Beitrag zur Diskussion am 3.5. 2013 von Angela Muselmann-Bruhn
(Nachlese 3.5. 2013 s. weiter unten)
Freud an seine Vertraute Lou Andreas-Salome
:
“ Hier ist meine geheime Schlussfolgerung : Da wir
unsere gegenwärtige Zivilisation -die von allen am meisten entwickelte- nur als
eine gigantische Heuchlerei betrachten können, muss daraus folgen, dass wir im
Grunde nicht für sie geschaffen sind. Wir werden abdanken müssen, und der große
Unbekannte oder der große Manitu, der hinter dem Schicksal steht, wird dieses
Experiment mit einer anderen Rasse wiederholen.“
So pessimistisch möchte ich das nicht sehen, dem Menschen
möglich, ist etwas anderes, wenn wir nicht mehr versuchen, Seiten unseres
Menschseins zu verdrängen und den Menschen an die Gesellschaft an zu passen,
sondern lernen wieder unseren Gefühlen Ausdruck zu geben, lernen selbst gut für
unsere Bedürfnisse zu sorgen und dann aus dieser Authentizität heraus, wird es
auch möglich werden, im Sinne von Hannah Arendt ins politische Handeln zu
kommen.
Diese erforderliche emotionale Reife, trotz Demokratie seit
1945, scheint mir jedoch auch 2013 noch nicht zahlenmässig in unserer
Gesellschaft ausreichend zu sein, wie die vielen psychosomatischen Krankheiten
und das politische Desinteresse zeigen.
Der Mensch ist mit sich selbst beschäftigt, mit der von ihm
geforderten Anpassungsleistung und dem Versuch, sein daraus resultierendes
Mangelgefühl, auf Umwegen zu befriedigen.
Es stellt sich die Frage, wie
Persönlichkeitsbildung aussehen sollte, um Menschen zum verantwortlichen
politischen Handeln zu befähigen.
Kinder zum selbstbewussten Kämpfen für ihre eigenen
Interessen zu erziehen, erscheint mir nicht der sinnvolle Weg zu sein ( würde
dies als Erziehung zum Ich-Bewusstsein bezeichnen wollen, da für mich, zum
wahren Selbst-bewusstsein, immer der Einschluss, Ich als Teil des Ganzen, das
Wohl aller mit in die Entscheidungen einschließt).
Die Schule muss sich der emotionalen Alphabetisierung
annehmen,
wenn sie nicht Untertanen, brave Konsumenten oder
narzisstisch Erfolgreiche mit Kapital und Macht produzieren möchte,
sondern mündige und politisch verantwortlich handelnde
Weltbürger.
Damit meine ich, Erziehung zu mehr Autonomie,
durch gezielte Sinneswahrnehmungsschulung des eigenen
Körpers und des bewertungsfreien Beobachtens,
erlernen der bewussten Affektregulation und
Selbstmotivation
und üben von Kooperation und Konfliktlösung,
damit endlich fürs Leben und nicht nur für die Schule
gelernt wird.
Inhalte sind das Spielzeug, mit dem immer neu, diese
Kompetenzen geübt werden können.
Da Kinder durch Erfahrung lernen, so lernen Kinder am besten
Respekt, wenn sie selbst respektvoll behandelt wurden,
wenn sie in ihrer Ganzheit angenommen werden, mit ihrer
Angst, Freude, Neugier und Zorn
und sie begleitet werden, damit umgehen zu lernen, statt so
zu tun, als dürfen diese natürlichsten Gefühle gar nicht sein und könnten an
der Gardarobe abgegeben werden.
Wieviel Energie wird wohl freigesetzt werden,
wenn der Kampf gegen die eigene Natur nicht mehr notwendig
ist
und nach außen gerichtet, in Kreativität und
Mitverantwortung umgesetzt werden könnte?
Begrüßen wir die neuen Weltbürger mit „ Willkommen, Du
darfst Du sein, lehre du uns, wieder besser unsere natürlichen Bedürfnisse zu
erkennen, denn hier läuft einiges schief, hier gibt es viel zu verändern, beschenke
uns mit deinen Ideen und Fähigkeiten, wir brauchen Dich, damit wir alle gesund
und verbunden miteinander leben lernen.“
Vorschau 7.6. 2013: Vedische
Philosophie (Peter Bayreuther, Christian Brehmer)
Aus der umfangreichen
vedischen Philosophie hat im Westen vor allem das System des Yoga Eingang
gefunden. Es beinhaltet nicht nur Theorie, sondern schwerpunktmäßig Praxis und
Erfahrung. 11 Millionen Bundesbürger praktizieren Yoga.
Yoga bedeutet Einheit mit
der Seele und damit mit Gott. Es wird in der vedischen Philosophie davon
ausgegangen, dass es eine höhere Intelligenz (Buddhi) der intuitiven
Unterscheidungskraft gibt, die über dem weltlichen Intellekt und den Gedanken,
dem äußeren Ich (Ego) und den Sinneswerkzeugen steht. Es geht darum, sich mit
dieser höheren Intelligenz durch Yoga zu verbinden, gültiges Wissen (Vidya) zu
erwerben und so unser Leben zum Guten und zur Selbstverwirklichung zu steuern
und der Umwelt zu dienen.
Eine populäre Einführung
in die vedische Philosophie und das
Hintergrundwissen des Yoga vermittelt die Bhagavad Gita, der „Göttliche
Gesang“. Wilhelm von Humboldt nannte es „das schönste, ja vielleicht das
einzige wahrhaft philosophische Gedicht der Weltliteratur“.
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