Freitag, 19. September 2014



Nachlese 5.9.                                                Christian Brehmer

Unsere Philrunde war gut besucht. Kim Lühmann, Vorsitzende des „Forums für integrale Spiritualität und Lebensgestaltung“, Osnabrück, hat ein engagiertes und gut verständliches Einführungsreferat über die Integrale Philosophie gehalten. Schautafeln haben den Nachvollzug erleichtert. Die anschließende Diskussion war lebendig, mitunter auch emotional.
Die Integrale Philosophie (Ken Wilber) unterstützt uns auf dem Wege zur Ganzheit, sie unterstützt uns zu werden, der wir im Grunde unserer Natur sind. Anhand eines Orientierungsrasters können  wir z.B. unseren gegenwärtigen Entwicklungsstand  einordnen, uns Defizite bewusst machen, sie aufarbeiten und integrieren:
Entwicklungsstufen, kollektiv (Clare Graves, „GOTT 9.0“) und individuell (etwa im 7-Jahresrhythmus) vermitteln eine Orientierung.
Entwicklungslinien gewähren Einblick in Lebensbereiche, in denen wir uns  evtl. unterschiedlich entwickelt haben.
Quadranten  dienen als Raster,  mit dem wir individuelle Orientierungs-Schwerpunkte abgleichen können.
Zustände vermitteln Überblick über Bewusstseinsmodi und einen Ausblick auf das Ziel der Entwicklung: ein Leben in der „Non-Dualität“, der Nichtzweiheit. Erst dann sind wir „ganz“.

Die integrale Theorie, so die Referentin, dient der Eigen- und Fremdbewertung. So können wir verständnisvoller mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen umgehen. Gemäß unseres Bewusstseins, unserer Wachheit, kommt das Orientierungsraster zum Tragen. Und es ist ein echter Gewinn sich damit auseinander zu setzen!  Kim: „Bewusstseinsschulung beginnt bei mir selbst!“

Was zu kurz kam in Referat und Diskussion, war die Auseinandersetzung mit dem Ziel der Bewusstseinsentwicklung: die Integration des reinen Bewusstseins (in unserem Kontext der SOPHIA) in den Alltag, der eigentliche Kern der Integralen Philosophie: Gelebte Non-Dualität –  ein Leben in Ganzheit, in der Einheit mit mir selbst und meiner Umwelt. Nennen wir es Erwachen oder„Erleuchtung“. -   Spannend!!!   
 


Vorschau: Die Seele in der indischen Philosophie     Peter Bayreuther

Laut der Yogaphilosophie sind wir die Seele.
Aham Brahmasmi: „ich bin ein spirituelles Wesen“ ist die Grundthese.
Im Westen spricht man ja dagegen davon, dass wir eine Seele (Psyche) haben.

Wir haben die gleichen Eigenschaften wie Gott, nämlich
Sat (ewiges Sein),
Chid (ewiges Bewusstsein),
Ananda (ewige Freude).
Gott (Krishna) hat aber eine andere Quantität, nämlich unermesslich groß.
Wir als Seele sind unermesslich klein (Quantität), aber göttliche Wesen (Qualität).
Wir sind zugleich eins mit Gott und ewig individuell: Gott ist die Sonne und wir sind die einzelnen Sonnenstrahlen.

Diese Auffassung ist eigentlich recht ähnlich mit der christlichen, („wir sind Gottes Kinder“) Gott ist ein absolutes Individuum und auch jede Seele ist ein göttliches, absolutes Individuum.

Das besondere in der indischen Auffasssung ist die Reinkarnation. Wir verkörpern uns immer wieder hier auf der Erde, bis wir die Befreiung erlangen und für immer in Gottes Reich leben können.
Dieses ist die Bhakti-Strömung (Liebe zu Gott), besonders vertreten durch Shri Chaitanya um 15OO.

Es gibt auch noch die Jnana-Richtung (philosophisches Forschen), begründet durch Shankara um 800 und aktualisiert durch Shri Aurobindo (1872 – 1950).
C.Brehmer: Der Integrale Yoga von Shri Aurobindo geht weitgehend konform mit  dem Kern der Integralen Philosophie nach Ken Wilber: Ziel der menschlichen Evolution ist die Verwirklichung des non-dualen Bewusstseins, der verwirklichten Seele im Alltag –  ein Leben aus der Einheit als Grundlage zur Erneuerung unserer globalisierten Welt. Auroville, die Stadt des Zukunftsmenschen, versteht sich als ein Modellprojekt. 

Seele in der Sicht der Kunst                               Dieter Pentzek

„Seele“ kommt wohl von „See“, von dem Wasser, auf dem unsere gotischen Vorfahren ihre toten Angehörigen rituell in Flammen aufgehen ließen. Daher scheint auch der religiöse Gedanke eines Auffahrens von Seele gen Himmel zu stammen.
  Nicht nur Religion, auch die Kunst hat manchmal diesen Gedanken – z.B. bei Roswitha und Dieter. Nach einer Pilgerfahrt auf dem Kriegsfluss Düna ließen wir 2006 unsere Malereien vor einem ehemaligen KZ-Gelände bei Riga in Flammen aufgehen. Deren Seele kam aus der Kunst der Renaissance – der Hoffnung auf einen „Neuen Menschen“.                                                     



 


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