Mittwoch, 24. August 2022

 

Protokoll der Anregung zum Gespräch                 Waltram Landman    
anlässlich der Philrunde vom 05.08.22 in Melle-Buer, Huntetalstr.12
 
Thema: "Bereitschaft, sich neuen Erfahrungen und Einsichten zu öffnen
             und bekannte kritisch zu durchleuchten versus Verhangensein
             in Gewohnheitsmustern und Akzeptanz gegebener Vorstellungen.
             Wie lassen sich die sich daraus ergebenden Verhaltensweisen
             neurobiologisch erklären und was kennzeichnet einen Philosophen ?"
 
Ausgehend von den unterschiedlichen Aktivitätsmodalitäten des Hirnstamms
und der Großhirnrinde, dem Neokortex, unseres Gehirns - der Hirnstamm Sitz
der Emotionen und der Neokortex Sitz des analytisch folgerichtigen Denkens -
ist auch seit den letzten Jahrzehnten bekannt, dass und wie sich diese unterschiedlichen
Aktivitätsmodi gegenseitig beeinflussen. Die mit den Sinneseindrücken und den
Prägungsmustern einhergehenden Emotionen von Sympathie bis Antipathie
steuern unseren logisch-analytisch funktionierenden Aparat des Neokortex,
und umgekehrt triggern auch die hier entstehenden Gedanken/ Argumente emotionale
Befindlichkeiten.
Also wie emotional belastet ist das, was wir wahrnehmen, mit dem schon zuvor
Erlebten und wieweit werden unsere Gedanken von emotionalen Ladungen gesteuert ?
Dass dies so ist, ist inzwischen hinreichend bekannt, nur bis zu welchem Grade uns
diese Abhängigkeiten gefangen halten, scheint eine Herausforderung für introspektive
Methoden der Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis zu sein.
Wie den Suggestivkräften von Prägungs- und Gewohnheitsmustern entkommen ?
Wie sich den massenhypnotischen Zwängen einer Wirklichkeitsvorstellung entziehen,
wenn diese über gleichgeschaltete Medienberichterstattung morphogenetisch verstärkt
wird ?
Da ist die Philosophie gefragt, nur sie kann den Bann der Fremdbestimmung brechen !
Die Liebe zur Weisheit verlangt ja gerade die radikale Hinterfragung bzw. Offenlegung
des Bedingungsgefüges für das, was als Realität gilt.
René Descartes mit seinem "dubito ergo sum" (= "Ich zweifle, also bin ich") ist ja
beispielhaft dafür, was letztlich als einzig verlässliche Bezugsbasis bleibt, wenn
vermeintliche Realitäten sich als Trugbilder erweisen.
Welch enormen Beitrag zur Realitätsbestimmung hat so auch vor hundert Jahren die
Atomphysik und Quantenfeldtheorie geliefert, die unser materialistisches Weltbild
komplett revolutionierte !
Ohne hier auch transzendentalphilosophische Ansätze und Positionen vorstellen zu
müssen, möge hier das Augenmerk auf das Grundsätzliche der Transzendenz gerichtet
sein. So erweist sie sich als Befreiung von Identifikationen mit vermeintlich gültigen
Bezugspunkten durch die Erfahrung des Transzendierens als besonders hilfreich !
Transzendenz in seiner konsequentesten Form erlaubt ja in besonderem Maße eine
Befreiung von Anhaftungen jeglicher Art und damit eine Erfahrung reinen Seins !
Mit einer solchen Erfahrung bereichert tauchen wir wieder auf und haben die Chance
neutraler Beobachtungen und Beurteilungen, Unstimmigkeiten aufzuspüren und
Trugbilder zu erkennen, ...welch großartige mentale Immunisierung gegenüber 
Scheinwahrheiten und massenhypnotisch wirkenden Fremdbestimmungen, ...und
damit Erziehung zur autonomen Persönlichkeit !
Neurobiologisch geht das einher mit einer offeneren Verschaltung aller Zentren im
neuronalen Netzwerk unseres Gehirns UND unseres vegetativen Nervensystems.
 

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