Samstag, 21. Januar 2017



Nachschau  6.1. 2017: Dialogführung nach David Bohm                                                            Christian Brehmer
Diesmal ging es, wie angekündigt, um den Dialog nach David Bohm; es ging um den Versuch einer Optimierung des Gruppengesprächs. Denn in der Gruppe kann es zu kreativen Erkenntnissen kommen, die ein Einzelner nicht leisten kann. Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile: eine Systemgesetz-mäßigkeit der Natur und das Bauprinzip der Evolution (s. Abbildung).  Dazu bedarf in unserem Falle eines entspannten Gruppenfeldes, das die Kreativität fördert. Deswegen noch einmal die Spielregeln, wie sie unser Referent, Klemens Speer, in Anlehnung an David Bohm erarbeitet hat:
- Keine Ping-Pong-Diskussionen zwischen wenigen Teilnehmern. Jeder soll einen Beitrag leisten.
- Aus der eigenen Mitte, aus dem Herzen in den Raum, zur Gruppe sprechen – in Ich-Form.
- Kurze Stille nach jedem Beitrag: nachspüren.
- Es ist nicht erforderlich, Beiträgen, denen ich nicht zustimmen kann, zu widersprechen.
-  Keine Bewertung von Beiträgen.
- Kurze Beiträgen – auf den Punkt kommen.
- Keine Wiederholung von Beiträgen – sondern nur sehr kurze Zustimmung.
- Nicht entweder/oder, sondern sowohl/ als auch.
- Nicht ja oder nein, sondern „in der Schwebe halten.“
- Gute Impulse für Veränderungen, kreative Lösungen kommen oft „von den Rändern“.                             © - Klemens J.P. Speer
Unser Thema „Was ist  Spiritualität?“ wurde in drei Gesprächsrunden unter Berücksichtigung der Spielregeln eingekreist. Jeder konnte mit dem weitergereichten Redestein zu Wort kommen. Es gab profunde Beiträge, deren Wiedergabe eine kurze Nachschau überfordern würde. Hier ein paar repräsentative  Beispiele:
- Sich der Gegenwart öffnen, wach und präsent.
- Der rote Faden im Leben.
- Alles Handeln als Gottesdienst betrachten.
- Die Ebene, die alles durchzieht und vereint.
- Das Leben als Spiel betrachten und mitspielen.
- Alles was den Sinn des Lebens, die Rückkehr zum Ursprung, fördert.
- Das Nachdenken über säkulare Dinge bewirkt Spiritualität.
       Der letzte Punkt war immer zentral in unseren Philrunden:  die Reflektion > dann die Abstraktion in der Meditation > und vielleicht  die reine Reflektion, die STILLE = die Quelle der Spiritualität.                                                                                                                                        In einer letzten Runde lag der Redestein in der Mitte. Jeder konnte ihn sich nehmen und den Abend reflektieren und ggf. kritisch kommentieren.

Vorschau  3.2.2017: Erkenntnis durch 
 Co-Kreativität                 Christian Brehmer
Unsere größten, aktuellen  Probleme fußen auf einer Beziehungskultur, in der wir uns gegenseitig zum Objekt unserer Bewertungen und Absichten machen. Wir könnten die überall anzutreffenden hierarchischen Strukturen aber auch auflösen und uns, statt einander dominieren zu wollen, gegenseitig unterstützen. Ganz automatisch entsteht in einer derartigen neuen Beziehungskultur ein Ausmaß an Co-Kreativität, das es uns leicht macht, gemeinsam Lösungen für die dramatischen Situationen auf der Welt zu finden."      Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe
Wir hatten schon wiederholt unsere Quellen der Erkenntnis thematisiert: Die Sinne, der Verstand, das Bauchgefühl, die Intuition. (Vergl. untenstehendes Gedicht von Klaus Burghardt) Nun hat uns unsere letzte Philrunde die Möglichkeit eine weiteren Quelle der Erkenntnis eröffnet: die Co-Kreativität. Durch Beachtung gewisser Spielregeln im Gruppen-Dialog kann es zu spontanen Erkenntnissen kommen.  Die wenigen angeführten Beiträge zu der Frage „Was ist Spiritualität?“ in der Nachschau vom letzten Mal zeugen von  Tiefe. Vielleicht war hier schon Co-Kreativität im Spiel. Wir wollen das beim nächsten Mal am 3.2. noch einmal austesten mit der Frage „Was kann ich beitragen zu einer besseren Welt?“  Klemens Speer wird uns noch einmal begleiten. Die meisten von uns sind mit den Spielregeln bereits vertraut, so dass wir etwas lockerer einsteigen können.  
„Die höchste Form dieser Art von Austauschprozessen entsteht immer dann, wenn gemeinsam nach Lösungen gesucht wird. Diese gemeinsame Suche nach Lösungen heißt Co-Kreativität, an dem jeder als Individuum beteiligt ist, aber das Ganze sich in einer Gemeinschaft abspielt. Es kommt auf jeden an. Was gefunden wird, ist mehr als das, was sich ein Einzelner ausdenken könnte. Wir scheitern gegenwärtig in so vielen Bereichen unserer gesellschaftlichen Entwicklung, weil wir die Probleme, die wir erzeugt haben und die uns jetzt zu schaffen machen, auf die bisherige Weise nicht lösen können. Wir haben keine Erfahrung, wie wir Gemeinschaften bilden, deren Mitglieder wirklich Interesse haben, die Problem gemeinsam zu lösen und nicht gegeneinander….“  
 Gerald  
Hüter                                                                                                       

Die Intuition                                       Klaus Burghardt      
Jeder möchte wohl gerne Erkenntnis gewinnen
Was ist Wahrheit? so fragt sich die Philosophie
Alles Wissen, so heißt es, hebt an von den Sinnen1
Nur - die geben Dir keine Erfolgsgarantie

Also bleibt der Verstand, wird so mancher sich sagen
[Die Vernunft muß ihn lotsen und leiten und lenken]
Der beschäftigt sich gerne mit kniffligen Fragen
Doch manch' Lösung verschließt sich dem logischen Denken

Nimm nur einmal als Beispiel die Welt der Gefühle
Mit Affekten und Ahnungen, Zweifeln und Angst
Völlig klar, daß Du etwa bei Haß oder Liebe
Mit der Logik wohl kaum zu Erkenntnis gelangst   

Auch auf and'ren Gebieten ergeben sich Schranken
Ob Natur, ob Gesellschaft, ob Recht, ob Moral
Die genialsten, gescheitesten, kühnsten Gedanken
Die verrennen sich völlig und scheitern total

Doch zum Glück gibt's noch and're Erkenntnismethoden
Eine kennen wir alle als „Intuition“
Nach dem Forschen: entspannen, verschnaufen, erholen ...
Und Heureka! - die phänomenale Vision

Archimedes lag chillend verträumt in der Wanne
Als ihn plötzlich abrupt der Erkenntnisblitz traf
Als er unverhofft glasklar die Lösung erkannte ...
Kekulé ging es ähnlich - im halbwachen Schlaf

Unser inneres Auge hat etwas gesehen
Nein, genauer vielleicht: Es hat etwas „geschaut“
Dies will allerdings nun der Verstand auch verstehen
Der hat immer schon sehr auf Kontrolle gebaut

Er will prüfen, bewerten und elaborieren
Als Pragmatiker wie auch als Rationalist
Dann noch implementieren und  verifizieren -
[Und auch dokumentieren! verlangt der Chronist :-)]

Jeder sollte sich also demnächst mal entspannen
Manchem hilft hier ein Bier, and'ren Meditation
Wenn wir nun auch noch jegliches Denken verbannen
Sind wir endlich bereit für die INTUITION



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