Nachlese 7.3.2014 Christian Brehmer
Es ging um das
„Kenntnis Buch“, für viele von uns ein Buch mit sieben Siegeln. Es wurde der
Türkin Bülent Corak von den „himmlischen Autoritäten“ übertragen und erhebt den
Anspruch, alle Religionen in ihrer Essenz zu vereinigen und sie neu zu erklären.
Unsere Referentin und langjährige Teilnehmerin unserer Gesprächsrunde, Ayse
Önel-Naundorf, hat sich seit mehr als 20 Jahren intensiv mit diesem Buch
befasst und Antworten auf ihre vielen Fragen gefunden.
Dieses Buch, so hörten
wir, ist ungewöhnlich. Wenn man die
einzelnen „Faszikel“ liest, bleibt zwar vieles unverständlich. Man muss
zwischen den Zeilen lesen können; Widersprüche lösen sich auf einer Metaebene
auf. Ferner geht vom Text eine Erkenntnis-vermittelnde Energie aus, die beim
Leser – sofern er sich öffnet – Spuren hinterlässt. Denn der Text, so heißt
es, wurde vermittels eine
„Licht-Photonen-Technik“ aufgeladen. Auch
in unserem Kulturkreis gibt es Sakral-Sprachen, die weniger aufgrund ihres
Inhaltes, als auf der ihr innewohnenden Kraft auf den Zuhörer wirken. Dazu
gehört z.B. das in der katholischen Kirche liturgisch eingesetzte Latein.
Das Kenntnis Buch, so
Ayse, vertritt ein neues „Arbeitsprogramm“. Denn die fernöstlichen Philosophien
sind nicht in die Breite gegangen (?) und die Heiligen Bücher sind vielfach
entstellt, obschon ihre Energien in die Menschheit eingegangen sind. Viele Menschen
sind religiös gesättigt und suchen nach etwas Neuem. Sie suchen nach dem
Universellen jenseits der Religionen, suchen nach neuem Wissen. Der gute Mensch
muss aber auch ein wahrer werden. Er muss erst „Nirwana“, eine neue
Bewusstseinsebene erreichen, um dann von dieser Stufe aus angemessen zu
handeln. („Du kannst das Problem nicht lösen von der gleichen Ebene, wo das
Problem seine Wurzeln hat“, so Albert Einstein.)
Mit der Not – wendigkeit
des Überganges in eine neue Bewusstseinsebene gehen wir konform mit den
Ausführungen von Ayse. Denn unsere Politiker z.B. können nicht anders als von
der ihnen gegebenen Bewusstseinsebene aus zu handeln. So kommt es häufig zu „Verschlimmbesserungen“ und zur
weitverbreiteten Polit-Verdrossenheit und Orientierungslosigkeit in unserer
Gesellschaft – ein Dilemma, das wir bereits im Zusammenhang mit der Polit-Philosophin Hannah Arendt
diskutiert haben. Eine neue Bewusstseinsebene ist zwingend!
Als uns Ayse dann die
im Kenntnis Buch vertretene Kosmologie vortrug und komplizierte Schaubilder
zeigte, waren viele von uns überfordert und konnten nicht folgen. Es kam die
Kritik auf, dass uns hier ein mythisches Weltbild präsentiert wird, das
jeglicher Wissenschaftlichkeit entbehrt. –
Aber auch hier könnte man
einwenden, dass uns unsere Materiewissenschaft zwar Gesetzmäßigkeiten der
Materie aufgedeckt und uns materiellen Wohlstand beschert hat, aber zur
geistig-seelischen Verflachung des
Menschen geführt hat. Hier wäre der Beitrag des neuen „Arbeitsprogrammes“ durchaus zu begrüßen.
Unsere Philrunde war am
7.3. mehr eine Vortrags- als eine Gesprächsrunde. Ayses sprühende Rhetorik ließ
wenig Langeweile aufkommen und aber auch
wenig Zeit zur Reflexion und Diskussion.
Vorschau 4.4. 2014
Am 1. Freitag im April
werden wir uns mit einem der großen Philosophen und Mystiker der Scholastik
befassen: Meister Eckhart. Auch er sah
seine Aufgabe im Plädoyer für eine neue Bewusstseinsebene. Nur ist seine
Sprache, die eines Theologen und eines Erfahrungswissenschaftlers der Metaebene.
Für ihn ist die „Abgeschiedenheit“ der Seele, d.h. das von Gedankenvorgängen
befreite Bewusstsein, zugleich die Geburt Gottes im Menschen und die
Verwirklichung einer neuen Bewusstseinsebene. Das gleiche Anliegen also wie das
des Kenntnis Buches.
Wir freuen uns am 4.4.
auf die Eckhart – Expertin Stephanie von Bar in unserer Runde! Uns erwartet
eine Einführung in das Thema und ein spannendes Gespräch! Hier die Kurzfassung
der Referentin:
Der Kurzvortrag zu dem mittelalterlichen Theologen Meister Eckhart stellt dessen drei deutsche
Traktate ins Zentrum der Untersuchung.
Hier werden diese Texte
Meister Eckharts nach deren „Sache“, deren „Denken“ und deren
„Bestimmung“ gegliedert. Der Vortrag basiert auf einer Promotionsarbeit, die
den Versuch macht zu zeigen, dass Eckhart in seinen Traktaten eine logische
Ordnung zeigt. Das Ziel dieses logischen
Gedankens ist die Göttlichkeit der menschlichen Seele. Der Vortrag macht den
Versuch, die logische Schrittfolge zu Eckharts denkerischem Resultat zu
skizzieren. Ein Kernbegriff in dieser
Schrittfolge ist bei Eckhart die von ihm
gedachte „Abgeschiedenheit“. Wie die menschliche Seele in ihr zu höchster
geistiger Gelassenheit gelangt, indem sie „alles läßt“, soll
inhaltlich Thema des Vortrages sein.
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