Nachlese 5.9.
Christian
Brehmer
Unsere Philrunde war gut besucht. Kim Lühmann,
Vorsitzende des „Forums für integrale Spiritualität und Lebensgestaltung“,
Osnabrück, hat ein engagiertes und gut verständliches Einführungsreferat über
die Integrale Philosophie gehalten.
Schautafeln haben den Nachvollzug erleichtert. Die anschließende Diskussion war lebendig, mitunter auch emotional.
Die Integrale Philosophie (Ken Wilber) unterstützt uns
auf dem Wege zur Ganzheit, sie unterstützt uns zu werden, der wir im Grunde
unserer Natur sind. Anhand eines Orientierungsrasters können wir z.B. unseren gegenwärtigen
Entwicklungsstand einordnen, uns
Defizite bewusst machen, sie aufarbeiten und integrieren:
Entwicklungsstufen, kollektiv (Clare Graves, „GOTT 9.0“) und individuell (etwa im
7-Jahresrhythmus) vermitteln eine Orientierung.
Entwicklungslinien gewähren Einblick in Lebensbereiche, in denen wir uns evtl.
unterschiedlich entwickelt haben.
Quadranten dienen als Raster, mit dem wir individuelle
Orientierungs-Schwerpunkte abgleichen können.
Zustände
vermitteln Überblick über Bewusstseinsmodi und einen Ausblick auf das Ziel der
Entwicklung: ein Leben in der „Non-Dualität“, der Nichtzweiheit. Erst dann sind
wir „ganz“.
Die integrale Theorie, so die Referentin, dient der
Eigen- und Fremdbewertung. So können wir verständnisvoller mit uns selbst und
mit unseren Mitmenschen umgehen. Gemäß unseres Bewusstseins, unserer Wachheit, kommt
das Orientierungsraster zum Tragen. Und es ist ein echter Gewinn sich damit
auseinander zu setzen! Kim:
„Bewusstseinsschulung beginnt bei mir selbst!“
Was zu kurz kam in Referat und Diskussion, war die
Auseinandersetzung mit dem Ziel der Bewusstseinsentwicklung: die Integration
des reinen Bewusstseins (in unserem Kontext der SOPHIA) in den Alltag, der
eigentliche Kern der Integralen Philosophie: Gelebte Non-Dualität – ein Leben in Ganzheit, in der Einheit mit mir
selbst und meiner Umwelt. Nennen wir es Erwachen oder„Erleuchtung“. - Spannend!!!
Vorschau: Die Seele in der indischen Philosophie Peter Bayreuther
Laut der Yogaphilosophie sind wir die Seele.
Aham Brahmasmi: „ich bin ein spirituelles Wesen“ ist die
Grundthese.
Im Westen spricht man ja dagegen davon, dass wir eine Seele (Psyche)
haben.
Wir haben die gleichen Eigenschaften wie Gott, nämlich
Sat (ewiges Sein),
Chid (ewiges Bewusstsein),
Ananda (ewige Freude).
Gott (Krishna) hat aber eine andere Quantität, nämlich
unermesslich groß.
Wir als Seele sind unermesslich klein (Quantität), aber
göttliche Wesen (Qualität).
Wir sind zugleich eins mit Gott und ewig individuell: Gott
ist die Sonne und wir sind die einzelnen Sonnenstrahlen.
Diese Auffassung ist eigentlich recht ähnlich mit der
christlichen, („wir sind Gottes Kinder“) Gott ist ein absolutes Individuum und
auch jede Seele ist ein göttliches, absolutes Individuum.
Das besondere in der indischen Auffasssung ist die Reinkarnation. Wir verkörpern uns immer wieder hier auf der Erde, bis wir die Befreiung erlangen und für immer in Gottes Reich leben können.
Dieses ist die Bhakti-Strömung (Liebe zu Gott), besonders
vertreten durch Shri Chaitanya um 15OO.
Es gibt auch noch die Jnana-Richtung (philosophisches
Forschen), begründet durch Shankara um 800 und aktualisiert durch Shri Aurobindo
(1872 – 1950).
C.Brehmer: Der Integrale Yoga von
Shri Aurobindo geht weitgehend konform mit
dem Kern der Integralen Philosophie nach Ken Wilber: Ziel der
menschlichen Evolution ist die Verwirklichung des non-dualen Bewusstseins, der
verwirklichten Seele im Alltag – ein
Leben aus der Einheit als Grundlage zur Erneuerung unserer globalisierten Welt.
Auroville, die Stadt des Zukunftsmenschen, versteht sich als ein Modellprojekt.
Seele in der Sicht der Kunst Dieter Pentzek
„Seele“ kommt wohl von „See“, von dem
Wasser, auf dem unsere gotischen Vorfahren ihre toten Angehörigen rituell in
Flammen aufgehen ließen. Daher scheint auch der religiöse Gedanke eines
Auffahrens von Seele gen Himmel zu stammen.
Nicht
nur Religion, auch die Kunst hat manchmal diesen Gedanken – z.B. bei Roswitha
und Dieter. Nach einer Pilgerfahrt auf dem Kriegsfluss Düna ließen wir 2006
unsere Malereien vor einem ehemaligen KZ-Gelände bei Riga in Flammen aufgehen.
Deren Seele kam aus der Kunst der Renaissance – der Hoffnung auf einen „Neuen
Menschen“.
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