Nachschau 02.06.2017: Interview mit Heiner Geisler
Jessika Schwark
Thema: „Mich packt der Zorn“- Interview mit Heiner Geissler anlässlich seiner
Streitschrift „ Kann man noch Christ sein, wenn man an Gott zweifeln muss?“
Schon die erste Frage des Interviews „ Herr Geissler, glauben sie noch an
Gott? und die Antwort „ Ich habe große Zweifel“ geben Stoff für Diskussionen:
Darf man denn überhaupt an Gottes Existenz/ Gottes Wesen zweifeln? Eine
Teilnehmerin berichtet, dies sei in Ihrer Jugend doch eindeutig eine große
Sünde gewesen?
Die folgende Aussage Geisslers: „ Mich packt der heilige Zorn“ lässt ebenfalls
Spekulationen zu- denn was ist überhaupt „ heiliger Zorn“?
Kann ein Mensch, der zornig ist, überhaupt irgendein Thema wahrlich
beurteilen? Oder ist er Sklave seiner Emotionen, die seinen Geist und seine
Wahrnehmung trüben?
Das theistische Gottesbild weist Gott drei wesentliche Eigenschaften zu:
allmächtig, allwissend, allgegenwärtig- warum also gibt es Leiden in dieser
Welt?
An dieser Frage verzweifelt auch der frühere Jesuit Heiner Geissler, spricht
von einem „ Skandal“, der die Kraft hat, jede Generation neu zu erschüttern.
Am Leben und Sterben des historischen Jesus von Nazareth, der „ mein Gott,
warum hast Du mich verlassen“ klagt, stellt sich die Frage nach dem
strafenden Gott.
Geissler kritisiert die Führungselite der Kirchen: „ Zwei Milliarden Christen
könnten die Welt verändern, wenn die entsprechende geistige Führung da
wäre“, diese Aussage führt zur Diskussion über die Eigenverantwortung eines
jeden einzelnen Menschen und zu der Frage, ob wir als Menschen überhaupt
einen freien Willen haben, zu handeln, oder ob wir letzlich nur glauben, frei zu
handeln...
Wir sind uns einig, dass uns das Interview mindestens noch Stoff für einen
weiteren gemeinsamen Abend bietet.
Dieser findet nach unserer Sommerpause am 04.08.17 bei Jürgen Staas statt.
Streitschrift „ Kann man noch Christ sein, wenn man an Gott zweifeln muss?“
Schon die erste Frage des Interviews „ Herr Geissler, glauben sie noch an
Gott? und die Antwort „ Ich habe große Zweifel“ geben Stoff für Diskussionen:
Darf man denn überhaupt an Gottes Existenz/ Gottes Wesen zweifeln? Eine
Teilnehmerin berichtet, dies sei in Ihrer Jugend doch eindeutig eine große
Sünde gewesen?
Die folgende Aussage Geisslers: „ Mich packt der heilige Zorn“ lässt ebenfalls
Spekulationen zu- denn was ist überhaupt „ heiliger Zorn“?
Kann ein Mensch, der zornig ist, überhaupt irgendein Thema wahrlich
beurteilen? Oder ist er Sklave seiner Emotionen, die seinen Geist und seine
Wahrnehmung trüben?
Das theistische Gottesbild weist Gott drei wesentliche Eigenschaften zu:
allmächtig, allwissend, allgegenwärtig- warum also gibt es Leiden in dieser
Welt?
An dieser Frage verzweifelt auch der frühere Jesuit Heiner Geissler, spricht
von einem „ Skandal“, der die Kraft hat, jede Generation neu zu erschüttern.
Am Leben und Sterben des historischen Jesus von Nazareth, der „ mein Gott,
warum hast Du mich verlassen“ klagt, stellt sich die Frage nach dem
strafenden Gott.
Geissler kritisiert die Führungselite der Kirchen: „ Zwei Milliarden Christen
könnten die Welt verändern, wenn die entsprechende geistige Führung da
wäre“, diese Aussage führt zur Diskussion über die Eigenverantwortung eines
jeden einzelnen Menschen und zu der Frage, ob wir als Menschen überhaupt
einen freien Willen haben, zu handeln, oder ob wir letzlich nur glauben, frei zu
handeln...
Wir sind uns einig, dass uns das Interview mindestens noch Stoff für einen
weiteren gemeinsamen Abend bietet.
Dieser findet nach unserer Sommerpause am 04.08.17 bei Jürgen Staas statt.
Vorschau 4.8. 2017: Interview mit Heiner Geißler
(Fortsetzung) Klaus Burghardt
Im
letzten Treffen ging es u.a. um das Problem von Willensfreiheit und
Determinismus. Möglicherweise gibt es hierzu noch Gesprächsbedarf?
Es
wurde auch moniert, daß Geißler viel kritisiere, aber wenig Positives
anzubieten habe. Dem wurde mit dem Hinweis auf Geißlers Christus-Bild
begegnet und mit den Forderungen, die er an die Kirchen stellt. Sind sie
berechtigt? Oder zu radikal?
Die Botschaft Jesu („die Pflicht zur Solidarität unter den
Menschen“), die Frage der Theodizee, Geißlers Einschätzung des Papstes
(„der beste Mann, den wir zurzeit auf der Welt haben. Er kämpft gegen
die globale Ökonomie, 'die tötet' ...“) scheinen mir weitere mögliche
Diskussionspunkte zu sein.
Lest bitte noch einmal den Text der Vorschau zum 2.6.17 „Mich packt der Zorn“ und wenn möglich das Interview vom 31.3.17: http://www.zeit.de/2017/14/heiner-geissler-glauben-alter-interview/komplettansicht
Die
Streitschrift "Kann man noch Christ sein, wenn man an Gott zweifeln
muss?" (7 Euro) von Heiner Geißler ist im März im Ullstein Verlag
erschienen.
Heiner Geißler ist Autor zahlreicher Bücher. Der ehemalige Bundesminister, geb. 1930, war 25 Jahre lang Mitglied des Deutschen Bundestages und Schlichter von Stuttgart 21.
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AntwortenLöschenDer freie Wille
AntwortenLöschenNun hab' ich endlich Feierabend
Da könnt' ich mal ins Kino gehn
Das ist erquickend und erlabend
Hab' lang' kein' guten Film gesehn
Ich kann auch auf den Michel[1] steigen
Und mir die Welt von dort beschauen
Die Neustadt liegt in tiefem Schweigen
Ich bleibe bis zum Morgengrauen ...
Ich könnte auch das Weite suchen
(So mancher ist schon fortgegangen)
Mir irgendeine Reise buchen
Um anderswo neu anzufangen
Ich tue nichts von alledem
Geh' lieber heim zu meiner Frau
Sieht aus, als sei ich zu bequem
Und daß ich mich nicht richtig trau'
(...)
Hier bin ich wohl dem Wasser gleich:
Kann strömen, schäumen, tosen, wallen
Doch ruht es still in seinem Teich
Und scheint sich darin zu gefallen
***
Ich muß mich an die Regeln halten
(Wohl letztlich die Naturgesetze[2]?! )
Drum kann ich mich nicht frei entfalten
So sehr ich meine "Freiheit" schätze[3]
______________
[1] Der Hamburger Michel: „Das Wahrzeichen der Hansestadt ist die Hauptkirche St. Michaelis.
Besonders beeindruckend ist das Kirchenschiff samt der fünf Orgeln, der Gewölbekeller und
die fabelhafte Aussicht vom Kirchturm.“ (http://www.hamburg.de/michel/)
[2] Ist vielleicht ja wohl doch alles determiniert?
Hat der Urknall schon damals das Drehbuch geschrieben?
Wenn die Kausalität unser Leben regiert
Ist uns wahrlich nur wenig an Freiheit geblieben
[3] Siehe Anmerkung
Anmerkung:
----------------
Neulich stieß ich auf einen Text von Schopenhauer und habe mal versucht, seinen interessanten Gedankengang mit eigenen Worten (wie ich ihn verstanden habe) wiederzugeben. So entstanden die o.a. Zeilen. Schopenhauer:
„Es ist sechs Uhr abends, die Tagesarbeit ist beendigt. Ich kann jetzt einen Spaziergang machen, oder ich kann in den Klub gehen; oder ich kann auch auf den Turm steigen, die Sonne untergehen zu sehen; ich kann auch ins Theater gehen; ich kann auch diesen oder jenen Freund besuchen; ja ich kann auch zum Tore hinauslaufen, in die weite Welt, und nie wiederkommen. Das alles steht allein bei mir, ich habe völlige Freiheit dazu; tue jedoch davon jetzt nichts, sondern gehe ebenso freiwillig nach Hause, zu meiner Frau.“ Das ist, meint nun Schopenhauer, gerade so, als ob das Wasser spräche: „Ich kann hohe Wellen schlagen (ja! nämlich im Meere und Sturm), ich kann reißend hinabeilen (ja! nämlich im Bette des Stromes), ich kann schäumend und sprudelnd hinunterstürzen (ja! nämlich im Wasserfall), ich kann frei als Strahl in die Luft steigen (ja! nämlich im Springbrunnen), ich kann endlich gar verkochen und verschwinden (ja! bei achtzig Grad Wärme); tue jedoch von dem allen jetzt nichts, sondern bleibe freiwillig, ruhig und klar im spiegelnden Teiche.“
Und nun:
„Wie das Wasser jenes alles nur dann kann, wenn die bestimmenden Ursachen zum einen oder anderen eintreten, ebenso kann jener Mensch, was er zu können wähnt, nicht anders als unter derselben Bedingung. Bis die Ursachen eintreten, ist es ihm unmöglich; dann aber muß er es, so gut wie das Wasser, sobald es in die entsprechenden Umstände versetzt ist...“
Franz Mehring, Aufsätze zur Geschichte der Philosophie, Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1975, S. 183 f.
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=0ahUKEwiQqqG51cnUAhXHthQKHX9oDKsQFgg-MAQ&url=http%3A%2F%2Fwww.max-stirner-archiv-leipzig.de%2Fdokumente%2FMehring_Franz-Aufsaetze_zur_Geschichte_der_Philosophie.pdf&usg=AFQjCNHLCW5ZTCimhmuraMo9tl-WiV6wTQ&cad=rja