Freitag, 19. Juni 2015



Praktische Philosophie – eine Einladung                              Christian Brehmer




Nicht nur philosophieren, sondern auch was tun!  „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Zwar ist schon die Meditation zu Beginn unserer Palaverrunde etwa Gutes  für uns selbst und    durch die positve „Ausstrahlung“ –   für unsere Umwelt. Und vielleicht werden auch die Themen unserer Philrunden,  die gemeinsamen Diskussionen und Reflexionen bei einigen von uns  handlungswirksam. Oder vielleicht lernen wir aus der Arbeit an unserer Dialoggestaltung....




Wir können uns aber auch bewusst für eine gute Handlung entscheiden. Dazu will  der Tag der guten Tat am 8. September eines jeden Jahres in Melle einladen. Es handelt sich um eine Initiative von Georg Trenkler, dem Chef des Meller Bioladens.   Auf der Website www.tag-der-guten-tat heißt es: 
 Wir wollen in unserer Gesellschaft den guten Taten und Nachrichten mehr Beachtung schenken und sie mehr in das Bewusstsein der Menschen bringen.
Immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft fühlen sich einsam, unglücklich und glauben nicht mehr an das Gute in der Welt.
Viele Jugendliche stöpseln sich die Ohren zu und lassen sich von Musik beschallen, vermutlich weil sie die vielen schlechten Nachrichten nicht mehr hören wollen.
Wer hat noch Lust, ein politisches Amt zu übernehmen oder sich mit Gesellschaftsproblemen zu beschäftigen bei all den schlechten Nachrichten?“

Es muss ja nicht gleich ein politisches Amt sein. Es reicht z.B.  wenn ich meiner gehbehinderten Nachbarin, wenn erforderlich,  einen Bringdienst mit meinem Auto anbiete. Oder einfach mal gelegentlich bei ihr reinschaue. Ihr ein Lächeln schenke.  Ihr oder jemanden anders….



Rückblick Dialogabend zum Begriff der Ahnung am 5.6.2015     Angela Muselmann-Bruhn

Da sich bei kritischer Betrachtung, mentale Prozesse, als gar nicht so rational, wie angenommen herausstellen, wollte ich gerade die Menschen ansprechen und einladen sich mit dem Begriff der Ahnung zu beschäftigen, die lieber rein logische und vernunftmäßige Überlegungen bevorzugen, um sich dem Erkennen anzunähern, dass viele Leistungen und Errungenschaften auf künstlerischen und wissenschaftlichen Gebieten, aus Einfällen, Intuitionen, unwahrscheinlichen Vermutungen und Ahnungen hervorgegangen sind.
Am bisher heißesten Abend in diesem Jahr, fand sich dann allerdings nur eine intime Runde von vier Teilnehmern auf Martinas Balkon ein, die von Anfang an eine Offenheit zur Integration von wissenschaftlichen Ergebnissen und persönlichen Erfahrungswahrheiten hatten. Die kleine übersichtliche Runde gab uns die Möglichkeit zu einem tiefgehenden Austausch, bei dem jeder viel von sich selbst einbringen konnte und Gehör fand. Es war für mich spannend zu beobachten, dass durch aufmerksames Zuhören und den einzelnen „unvorbereiteten“ Teilnehmer aussprechen zu lassen, schon automatisch, soviel an unterschiedlichen Aspekten eingebracht wurden, die ich vorbereitend zitieren wollte, so dass ich sie dann nur noch ergänzend einige Philosophen hinzufügen brauchte:
J. C. Hennings sprach von der Ahnung als einem diffusen Zukunftsgefühl, welches sich nur als Konstruktion unserer Erinnerung bei seinem Eintreffen bestätigt.
Kant machte auf die leitende Funktion, die die Ahnung für unsere Erkenntnisbemühungen hat, aufmerksam, da sie sich jedoch begrifflich nicht klar fassen lässt, gehört sie für ihn nicht zum philosophischen Denken.
Jacobi sprach von der Ahnung, als den Anschluss an die Dinge an sich, durch das Gefühl.
Fries führt die Ahnung als eigenständige und dritte Form des Fürwahrhaltens, neben Wissen und Glauben ein.
Albert Görland beschreibt, dass das Phänomen der Ahnung eine Offenbarung, die zugleich Geheimnis bleibt ist und dass genau diese Spannung in diesem Widerspruch die Triebkraft der Ahnung darstellt, nämlich durch das Verlangen ihn aufzulösen.
Schleiermacher definiert Ahnung als Erstzugang zu allen Arten von Erkenntnissen und Inhalten. Die Ahnung steht für eine erste vorsprachliche Form des Verstehens und so ist unser erkennendes Existieren ein von Grund auf symbolisierender Prozess.
Heidegger beschreibt die Ahnung als Form reiner Empfänglichkeit, dort, wo Worte versagen, als ein Gedankenexperiment, dessen unablässiges anrennen gegen die Grenze der Sprache Wortneuschöpfungen nötig macht, er spricht von der Ahnung des Seyns. Heidegger sagt: „es west“, was ausdrücken soll, dass es nicht festgestellt, sondern nur geahnt werden kann.
Die Ahnung ist der Grund, aus dem Erkenntnis niemals abgeschlossen ist, Grundvoraussetzung von und Beginn aller Erkenntnis.
Hogrebe spricht von Ahnungen als erkenntnissmäßige Zustände, die Vorgriffscharakter haben, vage Repräsentationen für etwas, was anders noch nicht zugänglich ist. Ahnungen stehen am Anfang unserer kognitiven Karriere. Ahnung ->Vermutung->Meinung->Wissen
Da wir aber nie sicher sein können, ob wir wirklich wissen, muss der gesamte Corpus unserer Überzeugungen, Meinungen und unseres Wissens stets von unserer Ahnungsnatur umgriffen bleiben, wenn wir für Neues in grundsätzlicher Weise empfänglich bleiben wollen.

Da für mich, die AHNUNG, für jenen entscheidenden Moment steht, in dem etwas zu werden beginnt, ist es für mich sinnvoll, weiter an meiner Offenheit, für Ahnungen empfänglich zu werden und zu arbeiten. Es deucht/dünkt mich und es ahnt/schwant mir, dass das Bemühen, um eine spirituelle Lebenspraxis, mich dabei unterstützt.


Vorschau 3.7.2015                                                       Jürgen Staas

Transparenz
Die Anregung zum Thema geht zurück auf einen "Zeit"-Artikel von 2012, der sich kritisch mit der globalen Forderung nach Transparenz auseinandersetzt. Problematisch ist das Verhältnis von Vertrauen und Transparenz. Maximale Tranparenz würde Vertrauen zerstören, unmöglich machen, mit entsprechenden Folgen für menschliche Beziehungen. -   Vertrauen spielt auch eine wesentliche Rolle im religiösen Glauben. Was verstehen wir unter "Gottvertrauen"? Man lese dazu Psalm 139. -       Transparenz ist auch ein psychologisches Problem. Wie weit durchschauen wir andere Menschen oder auch uns selbst? Wieviel bleibt im Unbewussten verborgen? -  Transparenz ist auch ein soziales oder politisches Problem: aktuell sind die Ausspähungen durch Geheimdienste. Was soll ihnen erlaubt oder verboten sein? Berührt von der Frage sind auch Amtsgeheimnisse von Pastoren, Rechtsanwälten, Ärzten, Bankangestellten. Müssen Ärzte und Geistliche Geheimnisse preisgeben, wenn Gefahr droht? (s. Depressiver Pilot).       Das Thema bietet reichlich Diskussionsstoff.  

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