus „nicht-egoistischen Bewusstseinszuständen, in denen das Ich-Gefühl fehlt.”

Den institutionalisierten Religionen spricht Metzinger intellektuelle Redlichkeit ab. Er bezeichnet sie als „Wahnsysteme”, denn sie setzten sich über Evidenzen hin, leugneten die Sterblichkeit leugneten und trösteten sich mit der Erlösung im Jenseits.

Was die neue Bewusstseinskultur genau beinhaltet, wird nicht im Detail ausgeführt. Offenbar will Metzinger nur einen Anstoß geben, damit so etwas entwickelt werden kann. Dadurch wird das Buch, gerade im zweitenTeil, etwas schwammig und unkonkret. Welche Tugenden sollten in so einer Bewusstseinskultur enthalten sein? Und wie können diese in einer säkularen Gesellschaft kultiviert werden?

Die „Bewusstseins-Bewusstheit” ist vermutlich nicht die Lösung. Nur wenige Menschen können damit etwas anfangen, und es würde große Mühen und Zeit erfordern, den Geist so tief in der Meditation zu schulen.

Unser Lebensmodell hinterfragen

Das Buch ist ein guter Impuls, um über unsere innere Verfasstheit nachzudenken und was diese mit der planetaren Krise zu tun hat. Es ist Metzinger hoch anzurechnen, dass er als westlicher Philosoph einen großen Schritt auf die östlichen Weisheitstraditionen zugeht und Meditation als ein gültiges Erkenntnissystem zulässt. Das weitet den Horizont.

Die Idee, gegen die Katastrophen der Zeit eine neue Bewusstseinskultur zu setzen, ist bedenkenswert. Der Rundumschlag gegen die institutionalisierten Religionen ist allerdings wenig hilfreich. Besser wäre es, angesichts der allgegenwärtigen Krisen den Blick auf das zu richten, was Menschen über Kulturen und Weltbilder hinaus verbindet.

Im Zuge einer neuen Bewusstseinskultur ließen sich Kriterien entwerfen, auf die sich alle einigen müssten, zum Beispiel tolerant, nicht dogmatisch zu sein, demokratische Werte, Menschenrechte, die Gleichheit der Frauen usw. anzuerkennen usw.

Insgesamt ist es ein anregendes Buch, gerade weil es so viele Fragen aufwirft und manches offen lässt. Es sollte Pflichtlektüre für alle Entscheider in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein, denn der Ansatz ist überzeugend:

Unsere Lebensmodell, das auf Wachstum beruht, ist nicht nachhaltig und hat die planetare Krise hervorgebracht. Wir sind gescheitert und müssen jetzt Wege finden umzukehren und uns neu zu besinnen. Wie das geht, können wir nur gemeinsam entwickeln. Und dabei müssen wir auch an der geistigen Ausrichtung arbeiten.

Birgit Stratmann

Thomas Metzinger. Bewusstseinskultur: Spiritualität, intellektuelle Redlichkeit und die planetare Krise. Berlin Verlag 2023

 



Montag, 3. April 2023

 Philrunde 14. April 2023:

Auf dem Verlangen surfen                                     

Was wir von der Meditation lernen können           Ethik heute      

Energiekrise und Inflation erzeugen Furcht vor Wohlstandsverlusten. Doch wie kann man innerlich frei bleiben und mit Ängsten und dem Verlangen, dass alles bleibt, wie es ist, gut umgehen? Meditationlehrer Gerald Blomeyer gibt Anregungen aus der Achtsamkeitspraxis: Gefühle, auch unangenehme, wahrnehmen, und sie abklingen lassen – wie Wellen.

Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das Verlangen richten und diese Haltung negativ bewerten, verlängern wir ungewollt ihre Dauer und verstärken die Intensität, mit der es erlebt wird.“ Jennifer Talley

Seit Generationen setzen die reichen Industrienationen auf Wirtschaftswachstum, um ihren Wohlstand zu sichern und zu vermehren. Gleichzeitig rücken die negativen Folgen für die Erde immer mehr in den Fokus.

Heute überlagern sich Krieg, Klima- und Energiekrise. Mittlerweile wissen alle, dass wir neu denken und anders handeln müssen. Die Menschen im Westen fürchten sich vor Wohlstandsverlusten, aber eine Anpassung des Lebensstils ist unausweichlich.

Wer Achtsamkeit oder andere Formen der Meditation übt, kann hier Anregungen finden, um mit Ängsten und Projektionen, aber auch mit Verlusten, Erwartungen und Sehnsüchten anders umzugehen.

Was sagt uns die Achtsamkeit? Das Leben entfaltet sich von Augenblick zu Augenblick. Wer achtsam innehält, kann die Gedanken und Gefühle anschauen, die jetzt da sind, anstatt sich über die Zukunft zu sorgen oder Vergangenes zu bedauern. Alle Erfahrungen sind flüchtig.

Ein Verlangen, zum Beispiel nach einer komfortablen Lebenssituation, entsteht impulsiv und drängt uns, gewohnheitsmäßig zu handeln. Es wird durch ein Ereignis, einen Gedanken, ein Gefühl, eine Erinnerung oder ein Bild ausgelöst.

Hilfe bei der Entwöhnung

Wer kennt das nicht? Ich spüre einen emotionalen Schmerz und glaube, dass Schokolade ihn lindert und mich glücklich macht. Doch das Glück ist nur vorübergehend. Je mehr ich mich nach etwas sehne, desto stärker wird mein Wunsch, es zu haben.

Der Drang, mich bei Facebook einzuloggen oder jemanden zu kontaktieren, sobald ich mich einsam oder gelangweilt fühlte, lenkt vom unangenehmen Gefühl nur vorübergehend ab. Der Psychologe Dr. Alan Marlatt, der sich viel mit Sucht beschäftigt und das Addictive Behaviors Research Center an der University of Washington leitet, entwickelte das Programm Surfing the Urge (vielleicht zu übersetzen mit „Auf dem Verlangen surfen“), um bei der Entwöhnung zu helfen.

Marlatt vergleicht das Verlangen mit einer Welle im Ozean. Auch die stärkste Welle vergeht relativ schnell. In ähnlicher Weise kann ein Verlangen intensiv sein, es dauert nach aber meist nur etwa 15 Minuten und ebbt von allein ab, wenn es nicht mit Gedanken weiter genährt wird.

Das Surfen auf dem Verlangen hilft, die Gefühle zu erkennen, ohne sich von ihnen beherrschen zu lassen. Studien zeigen, dass diese Technik doppelt so effektiv ist wie der Versuch, dem Verlangen durch Willenskraft zu widerstehen. Vermeidung oder Unterdrückung ist also keine gute Idee, denn dadurch verstärkt sich das Verlangen noch.

In jedem Augenblick kann man neu entscheiden

Der Geist und wie er verfasst ist, entscheidet darüber, wie ein Mensch die Wirklichkeit wahrnimmt. Starke Gefühle von Ablehnung oder Verlangen drängen ihn in eine jeweilige Richtung. Doch in jedem Augenblick kann man entscheiden innezuhalten, sich zurückzuhalten und etwas nicht zu tun.

Man kann, wenn man ungeschickt gehandelt hat, erst einmal neutral reagieren. Man kann sich darin üben, alles so substanzlos wie in einem Traum anzusehen oder wie bei einer Welle, die hochsteigt und bricht. Das schafft den Raum, andere Qualitäten wie Achtsamkeit, Weisheit, Mitgefühl und Liebe zu manifestieren.

Wer direkt erfährt und sieht, wie alles entsteht und vergeht, braucht dies weder als gut noch als schlecht zu bewerten. Das heißt nicht, dass man nicht zwischen ethisch heilsamen und unheilsamen Gedanken unterscheidet.

Entspannt Nein sagen

Wir können ein Verlangen wahrnehmen, ohne es ausleben zu müssen. Wir können liebvoll nein sagen, das heißt, unsere Wahrnehmungen, Handlungen und Gedanken zurückzuhalten.

Wer immer wieder einem Drang nachgibt, kommt nicht zur Ruhe. Wer den Impulsen folgt, versteht ihre Macht nicht und unterwirft sich. Erst wenn man einen Fluss staut, sieht man die Kraft der Strömung. Prioritäten zu setzen ist deshalb wichtig. Dies ermöglicht es, entspannt nein zu sagen.

Doch meistens wollen wir alles gleichzeitig haben, die Schokolade und die Freiheit. Meditation bedeutet, etwas loszulassen bzw. sich auf etwas einzulassen, um das, was da ist, wirklich und mit Freude zu erleben.

Willkommen heißen hilft Leiden zu überwinden

Kann der Mensch wirklich ohne die Dinge, nach denen er sich sehnt, gut leben? Und wie kann man innerlich frei leben, ohne dem Verlangen und all den Impulsen unterworfen zu sein?

Wer weise und großzügig ist, kann leichten Herzens auf Dinge verzichten. Er erkennt die Vorteile, nein zu dem Verlangen zu sagen, Dinge wegzugeben und loszulassen. Er kann anderen erlauben, das zu genießen, was er verschenkt.

Wer meditiert, lernt die vagabundierenden Ideen oder Sehnsüchte einfach anzunehmen als das, was sie sind: flüchtige Erscheinungen. Dann kann sich der Geist konzentrieren und befriedet werden. Denn hinter den Bewegungen liegt eine tiefe Ruhe.

Folgt man hingegen den Ablenkungen, greift der Geist danach und man verfestigt mit den Gedanken einen Zustand, der eigentlich schon wieder vorbei ist.

In einem Zustand der Stille wird der Geist freier. Man versteht, woher die Impulse kommen, die ihn aus dem Gleichgewicht und der Stille reißen.

Dann kann man den Geist dorthin bringen, wohin man ihn haben möchte. Dieser Gleichmut hilft uns zu sehen, dass wir genug haben und in jedem Moment zufrieden sein können.

Wie der amerikanische Meditationslehrer Joseph Goldstein ausdrück: „Durch die Kraft der Zurückhaltung beginnen wir, unser Wollen, Verlangen und unseren Ärger loszulassen. Das schafft den Raum für eine andere Art von Beziehung, von einer mit Mitgefühl und Liebe.“

Gerald Blomeyer hat auch eine Meditation zum Thema verfasst. Zur Meditationsanleitung “Verlangen in der Meditation anschauen”

Foto: Heidi Scherm

Nach acht Jahren in Indien und Nepal unterrichtet Gerald Blomeyer seit 2015 Kurse zur Meditation, achtsamen Kommunikation und Buddhismus in Berlin und Hamburg. Beruflich lehrte er zehn Jahre an Universitäten und leitete 17 Jahre seine eigene PR-Agentur. Auf seiner Website finden Sie auch geführte Audio-Meditationen: www.blomeyer.berlin Eine Auswahl auch auf Insight Timer

Donnerstag, 23. Februar 2023

 

Frieden ist eine Qualität

kelvin-han/ unsplash
kelvin-han/ unsplash

Momente der Achtsamkeit

Der Krieg gegen die Ukraine erschüttert die Menschen in Europa. Achtsamkeitslehrerin Julia Grösch ermutigt dazu, sich trotzdem im Alltag dem inneren Frieden zuzuwenden und Momente der Verbundenheit zu stärken. Inneren Frieden zu erfahren heißt nicht, die Augen vor Konflikten zu verschließen, sondern Polarisierung zu überschreiten.

Ist es uns erlaubt, angesichts der schrecklichen Bilder von Krieg und Flucht inneren Frieden zu empfinden? Dürfen wir im Wissen um Hunderttausende Flüchtlinge auf einer Wiese in der Frühlingssonne sitzen, dem Treiben der Hummeln zuschauen und im Frieden sein, obwohl die Welt so ist, wie sie jetzt gerade ist? Oder könnte die innere Bewegung, sich immer wieder dem Frieden zuzuwenden, sogar eine wichtige Arbeit sein, die in dieser Zeit getan werden muss?

Am ersten Sonntag nach dem 24. Februar 2022, dem Beginn des Krieges in der Ukraine waren mein Mann und ich im Odenwald unterwegs. Es war ein traumhaft schöner Frühlingstag, der Himmel über uns wolkenlos blau. Von einer Anhöhe aus schauten wir auf die Dörfer und Höfe, die eingebettet zwischen den sanften Hügeln des vorderen Odenwalds liegen.

Im noch lichten Buchenwald zwitscherten die Vögel, aus der Ferne war das Bellen eines Hundes zu hören. Die Sonne schien warm, der Wind hatte sich auf Sanftheit verlegt. Wir lagen im Gras und schauten auf die Welt, erfüllt und getragen von vollkommenem, umfassendem Frieden.

Innerer Frieden, das ist mir in diesem Moment noch einmal bewusst geworden, kann auch in Zeiten großen Leidens erfahren werden. Es ist unsere Hinwendung zum inneren Frieden als einer Qualität, die Frieden im Außen wachsen lässt – und wir brauchen dringend Menschen, die bereit sind, diese innere Arbeit zu tun.

Konflikte nähren sich von Polarisierung. Es braucht dann Menschen, die darin geübt sind, aus dem gedanklichen Kampf von „falsch“ gegen „richtig“, „gut“ gegen „böse“ auszusteigen. Es braucht Menschen, die mit Interesse zuhören und die es vermögen, alle Kränkungen, Verletzungen, Ängste und Beschämungen aufzunehmen und diese wie in eine große goldene Schale zu legen, damit alles sichtbar und sortiert daliegen kann.

Dann braucht es Menschen, nichts fordern, nichts forcieren, nichts erreichen wollen, die selbst verbunden sind mit tiefem inneren Frieden. Wenn der persische Dichter Rumi von jenem Ort „jenseits von richtig und falsch“ spricht, an dem wir uns treffen, dann brauchen wir Menschen, die diesen Ort und den Weg dorthin kennen und unerschütterlich mit diesem Ort verbunden sind.

Frieden entspringt dem Geist der Verbundenheit

Soweit das Ideal. Ist es Wunschdenken? Ist es Naivität? Immer und überall wurde und wird den Friedliebenden doch Naivität vorgeworfen! Und ja, ich muss nur den Blick auf unser vergleichsweise kleines Familienuniversum werfen, um zu erkennen, wie schnell der Frieden verloren geht.

Gerade in Jahren der Corona-Pandemie, zwischen Homeoffice, online-Schule und online-Studium ging es hier dauernd um Territorien, Grenzen, wer hat welches Recht, wo verläuft die „rote Line“ – und wer eigentlich geht mit dem Hund…? Nie zuvor sind unsere verschiedenen Bedürfnisse zum Beispiel nach „Zeit für sich alleine“ und „Zeit mit anderen“ krasser zutage getreten als in diesen Monaten.

Und an manchen Tagen lagen die Nerven blank und es gab unter uns keinen mehr, der erfüllt war von innerem Frieden. Auch unter Freunden sind Konflikte aufgebrochen und manche Wunde ist noch nicht geheilt.

Was uns aber gerettet hat, ist letztlich der tiefe Wunsch, verbunden zu bleiben. Unterschiede anzuerkennen und zugleich zu wünschen, dass es dem anderen wohl ergeht, waren die Schlüssel zu dem Weg, immer wieder zum Ort des Friedens und der Verbundenheit zurückzukehren.

Frieden, auch das ist mir in diesen Tagen bewusst geworden, heißt eben nicht, dass jeder das kriegt, was er haben will – und dann ist gefälligst mal Friede! Frieden entsteht aus dem Bewusstsein der Verbundenheit aller Menschen, Tiere und Pflanzen als einem lebendigen, höchst beweglichen, aber auch verletzlichen Gewebe.

Frieden entsteht aus dem Wunsch, dieses Gewebe zu schützen und einen Betrag zu seiner Heilung zu leisten. In diesem Sinn sollten wir unseren Beitrag, den wir im Alltag durch friedliches Sein und friedvolles Tun leisten, nicht gering einschätzen – was leicht geschieht angesichts weltbewegender Ereignisse und der Macht, die Bilder vom Kriegsgeschehen über uns haben.

Sich dem Frieden zuwenden, innen und außen

Ich halte es jetzt für eine wichtige Aufgabe, auf einer Wiese zu sitzen und den Hummeln beim ersten Flug in den Frühling zuzuschauen. Frieden in mir wirkt sich auf vielen Ebenen und auf viele andere aus.

Ebenso wichtig ist mir die Zeit auf meinem Meditationskissen, in der ich mich darin übe, die aufsteigenden Gefühle von Verzweiflung, Wut und Hilflosigkeit angesichts der Nachrichten zu halten oder mich an Momente des Friedens in meinem Leben zu erinnern.

Auch ist es gut, wenn wir einander Geschichten und Gedichte vom Frieden zu erzählen. Es dient dem Frieden, in einer stressigen Situation zunächst ein paar Atemzüge zu nehmen, bevor wir einem Kind dabei helfen, die Jacke anzuziehen oder einem alten Menschen dabei helfen, eine Jacke auszuziehen. Es dient dem Frieden, umsichtig mit den eigenen Ressourcen umzugehen und die nächste Aufgabe aus einer friedlichen Haltung heraus zu erledigen – oder erstmal eine Pause zu machen.

Frieden, daran erinnern wir uns jetzt, ist kein statischer Zustand. Frieden ist eine Qualität. Wir sind mit dieser Qualität verbunden, sobald wir uns ihr zuwenden. Wir können sie finden, im Außen und im Inneren.

Unsere Arbeit besteht darin, angesichts der eigenen Unvollkommenheit und der Unvollkommenheit der Welt, innerlich Frieden zu schließen. Das ist das Gegenteil davon, Konflikte zu ignorieren, die Augen vor Problemen zu verschließen oder uns in Sicherheit zu wiegen. Es ist diese innere Arbeit, die getan werden muss und die uns hilft, mit Angst und Trauer umzugehen. In jedem Augenblick liegt die Möglichkeit, neu damit anzufangen.

Foto: privat

Julia Grösch ist Achtsamkeitslehrerin und zertifizierte Trainerin für Mindful2Work (Vorbeugung von Stress und Erschöpfung in Alltag und Beruf). Sie unterrichtet diesen Kurs online für Einzelne und Gruppen. Mehr Artikel und Infos finden Sie auf ihrer Seite Achtsamkeit und Begegnung.