Freitag, 17. Mai 2013



Nachlese 3.5. 2013
Hannah Arendt                                                                       Text: Christian Brehmer

Ja, unsere letzte Runde war eine runde Sache. Zwar ist der Tisch an dem wir sitzen rechteckig,  aber es ging rund wie immer. Nach unserer philosophischen Tiefenexkursion mit Hinführung zur Sophia und anschließender  Sharing-Runde ging es zur Sache. Und die Sache hieß diesmal Hannah Arendt. Wir hatten ein feuriges Impuls-Referat von der Kunsthistorikerin Roswitha Pentzeck, von der man geradezu eine Seelenverwandtschaft zu der großen („orangenen“) Polit-Philosophin spürte. Aus dem von  ihr verfassten Paper gingen zwei Thesen hervor, die hier wiederholt und kurz kommentiert werden sollen.
These 1: Nicht das Sein des Menschen im Singular, sondern das Handeln der Menschen im Plural stellt Hannah Arendt in den Mittelpunkt! Den Philosophen der Vergangenheit – einschließlich Aristoteles (zoon politikon) bis hin zu Nietzsche und Marx – attestiert sie mangelnden Tiefgang des Denkens. Lediglich bei Platon sah sie ihr Ideal der Politik am ehesten verwirklicht.
Kommentar: Das Sein des Menschen wird hier existenziell gesehen, nicht ontologisch, d.h. der Möglichkeit nach im SEIN, der Sophia gründend. Hier liegt das ganze Dilemma der Flachland-Philosophie. Denn ohne Bezug zur Sophia hat alles Denken und Handeln des Menschen im Singular oder im Plural nur den Intellekt als Orientierung. (Hier könnte man Arendt mangelnden Tiefgang vorwerfen.)
These 2: Handeln vollzieht sich in einem öffentlichen Raum, in dem eine Pluralität von Menschen frei miteinander verkehrt und in Rede und Gegenrede um das Wohl ihrer Gemeinschaft besorgt und bemüht sind. Es ist nach Arendt die höchste und wichtigste Form menschlicher Tätigkeit.
Kommentar: Wenn der Bezug zur Sophia fehlt, ist Rede und Gegenrede zur Wahrheitsfindung im demokratischen Prozess durchaus wertvoll. Seine Grenzen werden uns aber in der zerstrittenen Politik und der chaotischen Verwaltung unseres Planeten vor Augen geführt. Eine Vita Aktiva, die nicht in einer Vita Contemplativa gründet, hat keine gültige Orientierung und mündet in Aktivismus und Verschlimmbesserungen.           

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