Donnerstag, 3. Oktober 2013



Nachlese 6. Sept. 2013                                              Christian Brehmer

Es kam wieder einmal ganz anders als geplant. Wollten wir doch über Unterschied zwischen östlichen und westlichen Ansatz auf der Suche nach Erkenntnis sprechen. Aber es lag wohl etwas anderes in der Luft. Und da heißt es abwägen. Soll man das Thema aufgreifen oder an dem anknüpfen, was  spontan unter den Anwesenden läuft. Wir hatten uns für das letztere entschieden, und es ergab sich ein lebendiger Austausch. Such is life!
Es ging um die Suche nach der Einheit in der Vielheit der Sichtweisen. Denn die unterschiedlichen Sichtweisen, wenn sie zu Überzeugungen verhärtet werden, sind ja der Sand im Getriebe zwischenmenschlicher Beziehungen. Ob das in der Familie ist, am Arbeitsplatz oder auf politischer Ebene. Wir spüren das gegenwärtig besonders deutlich vor den Wahlen am 22.9. Die Suche nach den optimalen Strukturen gesellschaftlichen Zusammenlebens ist unerlässlich und bedarf der Anerkennung. Nur Verhärtungen und Scheuklappen sind kontraproduktiv. Schließlich gibt es nur eine optimale Vorgehensweise, um deren Annäherung alle bemüht sind. Der demokratische Prozess soll dabei helfen. Doch da ist der Sand im Getriebe. Und der sollte hinterfragt werden.
Die Kultur des Hinterfragens und der Reflexion kommt bei uns in der Flut der Information und in der Hektik des Aktionismus zu kurz. Denn in der Reflexion, vor allem wenn sie in die reine  Reflexion einmündet, in die gedankliche Stille, in die Sophia,  kommt es zu einer Annäherung an die Wahrheit und damit zu einer Optimierung der Vorgehensweise. Das gilt für den politischen Prozess, das gilt für mich ganz persönlich bei meinen Entscheidungen im Alltag. Solange ich noch im Getriebe der Gedanken bin, auch wenn der Verstand sie logisch führt, bin ich nicht in der Ganzheit, die sich nur in der Stille auftut. Der Verstand denkt linear, die Wirklichkeit aber ist ein System. Deswegen versuchen wir  zu Beginn unserer Philrunde uns kurz der Stille zu nähern. Und wenn wir eine solche praktische Übung im Alltag übernehmen wollen, bedarf es der Motivation, der Geduld und der Bereitschaft ggf. auch innere Schatten anzuschauen.
In unserer Runde kam es zum Einwand, dass das Stillsitzen und zur Ruhe bringen der Gedanken, also die Meditation, nicht jedermanns Sache ist. Seit eh je gibt es dem Naturel der Menschen entsprechende Wege: Den Weg des (selbstlosen) Handels, den Weg der Hingabe an die höhere Intelligenz, den Weg der (genuinen) philosophischen Reflexion und den Weg der Meditation.
    
Martin Buber: „Gott sagt nicht, das ist ein Weg zu mir und das ist nicht ein      Weg zu mir, sondern alles ist ein Weg zu mir, wenn du es nur zu einem Weg zu mir machst.“

Vorausschau 4.10.2013

Wir wollen  die These von Dieter Pentzek, politisch engagierter Künstler, aufgreifen: „Kunst ist die wichtigste Bildung“. Er hat uns bereits ein ergreifendes Paper ausgehändigt, das die Handschrift seines Erlebens nach dem 2. Weltkrieg trägt. Reich an Anregungen für ein profundes Gespräch!
Nach Goethe werden die höchsten Kunstwerke zugleich als höchste Naturwerke vom schöpferischen Menschen geschaffen. Mithin müssten sie aus der gleichen Quelle kommen…    
        

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen