Nachlese 6. Sept. 2013 Christian Brehmer
Es kam wieder einmal ganz anders als geplant. Wollten
wir doch über Unterschied zwischen östlichen und westlichen Ansatz auf der
Suche nach Erkenntnis sprechen. Aber es lag wohl etwas anderes in der Luft. Und
da heißt es abwägen. Soll man das Thema aufgreifen oder an dem anknüpfen,
was spontan unter den Anwesenden läuft.
Wir hatten uns für das letztere entschieden, und es ergab sich ein lebendiger
Austausch. Such is life!
Es ging um die Suche nach der Einheit in der Vielheit
der Sichtweisen. Denn die unterschiedlichen Sichtweisen, wenn sie zu
Überzeugungen verhärtet werden, sind ja der Sand im Getriebe
zwischenmenschlicher Beziehungen. Ob das in der Familie ist, am Arbeitsplatz
oder auf politischer Ebene. Wir spüren das gegenwärtig besonders deutlich vor
den Wahlen am 22.9. Die Suche nach den optimalen Strukturen gesellschaftlichen
Zusammenlebens ist unerlässlich und bedarf der Anerkennung. Nur Verhärtungen
und Scheuklappen sind kontraproduktiv. Schließlich gibt es nur eine
optimale Vorgehensweise, um deren Annäherung alle bemüht sind. Der
demokratische Prozess soll dabei helfen. Doch da ist der Sand im Getriebe. Und der
sollte hinterfragt werden.
Die Kultur des Hinterfragens und der Reflexion kommt
bei uns in der Flut der Information und in der Hektik des Aktionismus zu kurz. Denn
in der Reflexion, vor allem wenn sie in die reine Reflexion einmündet, in die gedankliche
Stille, in die Sophia, kommt es zu einer
Annäherung an die Wahrheit und damit zu einer Optimierung der Vorgehensweise.
Das gilt für den politischen Prozess, das gilt für mich ganz persönlich bei meinen
Entscheidungen im Alltag. Solange ich noch im Getriebe der Gedanken bin, auch
wenn der Verstand sie logisch führt, bin ich nicht in der Ganzheit, die sich
nur in der Stille auftut. Der Verstand denkt linear, die Wirklichkeit aber ist
ein System. Deswegen versuchen wir zu
Beginn unserer Philrunde uns kurz der Stille zu nähern. Und wenn wir eine
solche praktische Übung im Alltag übernehmen wollen, bedarf es der Motivation,
der Geduld und der Bereitschaft ggf. auch innere Schatten anzuschauen.
In unserer Runde kam es zum Einwand, dass das
Stillsitzen und zur Ruhe bringen der Gedanken, also die Meditation, nicht jedermanns
Sache ist. Seit eh je gibt es dem Naturel der Menschen entsprechende Wege: Den
Weg des (selbstlosen) Handels, den Weg der Hingabe an die höhere Intelligenz,
den Weg der (genuinen) philosophischen Reflexion und den Weg der Meditation.
Martin Buber: „Gott sagt nicht, das ist ein Weg zu mir
und das ist nicht ein Weg zu mir,
sondern alles ist ein Weg zu mir, wenn du es nur zu einem Weg zu mir machst.“
Vorausschau 4.10.2013
Wir wollen die
These von Dieter Pentzek, politisch engagierter Künstler, aufgreifen: „Kunst
ist die wichtigste Bildung“. Er hat uns bereits ein ergreifendes Paper
ausgehändigt, das die Handschrift seines Erlebens nach dem 2. Weltkrieg trägt.
Reich an Anregungen für ein profundes Gespräch!
Nach Goethe werden die höchsten Kunstwerke zugleich
als höchste Naturwerke vom schöpferischen Menschen geschaffen. Mithin müssten
sie aus der gleichen Quelle kommen…
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