Sonntag, 23. März 2014




Nachlese 7.3.2014                                          Christian Brehmer

Es ging um das „Kenntnis Buch“, für viele von uns ein Buch mit sieben Siegeln. Es wurde der Türkin Bülent Corak von den „himmlischen Autoritäten“ übertragen und erhebt den Anspruch, alle Religionen in ihrer Essenz zu vereinigen und sie neu zu erklären. Unsere Referentin und langjährige Teilnehmerin unserer Gesprächsrunde, Ayse Önel-Naundorf, hat sich seit mehr als 20 Jahren intensiv mit diesem Buch befasst und Antworten auf ihre vielen Fragen gefunden.
    Dieses Buch, so hörten wir,  ist ungewöhnlich. Wenn man die einzelnen „Faszikel“ liest, bleibt zwar vieles unverständlich. Man muss zwischen den Zeilen lesen können; Widersprüche lösen sich auf einer Metaebene auf. Ferner geht vom Text eine Erkenntnis-vermittelnde Energie aus, die beim Leser – sofern er sich öffnet – Spuren hinterlässt. Denn der Text, so heißt es,  wurde vermittels eine „Licht-Photonen-Technik“ aufgeladen.  Auch in unserem Kulturkreis gibt es Sakral-Sprachen, die weniger aufgrund ihres Inhaltes, als auf der ihr innewohnenden Kraft auf den Zuhörer wirken. Dazu gehört z.B. das in der katholischen Kirche liturgisch eingesetzte Latein.
     Das Kenntnis Buch, so Ayse, vertritt ein neues „Arbeitsprogramm“. Denn die fernöstlichen Philosophien sind nicht in die Breite gegangen (?) und die Heiligen Bücher sind vielfach entstellt, obschon ihre Energien in die Menschheit eingegangen sind. Viele Menschen sind religiös gesättigt und suchen nach etwas Neuem. Sie suchen nach dem Universellen jenseits der Religionen, suchen nach neuem Wissen. Der gute Mensch muss aber auch ein wahrer werden. Er muss erst „Nirwana“, eine neue Bewusstseinsebene erreichen, um dann von dieser Stufe aus angemessen zu handeln. („Du kannst das Problem nicht lösen von der gleichen Ebene, wo das Problem seine Wurzeln hat“, so Albert Einstein.)
   Mit der Not – wendigkeit des Überganges in eine neue Bewusstseinsebene gehen wir konform mit den Ausführungen von Ayse. Denn unsere Politiker z.B. können nicht anders als von der ihnen gegebenen Bewusstseinsebene aus zu handeln. So kommt es    häufig zu „Verschlimmbesserungen“ und zur weitverbreiteten Polit-Verdrossenheit und Orientierungslosigkeit in unserer Gesellschaft – ein Dilemma, das wir bereits im Zusammenhang mit  der Polit-Philosophin Hannah Arendt diskutiert haben.    Eine neue Bewusstseinsebene ist zwingend!  
    Als uns Ayse dann die im Kenntnis Buch vertretene Kosmologie vortrug und komplizierte Schaubilder zeigte, waren viele von uns überfordert und konnten nicht folgen. Es kam die Kritik auf, dass uns hier ein mythisches Weltbild präsentiert wird, das jeglicher Wissenschaftlichkeit entbehrt. –   Aber auch hier könnte man einwenden, dass uns unsere Materiewissenschaft zwar Gesetzmäßigkeiten der Materie aufgedeckt und uns materiellen Wohlstand beschert hat, aber zur geistig-seelischen Verflachung  des Menschen geführt hat. Hier wäre der Beitrag des neuen  „Arbeitsprogrammes“  durchaus zu begrüßen.
    Unsere Philrunde war am 7.3. mehr eine Vortrags- als eine Gesprächsrunde. Ayses sprühende Rhetorik ließ wenig Langeweile aufkommen und  aber auch wenig Zeit zur Reflexion und Diskussion.

Vorschau 4.4. 2014

Am 1. Freitag im April werden wir uns mit einem der großen Philosophen und Mystiker der Scholastik befassen: Meister Eckhart.       Auch er sah seine Aufgabe im Plädoyer für eine neue Bewusstseinsebene. Nur ist seine Sprache, die eines Theologen und eines Erfahrungswissenschaftlers der Metaebene. Für ihn ist die „Abgeschiedenheit“ der Seele, d.h. das von Gedankenvorgängen befreite Bewusstsein, zugleich die Geburt Gottes im Menschen und die Verwirklichung einer neuen Bewusstseinsebene. Das gleiche Anliegen also wie das des  Kenntnis Buches.
      Wir freuen uns am 4.4. auf die Eckhart – Expertin Stephanie von Bar in unserer Runde! Uns erwartet eine Einführung in das Thema und ein spannendes Gespräch! Hier die Kurzfassung der Referentin:  

Der Kurzvortrag zu dem mittelalterlichen Theologen  Meister Eckhart stellt dessen drei deutsche Traktate ins Zentrum der  Untersuchung.
   Hier werden diese Texte  Meister Eckharts nach deren „Sache“, deren „Denken“ und deren „Bestimmung“ gegliedert. Der Vortrag basiert auf einer Promotionsarbeit, die den Versuch macht zu zeigen, dass Eckhart in seinen Traktaten eine logische Ordnung zeigt.  Das Ziel dieses logischen Gedankens ist die Göttlichkeit der menschlichen Seele. Der Vortrag macht den Versuch, die logische Schrittfolge zu Eckharts denkerischem Resultat zu skizzieren.  Ein Kernbegriff in dieser Schrittfolge ist bei Eckhart  die von ihm gedachte „Abgeschiedenheit“. Wie die menschliche Seele in ihr zu höchster geistiger Gelassenheit gelangt, indem sie  „alles läßt“, soll inhaltlich Thema des Vortrages sein.


   

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