Freitag, 22. April 2016



Nachlese  1.4. 2016                                   Christian Brehmer

Wie gehen wir mit dem Fremden um?


Das Thema  bewegt uns alle, bedingt durch die aktuelle Situation in unserem Lande aber auch ganz allgemein und  persönlich. „Alles, was fremd ist, von dem man nichts weiß, ist nicht überschaubar, macht zunächst Angst.“ (Christine)

Wir hatten 3 Referenten diesmal als Impulsgeber mit jeweiligem Diskussions-Papers. Bei Dieter (1) ging es um die Bewältigung der Angst im 2. Weltkrieg durch die Kunst:  Als Kind kauerte er im Keller mit Bombenhagel über ihm. Er tröstete sich mit Zeichnen. Später dann mit Rainer Maria Rilke: „Du must dein Leben ändern“ sagt der Dichter. Denn wenn jeder sein Leben ändert in Richtung Friedfertigkeit, ändert sich auch die Welt.

Das Gedicht „Das Fremde in mir“ von Klaus (2) kennen wir bereits aus der letzten Vorschau. Er sucht darin nach dem angemessenen Verhalten gegenüber dem Hilfsbedürftigen vor seiner Tür.  Es geht um ethische, politische und soziale Erwägungen, der Verfasser macht es sich nicht leicht: „... das Unbequeme wird mitgedacht“. Durch die Begegnung mit dem Fremden bricht das Fremde in ihm selbst auf. Klaus sieht das durchaus als positiv, als Bewusstwerdung und als Anregung das eigene Leben bewusst zu gestalten. Wird ihm dieser Prozess   der Bewusstwerdung aus der Hand genommen, so befremdet ihn das. Denn Bewusstwerdung ist zugleich Selbstfindung.

Anknüpfend an das obige Zitat macht Christine (3) in ihrem Thesenpapier eine Reihe von konkreten Vorschlägen zur Bewältigung der Angst. Diskutiert wurden u.a.                             

-         Ehrlichkeit, Probleme beim Namen nennen

-         Neugier auf das Andersartige

-         Fragen stellen

-         Überschaubarkeit

-         Gestaltender Akteur sein

-         Integration von beiden Seiten auf gleicher Augenhöhe

-         Selbstvertrauen

Christine: „Kulturelle Unterschiede zu leugnen ist keine Lösung, man muss sie anschauen und sich an einen Tisch setzen.“  Die Dinge anschauen und nicht unmittelbar aus dem Bauch reagieren, setzt Bewusstwerdung voraus. In unserer Meditation zu Beginn der Philrunde üben wir das ein.



Vorschau 6.5.2016

Was ist Wahrheit? II: Die Wahrheit hat es schwer   Jürgen  Staas


"Was ist Wahrheit?" Die Frage hat uns bereits beschäftigt. Es lohnt sich aber auch, sich mit dem  Gegenteil zu beschäftigen. Die Wahrheit hat viele Widrigkeiten und Widerstände zu überwinden, um ans Licht zu kommen: Schweigen, Verschwiegenheit, Vergessen, Irrtum, Täuschung, Fälschung, Lüge. Daraus folgen unzählige Diskussionspunkte: 
-  Das  Schweigerecht des Angeklagten. Darf man Druckmittel anwenden, von der Beugehaft bis zur Folter?
- Problematische Zeugenaussagen. Erinnerungen unterliegen Veränderungen, Irrtum, Vergessen, Täuschung. - Zweifelhafter Wert von Sachverständigen-Gutachten.
Probleme der Pressefreiheit, Propaganda, „Lügenpresse“, „Gleichschaltung“, Zensur.
- Absolutheitsanspruch von Ideologien, Religionen, Konfessionen. („Gottesstaat“)         
- Amtsverschwiegenheit/Schweigepflicht verschiedener Berufe: Pfarrer, Rechtsanwälte, Ärzte. Wo sind ihre Grenzen, wenn sich Gefahren für Dritte abzeichnen? (Depressiver Kopilot)
- Marketing und Werbeversprechen.
- Ambivalenz von Transparenz. Der Forderung nach maximaler Transparenz steht der Datenschutz gegenüber. Vertrauen lebt von begrenzter Transparenz.