Donnerstag, 1. Juli 2021

                  Philrunde Juli 2021

Aus dem Aufruf zum Leben entwickelt sich der Aufruf zum beseelten Leben

www.aufruf-zum-beseelten-leben.de 

Eine einseitige Orientierung auf materielle Werte, auf die Lösung der großen Menschheitsprobleme durch Technologie und Digitalisierung, und die biologische Dimension in Gesundheitswesen und Gesellschaft vernachlässigt die seelische und soziale Ebene unseres Menschseins. Im Jahr 2010 haben mehr als 20 leitende Ärzte psychosomatischer Kliniken in einem Aufruf zur psychosozialen Lage in Deutschland ihre tiefe Erschütterung über das Ausmaß seelischer Erkrankungen und psychosomatischer Probleme zum Ausdruck gebracht. Trotz einer beginnenden öffentlichen Diskussion, insbesondere über die Problematik zunehmender Burnout-Prozesse und seelischer Überforderungen in den gesellschaftlichen Entwicklungen, hat die massive psychosoziale Überlastung großer Teile der Bevölkerung weiterhin zugenommen.
 
Daher haben im Jahr 2016 wiederum mehr als 20 leitende Ärzte psychosomatischer Kliniken in dem Aufruf zum Leben sowohl auf das weiterhin bestehende seelische Leiden, als auch auf die Stärke und Lebendigkeit unserer Seele hingewiesen und zu mehr psychosozialer Kompetenz- und Resilienzentwicklung aufgefordert.

Die gegenwärtige Zeit hat uns erneut die Vernachlässigung des Geistig-seelischen und des Zwischenmenschlich-sozialen vor Augen geführt. Die meisten Bevölkerungsgruppen sind durch Infektionsgefahr begründete Ängste und durch langdauernden Stress, angesichts von Vorschriften und Einschränkungen, psychisch massiv belastet.
 
Die überragende Bedeutung der menschlichen Seele in dieser Zeit erfordert eine erneute Aufmerksamkeit. Um die Bedeutung des Erlebens, des Spürens, des Fühlens unserer Innenwelt und auch seiner Tiefe zu betonen, erscheint das Wort „Seele“ als das beste und geeignetste, denn es besitzt eine lange abendländische Tradition, sowohl in unseren Religionen als auch in unseren Philosophien, in unserer Kunst und in unserer Dichtung. Es ist eine Metapher, die für die meisten Menschen intuitiv eine innerlich berührende Bedeutung hat. Es geht in dem folgenden Aufruf nicht um die Frage von Begrifflichkeiten. Somit könnte auch „Psyche“ oder „psychosoziale Dimension“ oder ähnliches mitgedacht werden. Angesichts der gesellschaftlichen Situation, der Diskreditierung von Personen oder Konzepten wegen einzelner nebensächlicher Aussagen oder Begrifflichkeiten, möchten wir auch zum Ausdruck bringen, dass es uns nicht um jedes Detail, jede Frage oder jede Aussage geht, sondern um ein „beseeltes Leben“.
 
Unser Aufruf ist keine Anklage, sondern ein Ausdruck unserer tiefen Erschütterung über die globalen gesellschaftlichen Entwicklungen und der Hoffnung, dass die Würdigung unserer Seele beitragen kann zu einem menschlicheren und lebendigeren Leben.






Wir sind lebendige Menschen, denen ein Leben aus der Verbindung mit der Tiefe unserer mensch­lichen Seele am Herzen liegt.
Wir erleben eine Welt, in der es vorwiegend um materielle Werte und äußeren Erfolg geht!
Wir erleben tagtäglich, wie wir mit Reizen überflutet und zu Konsumverhalten manipuliert werden!
Wir erleben, wie vorwiegend technische und digitale Lösungen für große Menschheitsprobleme, wie Krankheiten, Klimawandel, Artensterben, Überbevölkerung usw. gesucht werden!
Wir werden konfrontiert mit der Komplexität und Unüberschaubarkeit wirtschaftlicher Entwicklungen und Fehlentwicklungen, medialer Information und Desinformation, politischer Polarisierungen und Einflussnahmen auf unser Leben und dies alles in globalisiertem Ausmaß!

Wollen oder können wir überhaupt so weiterleben?

Wir leben in einer Zeit des Wandels, einer Zeit gravierender persönlicher, gesellschaftlicher und globaler Veränderungen. Wir leben in einer Zwischenzeit, in der wir innehalten können und uns mit unseren tiefergehenden Fragen und unseren wesentlichen Werten beschäftigen können. Dies gibt uns die Gelegenheit, in unser tiefstes Inneres zu schauen, in dem wir unser geistig-seelisches Leben finden, nicht nur mit seinem Leiden an der gegenwärtigen Welt, sondern auch mit der Größe seiner Seele und der Inspiration seines lebendigen Geistes.

Wir wollen fragen:
Wie wollen wir leben?
Wie wollen wir persönlich leben?
Wie wollen wir zusammenleben?
Wie wollen wir gebären oder geboren werden?
Wie wollen wir die Entwicklung unserer Kinder fördern?
Wie wollen wir uns begegnen und austauschen?
Wie wollen wir lernen und uns weiterentwickeln?
Wie wollen wir sterben?
 
In was für einer Welt wollen wir leben?
Wie wollen wir informiert und unterhalten werden?
Wie wollen wir regiert werden?
Wie wollen wir mit Gesundheit und Krankheit umgehen?
Wie wollen wir mit unserer Umwelt umgehen, mit den Tieren und Pflanzen?
Wie wollen wir leben, dass nicht nur wir überleben, sondern auch die anderen Lebewesen dieses Planeten?
Was macht das Leben im Grunde lebenswert?
 

Wir wissen, dass es auf alle diese Fragen keine einfachen Antworten gibt!

Wir wissen, dass wir ehrliche und ernsthafte Gespräche benötigen, die von gegenseitigem Interesse, Toleranz und der Suche nach gemeinsamen Wegen gekennzeichnet sind. Dafür benötigen wir eine tiefe innere Verbundenheit mit dem, was uns bei allen äußeren Unterschieden in unserer Seele als Menschen ausmacht. Wir wollen versuchen, all diese Fragen offen zu halten und vielleicht langsam in die Antworten hineinzuleben.
 
In einer Zeit der Fokussierung auf materielle Errungenschaften, technologische Entwicklungen und die biologische Dimension des Menschseins suchen wir nach einem „beseelten“ Leben.
 
Es geht uns um ein Leben in Würde. Wir wollen die Würde des Menschen in jedem Lebensalter, in seiner Diversität, bei Krankheit, im Alter und im Sterben achten und schützen. Wir erkennen die Würde anderer Lebewesen, von Bäumen, Wald und letztlich der Natur in und außerhalb von uns selbst an.
 
Es geht uns um ein Leben in Freiheit. Die Gnade eines letztlichen Freigegebenseins jedes Lebe­wesens spüren wir in unserer Tiefe als Unzerstörbarkeit unserer inneren Freiheit. Wir betrachten unser Recht auf unser freies Leben und unsere Unversehrtheit verbunden mit unserer Verantwortlichkeit für das Leben anderer Menschen und der Natur.
 
Es geht uns um ein Leben in Bewusstheit. Wir vergegenwärtigen unsere Seele und unseren Geist, wer wir sind als Menschen, wie wir miteinander und der Welt umgehen. Wir übernehmen Verant­wortung für die Entwicklung unseres individuellen Bewusstseins und einer aufklärenden und dialo­gischen Bewusstseinskultur.
 

Es geht uns um ein Leben in Liebe und in Verbundenheit mit der Natur. Wir erkennen, dass wir ein Teil der Natur dieser Erde sind und wissen, dass wir nur im „Gespräch“ mit der uns überschreitenden Natur ein würdiges gemeinsames Leben und Überleben finden können.

 
Das Leben ist ein großes, wundervolles Geschenk.
Es will nicht nur überleben, sondern lebendig leben!
Es will nicht nur funktionieren, sondern sich selbst spüren und erleben!

Deshalb wollen wir das Leben lieben und zu einem beseelten Leben aufrufen!
 
Dies ist:
     Ein Aufruf zum lebendigen Leben.
     Ein Aufruf zum Leben in Freiheit und Würde.
     Ein Aufruf zur Menschlichkeit.
     Ein Aufruf zu einem erwachten und bewussten Leben.
     Ein Aufruf zum naturverbundenen Leben.
     Ein Aufruf zum Wesentlichen.
     Ein Aufruf zur Erinnerung an uns selbst und unsere Seele.
     Ein Aufruf zum beseelten Leben.
 

 

    

 

Philrunde Jul


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