Nachlese 1.4. 2016 Christian Brehmer
Wie
gehen wir mit dem Fremden um?
Das Thema
bewegt uns alle, bedingt durch die aktuelle Situation in unserem Lande
aber auch ganz allgemein und persönlich.
„Alles, was fremd ist, von dem man nichts weiß, ist nicht überschaubar, macht
zunächst Angst.“ (Christine)
Wir hatten 3 Referenten diesmal als Impulsgeber mit
jeweiligem Diskussions-Papers. Bei Dieter (1) ging es um die Bewältigung der
Angst im 2. Weltkrieg durch die Kunst: Als Kind kauerte er im Keller mit Bombenhagel über
ihm. Er tröstete sich mit Zeichnen. Später dann mit Rainer Maria Rilke: „Du
must dein Leben ändern“ sagt der Dichter. Denn wenn jeder sein Leben ändert in
Richtung Friedfertigkeit, ändert sich auch die Welt.
Das Gedicht „Das Fremde in mir“ von Klaus (2) kennen
wir bereits aus der letzten Vorschau. Er sucht darin nach dem angemessenen Verhalten
gegenüber dem Hilfsbedürftigen vor seiner Tür.
Es geht um ethische, politische und soziale Erwägungen, der Verfasser
macht es sich nicht leicht: „... das Unbequeme wird mitgedacht“. Durch die
Begegnung mit dem Fremden bricht das Fremde in ihm selbst auf. Klaus sieht das
durchaus als positiv, als Bewusstwerdung und als Anregung das eigene Leben
bewusst zu gestalten. Wird ihm dieser Prozess der
Bewusstwerdung aus der Hand genommen, so befremdet ihn das. Denn Bewusstwerdung ist zugleich
Selbstfindung.
Anknüpfend an das obige Zitat macht Christine (3) in
ihrem Thesenpapier eine Reihe von konkreten Vorschlägen zur Bewältigung der
Angst. Diskutiert wurden u.a.
-
Ehrlichkeit,
Probleme beim Namen nennen
-
Neugier auf das
Andersartige
-
Fragen stellen
-
Überschaubarkeit
- Gestaltender Akteur sein
-
Integration von
beiden Seiten auf gleicher Augenhöhe
-
Selbstvertrauen
Christine: „Kulturelle Unterschiede zu
leugnen ist keine Lösung, man muss sie anschauen und sich an einen Tisch
setzen.“ Die Dinge anschauen und nicht
unmittelbar aus dem Bauch reagieren, setzt Bewusstwerdung voraus. In unserer
Meditation zu Beginn der Philrunde üben wir das ein.
Vorschau 6.5.2016
Was ist Wahrheit? II: Die Wahrheit hat es schwer Jürgen Staas
"Was
ist Wahrheit?" Die Frage hat uns bereits beschäftigt. Es lohnt sich aber
auch, sich mit dem Gegenteil zu
beschäftigen. Die Wahrheit hat viele Widrigkeiten und Widerstände zu
überwinden, um ans Licht zu kommen: Schweigen, Verschwiegenheit, Vergessen,
Irrtum, Täuschung, Fälschung, Lüge. Daraus folgen unzählige Diskussionspunkte:
- Das Schweigerecht
des Angeklagten. Darf man Druckmittel anwenden, von der Beugehaft bis zur
Folter?- Problematische Zeugenaussagen. Erinnerungen unterliegen Veränderungen, Irrtum, Vergessen, Täuschung. - Zweifelhafter Wert von Sachverständigen-Gutachten.
Probleme der Pressefreiheit, Propaganda, „Lügenpresse“, „Gleichschaltung“, Zensur.
- Absolutheitsanspruch von Ideologien, Religionen, Konfessionen. („Gottesstaat“)
- Amtsverschwiegenheit/Schweigepflicht verschiedener Berufe: Pfarrer, Rechtsanwälte, Ärzte. Wo sind ihre Grenzen, wenn sich Gefahren für Dritte abzeichnen? (Depressiver Kopilot)
- Marketing und Werbeversprechen.
- Ambivalenz von Transparenz. Der Forderung nach maximaler Transparenz steht der Datenschutz gegenüber. Vertrauen lebt von begrenzter Transparenz.