Donnerstag, 25. Juni 2020


Corona – ein systemrelevantes Virus?
                                                                           Christian Brehmer
Die Selbstheilung unseres Planeten
Der Gesamtlebensraum unserer Erde, der Ozeane und den Erdboden umfassenden Biossphäre, mit der sie umhüllenden Atmosphäre, bildet ein gigantisches,  organisch rückgekoppeltes System. Seit dem Auftreten des Lebens vor etwa 3, 5 Milliarden Jahren hat sich das Klima auf der Erde nicht wesentlich geändert. Davon zeugen fossile Organismen, die für ihre Existenz etwa die gleichen Lebensbedingungen brauchten wie die gegenwärtigen. Trotz des sich wandelnden Energieausstoßes der Sonne, trotz der Einbrüchen kosmischer Strahlen, trotz der Änderungen des Erdmagnetfeldes, trotz tiefgreifender Umwälzungen auf der Erdoberfläche und Variationen der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre, wurden weitgehend konstante Lebensbedingungen für die Evolution des Lebens aufrecht erhalten. Der Salzgehalt der Meere z.B. oder der Sauerstoffgehalt der Luft – nur geringe Abweichungen würden das Leben gefährden.
„Dass dies bloß zufällig so sein sollte, ist ebenso unwahrscheinlich, wie eine blinde Autofahrt durch den Stoßverkehr unverletzt zu überstehen“, sagt einer der namhaften Erforscher unseres sich selbstregulierenden Planeten, der englische Biophysiker James Lovelock[i]. Tatsächlich deuten moderne Forschungsergebnisse daraufhin, dass sich das Ökosystem Bio- und Atmosphäre in seiner Ganzheit wie ein lebendes System verhält. Durch ständige Zufuhr hochwertiger Sonnenenergie und Abfuhr niederwertiger Restenergie in den Weltraum hält es sich wie jedes andere lebende System beständig in einem Zustand des Fließgleichgewichtes und schirmt sich gegenüber dem Weltraum ab. Die Gesamtheit der Organismen auf der Erde könnte in gemeinsamer Symbiose einen übergeordneten Organismus bilden.
    Das  organismische Verhalten der Erde gab Anlass zur sog. Gaia-Hypothese. Als Gaia, als große Mutter, bezeichnete man die Erde in der griechischen Antike. Tatsächlich hat die Erde, wie wir gesehen haben, während ihrer langen Entwicklungsgeschichte stets für gleichbleibende Lebensbedingungen für ihre Geschöpfe gesorgt, so wie eine Mutter für ihre Kinder sorgt. „Diese Phänomene sind nur verständlich, wenn der Planet als ein einziger lebendiger Organismus angesehen wird“, so Lovelock.   
Alle lebenden Organismen haben die Fähigkeit sich selbst zu regulieren. Wenn  nun die Erde bedroht wird durch einen kurzsichtigen und profitgierigen Menschen, dann wird sie sich wehren. Das Fließgleichgewicht muss gewahrt bleiben.  Und da muss dann ein „systemrelevantes“ Virus herhalten wie Corona, um den Parasiten wieder zur Vernunft zu bringen,  egal wie wir uns die Entstehung des Virus erklären. Möglicherweise bewirkt nachhaltiges kollektives Fehlverhalten gegenüber der Natur ein „morphogenetisches Feld“.[ii] Denn das, was der Mensch der Natur antut,  ist krass kurzsichtig und selbstzerstörerisch. So kann es nicht weitergehen,  und wir können, so berechtigt wir uns wehren, in der letzten Konsequenz dem „heilsamen“ Virus dankbar sein. Er will uns zu Besinnung bringen. Nutzen wir die Chance
Auch dem gemeinen Grippevirus gegenüber müssten wir, streng genommen, dankbar sein. Denn wenn unsere Immunabwehr geschwächt ist, wenn wir über unsere Kräfte gegangen, gestresst  oder unausgeschlafen sind, dann kann das Virus bei uns andocken. Wir reagieren mit einem Lockdown,  legen uns hin und trinken Tee (bis wir 2,5 Kamille haben!). In der Ruhe hat der Körper Zeit, sich selbst zu regulieren,  und der Geist hat Zeit, sich über die Ursache der Grippe Gedanken zu machen. Wir lernen, wir wachsen, wir werden achtsamer.
 Achtsamkeit ist das Hintergrund-Bewusstsein  vom Inhalt unserer  Aufmerksamkeit.  Immer  wenn wir merken, dass unser Bewusstsein von einem Sachverhalt oder von einer Situation vereinnahmt ist, wir uns also damit naiv identifizieren,  können wir  durch einen kleinen Rückstieg, einen sanften Shift  im Bewusstsein, aufwachen und uns in die Gegenwart, in die  Achtsamkeit holen: „presencing“, eine Standort-Neuorientierung[iii].  Achtsamkeit an sich ist reines Bewusstsein, ist naturgegebene Intelligenz, ist Mitgefühl und Urteilsvermögen. Wir können sie fördern, beispielsweise durch Meditation, und sie mehr und mehr in den Alltag integrieren.  Wir handeln in spontanem Einklang mit der Natur: Integrales Bewusstsein.  Gaia kann aufatmen, Corona wird überflüssig – eine durch wissenschaftliche Beobachtungen und Forschungen inspirierte Hypothese.[iv]
Vieles hat sich bereits geändert. Erstaunlich wozu die Menschheit fähig ist, wenn ein bedrohlicher Virus sie unter Druck setzt. Auf einmal hat der Schutz des Menschen Priorität gegenüber der Wirtschaft, die sich teilweise mit Schließungen und Kurzarbeit abfinden muss. Der Mensch rückt wieder in den Mittelpunkt, die Politik hat wieder das Sagen und greift der Wirtschaft unter die Arme mit Milliarden- Krediten.
 Unser neoliberales Wirtschaftssystem hat dem im Menschen angelegten Egoismus und seiner potenziellen Gier Vorschub geleistet. Erziehung und Bildung haben es als Ausgleich versäumt, Achtsamkeitstraining auf breiter Basis anzubieten. Jetzt haben wir das Dilemma.  Wir müssen erkennen, dass der Mensch jenseits von Gedanken und Gefühlen auch ein Selbstbewusstsein hat, dessen Wesen Achtsamkeit ist und das es gilt zu fördern und zu integrieren.[v] Denn Achtsamkeit ist Leben; es ist das Schöne, das Wahre und das Gute in seiner Ganzheit. Geben wir unserem Potenzial eine Chance, beispielweise mit einer Achtsamkeits- oder Meditations-App auf unserem Smartphone[vi]. Rainer Langhans, Ikone der 1968er und Grimme-Preisträger, sieht die ganze Coronakrise als eine Chance zur inneren Einkehr und als eine „Meditationseinheit“. Er ist der Überzeugung, dass das Leben mit seiner „Wahnsinnsmobiltät“ und dem „Tierefressen“ so nicht weitergehen könne.[vii] Ein weiter so wie bisher entspräche nicht dem evolutionären und kreativen Potenzial des Menschen.  



Literatur:

[i] Lovelock, James : Unsere Erde wird überleben. GAIA – eine optimistische Ökologie. München, Zürich:  Piper, 1982, S. 25
Ibd. und Hartmut Schickert: Gaias Rache: Warum die Erde sich wehrt. Berlin: List, 2007
[ii] Sheldrake, Rupert: Das schöpferische Universum. Die Theorie des morphogenetischen Feldes. München, 1981, Meyster
[iii] Come into the present. Gaia-Pesencing Institute: www.presencing.org 
[iv]Brehmer, Christian: Die Evolution des Bewusstseins und die Möglichkeit der Erforschung ihres zukünftigen Verlaufes  im Rahmen eines erweiterten Wissenschaftsverständnisses (Dissertation). Frankfurt/M. Peter Lang, 1992
[v] Ibd.: Woher? Wohin? Orientierung im Leben. Die Evolution des Bewusstseins als Ausweg aus der Krise. Petersberg, 2018, ViaNova, S. 226 ff
[vi] Louise Champion et al. : The efficacy of a brief app-based mindfulness intervention on psychosocial outcomes in healthy adults. Plos One, 2008
[vii] Schmidt, Melanie Heike: Corona als „Meditationseinheit“. Neue Osnabrücker Zeitung, 19.6.2020, S.18



 Corona-relevante Reflexionen in Versen       Klaus Burghardt

 Im Supermarkt
 
Kontakte soll man minimieren!
Ich kann das tun und bleib zu Haus
Nur muss ich - trotz Coronaviren -
Mal hin und wieder dringend raus
 
Dann brauch ich frisches Klopapier
Und meine Tafel Schokolade
Mein wöchentliches Fläschchen Bier
Und lecker Himbeermarmelade
 
Doch bleibt ein mulmiges Gefühl
Das wird euch sicher ähnlich gehn
Meist sitzt ihr mitten im Gewühl
Wo Menschenmassen Schlange stehn ...
 
Was für gewöhnlich alle Welt
Für völlig selbstverständlich hält
Das ist vielleicht in diesen Tagen
Ein guter Grund zum "Danke!" sagen*
 
 
_____
* Und - eigentlich seit Jahren schon -
    Für einen richtig guten Lohn!
 


Corona und die Schwarze Null
 
Wie schnell doch plötzlich alles geht
Wenn die Regierung richtig will
Die Schwarze Null ist obsolet
Nie war's im Bundestag so still
 
Nun hoff ich, auch bei andren Dingen
(Vielleicht sogar bei Umweltfragen?!)
Wird bald schon Ähnliches gelingen
Kommt nämlicher Elan zum Tragen
 
Pardon, das war natürlich Quak
Ein kleiner Scherz, nicht ernst gemeint
Doch was ich mich tatsächlich frag
Und was mir sehr bedenklich scheint:
 
In einer solchen Katastrophe
Hat die Regierung freie Bahn
Der Bürger wird - zunächst auf Probe -
Vom "Souverän" zum Untertan
 
Ich möchte dringend davor warnen
Dies dauerhaft zu akzeptieren
Wie immer sie den Angriff tarnen -
Einst ging's um Terror, jetzt um Viren ...
 
(Und mancher fürchtet ja schon heut
Dass bald das nächste Virus dräut!)
 
Wir sollten also dieser Tage
Mehr, als wir das schon früher machten
Besonders jetzt, in dieser Lage
Genau auf unsre Rechte achten
 
 
PS:
Ist alles, was hier grad passiert
 Tatsächlich evidenzbasiert?
                                              www.diverseverse.de