Nachlese 6.5. 2016 Christian Brehmer
Unsere Runde war gut aufgestellt, nicht zuletzt durch zwei "Novizinnen", die uns durch ihre Weisheit, gewachsen im Leben, bereicherten.
Mit Jürgens Thesenpapier (s. Vorschau zum 6.5.) gab es reichlich Stoff zur Diskussion. Herausgestellt wurde u.a. die Hilflosigkeit der Politik gegenüber dem Großkapital. Als Beispiel das kontroverse TTIP (Transatlantiche Handels- und Investitionspartnerschaft):
Bislang fanden die Verhandlungen fast ausschließlich unter den Lobbyist/Innen internationaler Großkonzerne statt. Das Europäische Parlament wird lediglich informiert und ist zur Geheimhaltung verpflichtet. Hinter TTIP versteckt sich ein massiver Angriff auf alles, was uns wichtig ist: soziale Sicherheit, Arbeitsrechte, Umweltlschutz, nachhaltige Landwirtschaft, Demokratie u.a.mehr.
Das gleiche Dilemma klingt an in dem von Jürgen eingebrachten Vortrag von Rainer Mausfeld, Uni Kiel: "Warum schweigen die Lämmer?"
Der Vortrag behandelt das Problem dominierender Minderheiten und der schweigenden Mehrheit in der modernen Demokratie...
"Dominanz der Wall Street, d.h. Herrschaft der 200 reichsten Familien, die 'Affluent Society'. Verfestigte Institutionen stehen den Wählerwünschen der 90%-Mehrheit entgegen. Die Wahrheit wird bewusst manipuliert, Ängste werden geschürt (fear mongering), die Masse wird narkotisiert. Meinungen werden durch affektive Techniken gesteuert. Ständige Wiederholung dient der Überredung. Folgen werden unsichtbar gemacht, Empörung eingedämmt oder umgeleitet. - Was kann uns davor schützen? Schwachstellen des Menschen, seine Verfügbarkeit sind aufzudecken, das natürliche Immunsystem zu stärken. Also letztlich hilft nur Aufklärung. ´Was wir tun, hängt von dem ab, was wir wollen.`" (Sonderbares Fazit! Binsenweisheit? Truism?)
Chris: Was wir wollen, hängt von dem ab, was wir sind, von unserem Bewusstsein. Und das lässt sich erweitern. Gandhi: "Du selbst bist die Veränderung, die du dir erwünscht von dieser Welt."Bislang fanden die Verhandlungen fast ausschließlich unter den Lobbyist/Innen internationaler Großkonzerne statt. Das Europäische Parlament wird lediglich informiert und ist zur Geheimhaltung verpflichtet. Hinter TTIP versteckt sich ein massiver Angriff auf alles, was uns wichtig ist: soziale Sicherheit, Arbeitsrechte, Umweltlschutz, nachhaltige Landwirtschaft, Demokratie u.a.mehr.
Das gleiche Dilemma klingt an in dem von Jürgen eingebrachten Vortrag von Rainer Mausfeld, Uni Kiel: "Warum schweigen die Lämmer?"
Der Vortrag behandelt das Problem dominierender Minderheiten und der schweigenden Mehrheit in der modernen Demokratie...
"Dominanz der Wall Street, d.h. Herrschaft der 200 reichsten Familien, die 'Affluent Society'. Verfestigte Institutionen stehen den Wählerwünschen der 90%-Mehrheit entgegen. Die Wahrheit wird bewusst manipuliert, Ängste werden geschürt (fear mongering), die Masse wird narkotisiert. Meinungen werden durch affektive Techniken gesteuert. Ständige Wiederholung dient der Überredung. Folgen werden unsichtbar gemacht, Empörung eingedämmt oder umgeleitet. - Was kann uns davor schützen? Schwachstellen des Menschen, seine Verfügbarkeit sind aufzudecken, das natürliche Immunsystem zu stärken. Also letztlich hilft nur Aufklärung. ´Was wir tun, hängt von dem ab, was wir wollen.`" (Sonderbares Fazit! Binsenweisheit? Truism?)
Jürgen: Rainer Mausfeld hat sicher mit seiner Analyse in vielem Recht. Er betrachtet die Welt aus der Sicht eines kritischen Soziologen, der sich auf den amerikanischen Kapitalismus eingeschossen hat und mit Recht auch auf politische Fehlentscheidungen hinweist, mit ihren verheerenden Folgen, Kriegen und Opfern. Der Rest der Welt bleibt weitgehend ausgeblendet. Die oben zitierten "Schwachstellen" des Menschen, seine "Natur", seine biologischen Wurzeln verdienten sicher noch eine vertiefte Betrachtung.
Chris: Zu dieser vertieften Betrachtung gehört auch das Potenzial des Menschen. Er kann sein Bewusstsein von eingrenzenden Gedanken befreien, z.B. durch Meditation, um das reine Bewusstsein, die Quelle der intuitiven Intelligenz zu erfahren: Die Lämmer werden zu Löwen.
Vorschau 3.6. 2016 Jürgen Staas
Verstand –Vernunft – Glaube
„Die Raumfahrt ist ein Triumph
des Verstandes, aber ein Versagen der
Vernunft.“ So lautete ein kritisches Fazit in den 60/70er Jahren, als Sputnik und Mondlandung die Menschheit
bewegten. Das Beispiel macht den Unterschied zwischen Verstand und Vernunft
sofort nachvollziehbar deutlich.
Verstand (lat. Intellectus, von inter legere, zwischen-den Zeilen-
lesen, begreifen.) Wir sprechen vom scharfen Verstand, der fähig
ist, zu analysieren, kritisch zu hinterfragen.
Deshalb ist der „Intellektuelle“ bei politischen und religiösen
Autoritäten so unbeliebt. Er kann
„zersetzend“ und destruktiv wirken. -
Der Verstand erforscht aber auch die Naturgesetze, die dann Anwendung in der
Technik finden, nicht immer zum Segen der Menschheit.– Die Vernunft dagegen (lat. ratio, frz. la raison, oder le bon sens, engl. reason oder common sense) bedenkt pragmatisch-ethisch Zweckmäßigkeit und
Folgen, nimmt also eine moralische Wertung vor.
Nach Descartes (Discours de la méthode) ist der gesunde Menschenverstand
die am besten verteilte Sache der Welt!
Unterschiede erklären sich daraus, dass die Menschen ihre Gedanken auf
verschiedene(n) Wege(n) führen. Aus heutiger Sicht wohl eher eine naiv
dualistische Sichtweise. – Und er Glaube?
Er steht sicher der Vernunft näher als der Verstand. Das deutsche Wort
„glauben“ ist doppeldeutig.Die Theologen unterscheiden die fides qua
creditur von der fidesquaecreditur. Letztere bedeutet glauben im Sinne von für
wahr halten, etwas glauben (engl. to believe). Ist die Jungfrauengeburt oder die
Auferstehung historisch wahr? – Die
fides qua creditur dagegen ist Glauben im Sinne von Vertrauen (engl. faith) oder Zuversicht, an
etwas glauben, eine Haltung, kraft derer
man vertraut, Gott oder einem anderen
Menschen, einer Religion, einer Lehre,
eine Kraft, die „Berge versetzen“ kann. Im
AT ist Glaube der Bund, das Treueverhältnis des Volkes Israel zu seinem einen,
eifersüchtigen Gott. (s. Jan Assmann,
„Exodus“). – Glaube im NT ist das
Vertrauen in einen gütigen Vatergott, wie er im Gleichnis vom verlorenen Sohn
dargestellt wird. Oder Martin Luther zum
Glauben: Woran dein Herz hängt, das ist
dein Gott. Der kritische, unterscheidende
Verstand/Intellekt wird dabei die
Wahrheitsfrage stellen, die Vernunft
sich für die Folgen interessieren. Dazu
ein Jesus zugeschriebenes Wort: „An ihren
Früchten sollt ihr sie erkennen.“
In der Vorschau liegt Brisanz!
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