Nachlese
vom 4.Okt. 2013 Chris Brehmer
Kunst als wichtigster Weg zur menschlichen
Bildung.So die Ausgangsthese
von unserem Politkünstler Dieter Pentzek.
„Bildung hat ein Nachdenken des Einzelnen
über sich und seine Teilnahme am sozialen Leben zur Folge“, so Dieters Definition
einer gelungenen Bildung. Wenn das nur der Konsens wäre in unserem
Kultusministerium, an Schulen und Hochschulen! Allenthalten dominiert die Ausbildung
im Dienste von Wirtschaft und Konsum. „Das Nachdenken des Einzelnen“ bleibt auf
der Strecke. In der Hektik des Alltags kommt die Reflexion und Selbstreflexion
zu kurz. Und die reine Reflexion, die STILLE, die Sophia für welche die
Tiefenphilosophen stehen, ist für viele noch ein Buch mit sieben Siegeln. Aus
der STILLE entspringt eine Kunst die wahrhaft
bildungswirksam ist. So sagte z.B. Caspar David Friedrich:
„Schließe
dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann
fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen, dass es zurückwirke auf andere von
außen nach innen.“
Doch hören wir Dieter selbst:
Kunst als Weg –
war
das Thema, das ich vorgeschlagen hatte, weil mir Kunst seit der Kindheit
wichtig ist. Schon in der ersten Nachkriegszeit hatte ich das Gefühl, dass nur
die Kunst über das Menschsein froh macht. Und so bezeichne ich heute das
Erleben von Musik, Malerei, Dichtung und weiterer Kunstgattungen als
wichtigsten Weg zu menschlicher Bildung.
Ja, bestätigte ein Teilnehmer der Runde.
Das habe schon Rudolf Steiner gesagt, der die Waldorfschule gründete. Und so
kamen wir nach der Frage der Bildung, die ein Nachdenken des Einzelnen über
sich und seine Teilnahme am sozialen Leben zur Folge hat, in unserem Diskurs
zum
Weg menschenwürdigen Handelns.
Für die Rolle, welche die Kunst in
Bildung und Handeln weiterhin spielt -
so brachte ich ein - steht u. a. die Aktion Wie man
einem toten Hasen die Bilder erklärt. Darin bewegte sich Joseph Beuys, dem
toten Hasen auf seinem Arm ins Ohr sprechend, durch die Ausstellungshallen der
Documenta.
Einen weiteren Teilnehmer an der Runde
schien das aber abzustoßen. Aktionen provozieren nur, meinte er. In der Kunst,
wo es um das Schöne gehe, käme es auf meisterhafte Techniken an, aus denen
Aktionen wohl kaum bestünden.
Schönheit liegt, wie man sagt, im Auge
des Betrachters, entgegnete ein anderer. Rückantwort: Was ist daran schön, wenn
man einer Hasenleiche ins Ohr redet?
Etwas schon, gab ein weiterer
Gesprächspartner zu bedenken. Das Liebevolle, was sich darin ausdrücke, das sei
etwas menschlich Schönes. Es habe etwas Hoffnungsvolles – die Aussicht, den
Hasen vielleicht in seinem Jenseits zu erreichen. Er schlug vor, durch
Meditation selbst ins Jenseitige zu blicken.
Darauf sagte ich, dass wir, Roswitha und
ich, auf der Documenta oft meditativ einen abgestorbenen Beuys-Baum begossen
und in den Gesichtern der jungen Schüler, welche mit ihren Lehrern die
Großausstellung besuchten, ein frohes Erstaunen sahen – so als wäre i n i
h n e n der Baum zu neuem Leben erwacht.
Melle,
10.10.2013
Dieter Pentzek
Vorschau 1.11. 2013
Uns erwartet ein Impuls – Referat von Jürgen Staas über „Eine kurze
Geschichte des Mythos“ nach Karen Armstrong, Oxforder
Religionswissenschaftlerin.
Die Autorin beschreibt die
Geschichte des Mythos von den Anfängen der Steinzeit mit den Vorstellungen der
Jäger und Schamanen bis zu den weltanschaulichen Umwälzungen der Neuzeit und
schließlich der Moderne mit ihrer Diskreditierung durch die Naturwissenschaften.
Die Geschichte des Mythos ist zugleich eine Ideen- und Kulturgeschichte der
Menschheit. Nach Armstrong ist der Mythos eine frühe Form der Psychologie und
der Versuch, die Welt zu verstehen.
Jean Gebser gemäß hat die Menschheit im Verlauf der Evolution vier Bewusstseinstufen
durchschritten: die archaische, die magische, die mythische und die mentale Ebene.
Gegenwärtig befinden wir uns im Übergang zur kommenden integralen
Bewusstseinsstufe.
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